Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
1. Buch. 1. Tit.
gat zu hinterlassen, ob er über dieses oder jenes
Grundstück eine testamentliche Anordnung zu machen,
oder der Legatar das ihm vermachte Grundstück zu ac-
quiriren befugt sey? u. d. m. Denn die Güter sind je-
derzeit dem iuri rei sitae unterworfen 7); und nur in
dieser Hinsicht gebe ich denenjenigen Recht, welche
die Gültigkeit eines Testaments nach den Gesetzen
desjenigen Orts, da die Güter liegen, beurtheilt wis-
sen wollen 8).
3) Auch in Ansehung der Intestaterbfolge muß
der Fremdling sich den Gesetzen desjenigen Orts un-
terwerfen, wo er succedirt. Bey beweglichen Gü-
tern und unkörperlichen Dingen, welche unter
jenen mit begriffen werden, muß man daher die Ge-
setze desjenigen Orts, da der Verstorbene seine or-
dentliche Wohnung hatte, zur Norm annehmen.
Hierin sind alle Rechtsgelehrte mit einander einver-
standen 9). Hatte der Verstorbene an mehrern Or-
ten sein Domicilium, so ist es natürlich, daß man
die beweglichen Güter nach demjenigen Ort der
Wohnung, wo sie angetroffen werden, beurtheile 10).
Bey Grundstücken und unbeweglichen Dingen, zu wel-
chen auch die denenselben anklebende Gerechtigkeiten
und Pertinenz-Stücke zu rechnen sind, kommt es
zuför-
7) hofacker Princip. iuris civ. Rom. Germ.
T. I. §. 143. Tob. Iac. reinharth select. Obser-
vat. ad Christinaei Decisiones
Vol. IV. Obs.
13.
S. 6.
8) Nic. burgundus Comment. ad consuetud. Flan-
driae
Tr. VI. 10. God. sammet Quaest. Foren-
ses
. Obs. 1. §. 4. in Opuse.
S. 244. hartleben Me-
ditat. ad Pandect
. Spec. IX. med. 6. et
7.
9) koch de success. ab intestato §. 14.
10) seger in der angeführten Dissertat. §. IX.
1. Buch. 1. Tit.
gat zu hinterlaſſen, ob er uͤber dieſes oder jenes
Grundſtuͤck eine teſtamentliche Anordnung zu machen,
oder der Legatar das ihm vermachte Grundſtuͤck zu ac-
quiriren befugt ſey? u. d. m. Denn die Guͤter ſind je-
derzeit dem iuri rei ſitae unterworfen 7); und nur in
dieſer Hinſicht gebe ich denenjenigen Recht, welche
die Guͤltigkeit eines Teſtaments nach den Geſetzen
desjenigen Orts, da die Guͤter liegen, beurtheilt wiſ-
ſen wollen 8).
3) Auch in Anſehung der Inteſtaterbfolge muß
der Fremdling ſich den Geſetzen desjenigen Orts un-
terwerfen, wo er ſuccedirt. Bey beweglichen Guͤ-
tern und unkoͤrperlichen Dingen, welche unter
jenen mit begriffen werden, muß man daher die Ge-
ſetze desjenigen Orts, da der Verſtorbene ſeine or-
dentliche Wohnung hatte, zur Norm annehmen.
Hierin ſind alle Rechtsgelehrte mit einander einver-
ſtanden 9). Hatte der Verſtorbene an mehrern Or-
ten ſein Domicilium, ſo iſt es natuͤrlich, daß man
die beweglichen Guͤter nach demjenigen Ort der
Wohnung, wo ſie angetroffen werden, beurtheile 10).
Bey Grundſtuͤcken und unbeweglichen Dingen, zu wel-
chen auch die denenſelben anklebende Gerechtigkeiten
und Pertinenz-Stuͤcke zu rechnen ſind, kommt es
zufoͤr-
7) hofacker Princip. iuris civ. Rom. Germ.
T. I. §. 143. Tob. Iac. reinharth ſelect. Obſer-
vat. ad Chriſtinaei Deciſiones
Vol. IV. Obſ.
13.
S. 6.
8) Nic. burgundus Comment. ad conſuetud. Flan-
driae
Tr. VI. 10. God. sammet Quaeſt. Foren-
ſes
. Obſ. 1. §. 4. in Opuſe.
S. 244. hartleben Me-
ditat. ad Pandect
. Spec. IX. med. 6. et
7.
9) koch de ſucceſſ. ab inteſtato §. 14.
