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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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zu entscheiden sind, allerdings ihren grosen Nutzen ha-
ben 62), indem hier, ohne die gröste Verwirrung zu
veranlassen, die Grundsätze des römischen Rechts nicht
angewendet werden können (§. 60.); so lässet sich doch
deshalb eine allgemeine und unstreitige Gültigkeit dersel-
ben heutiges Tages nicht erweissen, da eines Theils
noch vielen Zweifeln unterworfen ist, ob selbige ehedem
in Teutschland wirklich so allgemein eingeführt gewesen,
als vorgegeben wird, indem es vielmehr an allgemeinen
Gesetzen im teuschen Privatrechte, auch von ältern Zei-
ten her, fast gänzlich mangelt 63); andern Theils,
wenn auch ein solches allgemeines teutsches Recht in den
ältern Zeiten als erwiesen angenommen werden könnte,
dennoch in den neuern Zeiten, und zwar schon seit meh-
rern Jahrhunderten her das römische und andere gemei-
ne Rechte einen solchen Eingang in Teutschland gefun-
den, daß sie nunmehro unstreitig zur gesezmäsigen Richt-
schnur dienen, mithin es heutiges Tages immer quae-
stio facti
ist, ob eine dergleichen Gewohnheit des alten
und mittlern teutschen Rechts, als man anführt, sich
bis auf den heutigen Tag wirklich erhalten haben, wel-
ches daher nicht vermuthet werden kann, sondern von
demjenigen, welcher es behauptet, bewiesen werden muß 64).

Nicht
62) David Georg Strubens Abhandlung von dem Mis-
brauch und guten Gebrauch der alten teutschen Rechte in
Desselben Nebenstunden V. Theil S. 1-82.
63) Io. Sam. Frid. boehmer Progr. de praeiudicio iuris
germ. in causis privatis Frfti
1750. und Frid. Henr. my-
lii
Diss. de genuino iuris germ. univ. hodierni civi-
lis conceptu, Lips.
1751. auch Desselben Diss. de iure
consuetudinario universali Germaniae medii aevi. Lips.

1756.
64) Verschiedene Rechtsgelehrte wollen zwar das Gegentheil
behaupten, weil die Abschaffung eingeführter Gewohnhei-
ten

1. Buch. 2. Tit.
zu entſcheiden ſind, allerdings ihren groſen Nutzen ha-
ben 62), indem hier, ohne die groͤſte Verwirrung zu
veranlaſſen, die Grundſaͤtze des roͤmiſchen Rechts nicht
angewendet werden koͤnnen (§. 60.); ſo laͤſſet ſich doch
deshalb eine allgemeine und unſtreitige Guͤltigkeit derſel-
ben heutiges Tages nicht erweiſſen, da eines Theils
noch vielen Zweifeln unterworfen iſt, ob ſelbige ehedem
in Teutſchland wirklich ſo allgemein eingefuͤhrt geweſen,
als vorgegeben wird, indem es vielmehr an allgemeinen
Geſetzen im teuſchen Privatrechte, auch von aͤltern Zei-
ten her, faſt gaͤnzlich mangelt 63); andern Theils,
wenn auch ein ſolches allgemeines teutſches Recht in den
aͤltern Zeiten als erwieſen angenommen werden koͤnnte,
dennoch in den neuern Zeiten, und zwar ſchon ſeit meh-
rern Jahrhunderten her das roͤmiſche und andere gemei-
ne Rechte einen ſolchen Eingang in Teutſchland gefun-
den, daß ſie nunmehro unſtreitig zur geſezmaͤſigen Richt-
ſchnur dienen, mithin es heutiges Tages immer quae-
ſtio facti
iſt, ob eine dergleichen Gewohnheit des alten
und mittlern teutſchen Rechts, als man anfuͤhrt, ſich
bis auf den heutigen Tag wirklich erhalten haben, wel-
ches daher nicht vermuthet werden kann, ſondern von
demjenigen, welcher es behauptet, bewieſen werden muß 64).

Nicht
62) David Georg Strubens Abhandlung von dem Mis-
brauch und guten Gebrauch der alten teutſchen Rechte in
Deſſelben Nebenſtunden V. Theil S. 1-82.
63) Io. Sam. Frid. boehmer Progr. de praeiudicio iuris
germ. in cauſis privatis Frfti
1750. und Frid. Henr. my-
lii
Diſſ. de genuino iuris germ. univ. hodierni civi-
lis conceptu, Lipſ.
1751. auch Deſſelben Diſſ. de iure
conſuetudinario univerſali Germaniae medii aevi. Lipſ.

1756.
64) Verſchiedene Rechtsgelehrte wollen zwar das Gegentheil
behaupten, weil die Abſchaffung eingefuͤhrter Gewohnhei-
ten
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[378/0398] 1. Buch. 2. Tit. zu entſcheiden ſind, allerdings ihren groſen Nutzen ha- ben 62), indem hier, ohne die groͤſte Verwirrung zu veranlaſſen, die Grundſaͤtze des roͤmiſchen Rechts nicht angewendet werden koͤnnen (§. 60.); ſo laͤſſet ſich doch deshalb eine allgemeine und unſtreitige Guͤltigkeit derſel- ben heutiges Tages nicht erweiſſen, da eines Theils noch vielen Zweifeln unterworfen iſt, ob ſelbige ehedem in Teutſchland wirklich ſo allgemein eingefuͤhrt geweſen, als vorgegeben wird, indem es vielmehr an allgemeinen Geſetzen im teuſchen Privatrechte, auch von aͤltern Zei- ten her, faſt gaͤnzlich mangelt 63); andern Theils, wenn auch ein ſolches allgemeines teutſches Recht in den aͤltern Zeiten als erwieſen angenommen werden koͤnnte, dennoch in den neuern Zeiten, und zwar ſchon ſeit meh- rern Jahrhunderten her das roͤmiſche und andere gemei- ne Rechte einen ſolchen Eingang in Teutſchland gefun- den, daß ſie nunmehro unſtreitig zur geſezmaͤſigen Richt- ſchnur dienen, mithin es heutiges Tages immer quae- ſtio facti iſt, ob eine dergleichen Gewohnheit des alten und mittlern teutſchen Rechts, als man anfuͤhrt, ſich bis auf den heutigen Tag wirklich erhalten haben, wel- ches daher nicht vermuthet werden kann, ſondern von demjenigen, welcher es behauptet, bewieſen werden muß 64). Nicht 62) David Georg Strubens Abhandlung von dem Mis- brauch und guten Gebrauch der alten teutſchen Rechte in Deſſelben Nebenſtunden V. Theil S. 1-82. 63) Io. Sam. Frid. boehmer Progr. de praeiudicio iuris germ. in cauſis privatis Frfti 1750. und Frid. Henr. my- lii Diſſ. de genuino iuris germ. univ. hodierni civi- lis conceptu, Lipſ. 1751. auch Deſſelben Diſſ. de iure conſuetudinario univerſali Germaniae medii aevi. Lipſ. 1756. 64) Verſchiedene Rechtsgelehrte wollen zwar das Gegentheil behaupten, weil die Abſchaffung eingefuͤhrter Gewohnhei- ten

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/398>, abgerufen am 23.11.2024.