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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 2. Tit.

Den Nahmen Avthenticae hat die Sammlung
von den Glossatoren erhalten, weil man die darinn ent-
haltenen Novellen für Originale hielt, und sie hier-
durch von Julians lateinischen Auszuge (Epitome No-
vellarum
) zu unterscheiden suchte 66). Eben diese Glos-
satoren haben auch zum Behuf ihrer Vorlesungen jene
alte Sammlung in neun Collationen oder Bücher,
und jede Collation wieder in verschiedene Titel einge-
theilt, wovon ein jeder eine Novelle enthält 67). Nicht
nur die Titel einer jeden Collation, sondern auch die
Novellen selbst sind numerirt, jedoch mit dem Unter-
schiede, daß die Zahl der Titel immer mit jeder neuen
Collation wieder von forn angehet, die Zahl der No-
vellen aber von der erstern bis zur lezten in einer un-
unterbrochenen Reihe fortläuft. Daher auch die No-
vellen, wie bekannt, nicht nach ihrer Collation und Ti-
tel, sondern nach der Zahl allegieret werden. Jeder
Titel hat weiter seine Rubric, welche den Inhalt und
die Materie der darinn enthaltenen Novelle anzeigt.
Diese Rubriken sind jedoch nicht ächt, oft ganz unrich-
tig, und mangelhaft, und haben daher bey der Erklä-
rung der Novellen keine Auctorität 68). Jede Novel-

le
in Gratians Decrete c. 38. C. XI. qu. 1., daß sie aber
keinesweges untergeschoben sey, wie de ludewig in vi-
ta Iustiniani
cap. VIII. §. 46. p.
259. sich eingebildet, hat
maurus sartius in Irnerio §. XIII. aus Vaticani-
schen Handschriften erwiesen.
66) alciatus Parerg. Lib. II. cap. 46.
67) Conr. rittershus in Exposit. Novellarum Iu-
stiniani.
Prooem. Cap. I. n.
19. und 20. bach Histon
iurispr. Rom
. Lib. IV. c. I. Sect. II.
§. 21.
68) Iac. cujacius Observat. Lib. XX. cap. 33. Io. Frid.
hombergk zu vach Praefat. versioni Novel-
larum praemissa
S. 22. I. L. E. püttmann Ad-
ver-
1. Buch. 2. Tit.

Den Nahmen Avthenticae hat die Sammlung
von den Gloſſatoren erhalten, weil man die darinn ent-
haltenen Novellen fuͤr Originale hielt, und ſie hier-
durch von Julians lateiniſchen Auszuge (Epitome No-
vellarum
) zu unterſcheiden ſuchte 66). Eben dieſe Gloſ-
ſatoren haben auch zum Behuf ihrer Vorleſungen jene
alte Sammlung in neun Collationen oder Buͤcher,
und jede Collation wieder in verſchiedene Titel einge-
theilt, wovon ein jeder eine Novelle enthaͤlt 67). Nicht
nur die Titel einer jeden Collation, ſondern auch die
Novellen ſelbſt ſind numerirt, jedoch mit dem Unter-
ſchiede, daß die Zahl der Titel immer mit jeder neuen
Collation wieder von forn angehet, die Zahl der No-
vellen aber von der erſtern bis zur lezten in einer un-
unterbrochenen Reihe fortlaͤuft. Daher auch die No-
vellen, wie bekannt, nicht nach ihrer Collation und Ti-
tel, ſondern nach der Zahl allegieret werden. Jeder
Titel hat weiter ſeine Rubric, welche den Inhalt und
die Materie der darinn enthaltenen Novelle anzeigt.
Dieſe Rubriken ſind jedoch nicht aͤcht, oft ganz unrich-
tig, und mangelhaft, und haben daher bey der Erklaͤ-
rung der Novellen keine Auctoritaͤt 68). Jede Novel-

le
in Gratians Decrete c. 38. C. XI. qu. 1., daß ſie aber
keinesweges untergeſchoben ſey, wie de ludewig in vi-
ta Iuſtiniani
cap. VIII. §. 46. p.
259. ſich eingebildet, hat
maurus sartius in Irnerio §. XIII. aus Vaticani-
ſchen Handſchriften erwieſen.
66) alciatus Parerg. Lib. II. cap. 46.
67) Conr. rittershus in Expoſit. Novellarum Iu-
ſtiniani.
Prooem. Cap. I. n.
19. und 20. bach Hiſton
iurispr. Rom
. Lib. IV. c. I. Sect. II.
§. 21.
68) Iac. cujacius Obſervat. Lib. XX. cap. 33. Io. Frid.
hombergk zu vach Praefat. verſioni Novel-
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[332/0352] 1. Buch. 2. Tit. Den Nahmen Avthenticae hat die Sammlung von den Gloſſatoren erhalten, weil man die darinn ent- haltenen Novellen fuͤr Originale hielt, und ſie hier- durch von Julians lateiniſchen Auszuge (Epitome No- vellarum) zu unterſcheiden ſuchte 66). Eben dieſe Gloſ- ſatoren haben auch zum Behuf ihrer Vorleſungen jene alte Sammlung in neun Collationen oder Buͤcher, und jede Collation wieder in verſchiedene Titel einge- theilt, wovon ein jeder eine Novelle enthaͤlt 67). Nicht nur die Titel einer jeden Collation, ſondern auch die Novellen ſelbſt ſind numerirt, jedoch mit dem Unter- ſchiede, daß die Zahl der Titel immer mit jeder neuen Collation wieder von forn angehet, die Zahl der No- vellen aber von der erſtern bis zur lezten in einer un- unterbrochenen Reihe fortlaͤuft. Daher auch die No- vellen, wie bekannt, nicht nach ihrer Collation und Ti- tel, ſondern nach der Zahl allegieret werden. Jeder Titel hat weiter ſeine Rubric, welche den Inhalt und die Materie der darinn enthaltenen Novelle anzeigt. Dieſe Rubriken ſind jedoch nicht aͤcht, oft ganz unrich- tig, und mangelhaft, und haben daher bey der Erklaͤ- rung der Novellen keine Auctoritaͤt 68). Jede Novel- le 65) 66) alciatus Parerg. Lib. II. cap. 46. 67) Conr. rittershus in Expoſit. Novellarum Iu- ſtiniani. Prooem. Cap. I. n. 19. und 20. bach Hiſton iurispr. Rom. Lib. IV. c. I. Sect. II. §. 21. 68) Iac. cujacius Obſervat. Lib. XX. cap. 33. Io. Frid. hombergk zu vach Praefat. verſioni Novel- larum praemiſſa S. 22. I. L. E. puͤttmann Ad- ver- 65) in Gratians Decrete c. 38. C. XI. qu. 1., daß ſie aber keinesweges untergeſchoben ſey, wie de ludewig in vi- ta Iuſtiniani cap. VIII. §. 46. p. 259. ſich eingebildet, hat maurus sartius in Irnerio §. XIII. aus Vaticani- ſchen Handſchriften erwieſen.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/352>, abgerufen am 25.08.2024.