10) seger in der angefuͤhrten Diſſertat. §. IX.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0304" n="284"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 1. Tit.</hi></fw><lb/>
gat zu hinterla&#x017F;&#x017F;en, ob er u&#x0364;ber die&#x017F;es oder jenes<lb/>
Grund&#x017F;tu&#x0364;ck eine te&#x017F;tamentliche Anordnung zu machen,<lb/>
oder der Legatar das ihm vermachte Grund&#x017F;tu&#x0364;ck zu ac-<lb/>
quiriren befugt &#x017F;ey? u. d. m. Denn die Gu&#x0364;ter &#x017F;ind je-<lb/>
derzeit dem <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">iuri rei &#x017F;itae</hi></hi> unterworfen <note place="foot" n="7)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hofacker</hi><hi rendition="#g">Princip. iuris civ. Rom. Germ</hi>.<lb/>
T. I. §. 143. <hi rendition="#i">Tob. Iac.</hi> <hi rendition="#k">reinharth</hi> <hi rendition="#g">&#x017F;elect. Ob&#x017F;er-<lb/>
vat. ad Chri&#x017F;tinaei Deci&#x017F;iones</hi> Vol. IV. Ob&#x017F;.</hi> 13.<lb/>
S. 6.</note>; und nur in<lb/>
die&#x017F;er Hin&#x017F;icht gebe ich denenjenigen Recht, welche<lb/>
die Gu&#x0364;ltigkeit eines Te&#x017F;taments nach den Ge&#x017F;etzen<lb/>
desjenigen Orts, da die Gu&#x0364;ter liegen, beurtheilt wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wollen <note place="foot" n="8)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nic.</hi><hi rendition="#k">burgundus</hi><hi rendition="#g">Comment. ad con&#x017F;uetud. Flan-<lb/>
driae</hi> Tr. VI. <hi rendition="#i">10. God.</hi> <hi rendition="#k">sammet</hi> <hi rendition="#g">Quae&#x017F;t. Foren-<lb/>
&#x017F;es</hi>. Ob&#x017F;. 1. §. 4. in <hi rendition="#i">Opu&#x017F;e.</hi></hi> S. 244. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">hartleben</hi><hi rendition="#g">Me-<lb/>
ditat. ad Pandect</hi>. Spec. IX. med. 6. et</hi> 7.</note>.</item><lb/>
              <item>3) Auch in An&#x017F;ehung der <hi rendition="#g">Inte&#x017F;taterbfolge</hi> muß<lb/>
der Fremdling &#x017F;ich den Ge&#x017F;etzen desjenigen Orts un-<lb/>
terwerfen, wo er &#x017F;uccedirt. Bey <hi rendition="#g">beweglichen</hi> Gu&#x0364;-<lb/>
tern und <hi rendition="#g">unko&#x0364;rperlichen Dingen</hi>, welche unter<lb/>
jenen mit begriffen werden, muß man daher die Ge-<lb/>
&#x017F;etze desjenigen Orts, da der Ver&#x017F;torbene &#x017F;eine or-<lb/>
dentliche Wohnung hatte, zur Norm annehmen.<lb/>
Hierin &#x017F;ind alle Rechtsgelehrte mit einander einver-<lb/>
&#x017F;tanden <note place="foot" n="9)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">koch</hi><hi rendition="#g">de &#x017F;ucce&#x017F;&#x017F;. ab inte&#x017F;tato</hi></hi> §. 14.</note>. Hatte der Ver&#x017F;torbene an mehrern Or-<lb/>
ten &#x017F;ein Domicilium, &#x017F;o i&#x017F;t es natu&#x0364;rlich, daß man<lb/>
die beweglichen Gu&#x0364;ter nach demjenigen Ort der<lb/>
Wohnung, wo &#x017F;ie angetroffen werden, beurtheile <note place="foot" n="10)"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">seger</hi></hi> in der angefu&#x0364;hrten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Di&#x017F;&#x017F;ertat</hi>. §. IX.</hi></note>.<lb/>
Bey Grund&#x017F;tu&#x0364;cken und unbeweglichen Dingen, zu wel-<lb/>
chen auch die denen&#x017F;elben anklebende Gerechtigkeiten<lb/>
und Pertinenz-Stu&#x0364;cke zu rechnen &#x017F;ind, kommt es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zufo&#x0364;r-</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0304] 1. Buch. 1. Tit. gat zu hinterlaſſen, ob er uͤber dieſes oder jenes Grundſtuͤck eine teſtamentliche Anordnung zu machen, oder der Legatar das ihm vermachte Grundſtuͤck zu ac- quiriren befugt ſey? u. d. m. Denn die Guͤter ſind je- derzeit dem iuri rei ſitae unterworfen 7); und nur in dieſer Hinſicht gebe ich denenjenigen Recht, welche die Guͤltigkeit eines Teſtaments nach den Geſetzen desjenigen Orts, da die Guͤter liegen, beurtheilt wiſ- ſen wollen 8). 3) Auch in Anſehung der Inteſtaterbfolge muß der Fremdling ſich den Geſetzen desjenigen Orts un- terwerfen, wo er ſuccedirt. Bey beweglichen Guͤ- tern und unkoͤrperlichen Dingen, welche unter jenen mit begriffen werden, muß man daher die Ge- ſetze desjenigen Orts, da der Verſtorbene ſeine or- dentliche Wohnung hatte, zur Norm annehmen. