Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Origine Iuris. gion selbst, theils aus der Verschiedenheit der innernVerfassung dieser Kirche von der katholischen Kirchen- hierarchie entstehet: so erhellet hieraus, daß alle die im canonischen Rechte enthaltenen Gesetze mit dem Zustande der protestantischen Kir- che nicht bestehen können, welche entweder den Grundsätzen der protestantischen Religion oder der innern Verfassung dieser Kirche entgegen sind. Wie nothwendig ist es demnach nicht, daß man sich einen richtigen Begrif von dem heutigen Zustande, sowohl der evangelischen als der ca- tholischen Kirche mache, daß man ferner eine genaue Kenntniß der verschiedenen Lehrsätze der catholischen und protestantischen Theologie habe, und überall das cano- nische Recht aus seinen rechten Gründen herleite, um heutiges Tages bey der so grosen Verschiedenheit unse- rer Zeiten von jenen, aus welchen das canonische Ge- sezbuch herrührt, keinen unrichtigen Gebrauch davon zu machen 52)? Auch selbst unter den Katholiken hat das canonische Recht viel von seiner Gültigkeit verlohren, und kann daher nicht anders als mit groser Behutsam- keit unter denenselben angewendet werden, indem nicht nur das Tridentinische Concilium und andere neuere bey ihnen geltende Gesetze beträchtliche Abänderungen dessel- ben enthalten, sondern auch das ganz im Tone einer allgemeinen und obersten geistlichen Macht von den Päb- sten abgefaßte canonische Gesezbuch durchaus nicht mit dem heutiges Tages herrschenden Episcopalsystem beste- hen 52) S. Io. Heinr. de berger Progr. de genuino iuris canonici usu; seu de summa circumspectione et cau- tione in legendo iure canonico eiusque Interpretibus doctori Protestantium adhibenda. Viteb. 1706. und in Desselben Philocalia fori, S. 173. auch meine Praecog- nita iuris Eccles. S. 82. und folgenden. A a 4
de Origine Iuris. gion ſelbſt, theils aus der Verſchiedenheit der innernVerfaſſung dieſer Kirche von der katholiſchen Kirchen- hierarchie entſtehet: ſo erhellet hieraus, daß alle die im canoniſchen Rechte enthaltenen Geſetze mit dem Zuſtande der proteſtantiſchen Kir- che nicht beſtehen koͤnnen, welche entweder den Grundſaͤtzen der proteſtantiſchen Religion oder der innern Verfaſſung dieſer Kirche entgegen ſind. Wie nothwendig iſt es demnach nicht, daß man ſich einen richtigen Begrif von dem heutigen Zuſtande, ſowohl der evangeliſchen als der ca- tholiſchen Kirche mache, daß man ferner eine genaue Kenntniß der verſchiedenen Lehrſaͤtze der catholiſchen und proteſtantiſchen Theologie habe, und uͤberall das cano- niſche Recht aus ſeinen rechten Gruͤnden herleite, um heutiges Tages bey der ſo groſen Verſchiedenheit unſe- rer Zeiten von jenen, aus welchen das canoniſche Ge- ſezbuch herruͤhrt, keinen unrichtigen Gebrauch davon zu machen 52)? Auch ſelbſt unter den Katholiken hat das canoniſche Recht viel von ſeiner Guͤltigkeit verlohren, und kann daher nicht anders als mit groſer Behutſam- keit unter denenſelben angewendet werden, indem nicht nur das Tridentiniſche Concilium und andere neuere bey ihnen geltende Geſetze betraͤchtliche Abaͤnderungen deſſel- ben enthalten, ſondern auch das ganz im Tone einer allgemeinen und oberſten geiſtlichen Macht von den Paͤb- ſten abgefaßte canoniſche Geſezbuch durchaus nicht mit dem heutiges Tages herrſchenden Epiſcopalſyſtem beſte- hen 52) S. Io. Heinr. de berger Progr. de genuino iuris canonici uſu; ſeu de ſumma circumſpectione et cau- tione in legendo iure canonico eiusque Interpretibus doctori Proteſtantium adhibenda. Viteb. 1706. und in Deſſelben Philocalia fori, S. 173. auch meine Praecog- nita iuris Eccleſ. S. 82. und folgenden. A a 4
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de Origine Iuris.
gion ſelbſt, theils aus der Verſchiedenheit der innern
Verfaſſung dieſer Kirche von der katholiſchen Kirchen-
hierarchie entſtehet: ſo erhellet hieraus, daß alle die
im canoniſchen Rechte enthaltenen Geſetze
mit dem Zuſtande der proteſtantiſchen Kir-
che nicht beſtehen koͤnnen, welche entweder den
Grundſaͤtzen der proteſtantiſchen Religion
oder der innern Verfaſſung dieſer Kirche
entgegen ſind. Wie nothwendig iſt es demnach
nicht, daß man ſich einen richtigen Begrif von dem
heutigen Zuſtande, ſowohl der evangeliſchen als der ca-
tholiſchen Kirche mache, daß man ferner eine genaue
Kenntniß der verſchiedenen Lehrſaͤtze der catholiſchen und
proteſtantiſchen Theologie habe, und uͤberall das cano-
niſche Recht aus ſeinen rechten Gruͤnden herleite, um
heutiges Tages bey der ſo groſen Verſchiedenheit unſe-
rer Zeiten von jenen, aus welchen das canoniſche Ge-
ſezbuch herruͤhrt, keinen unrichtigen Gebrauch davon zu
machen 52)? Auch ſelbſt unter den Katholiken hat das
canoniſche Recht viel von ſeiner Guͤltigkeit verlohren,
und kann daher nicht anders als mit groſer Behutſam-
keit unter denenſelben angewendet werden, indem nicht
nur das Tridentiniſche Concilium und andere neuere bey
ihnen geltende Geſetze betraͤchtliche Abaͤnderungen deſſel-
ben enthalten, ſondern auch das ganz im Tone einer
allgemeinen und oberſten geiſtlichen Macht von den Paͤb-
ſten abgefaßte canoniſche Geſezbuch durchaus nicht mit
dem heutiges Tages herrſchenden Epiſcopalſyſtem beſte-
hen
52) S. Io. Heinr. de berger Progr. de genuino iuris
canonici uſu; ſeu de ſumma circumſpectione et cau-
tione in legendo iure canonico eiusque Interpretibus
doctori Proteſtantium adhibenda. Viteb. 1706. und in
Deſſelben Philocalia fori, S. 173. auch meine Praecog-
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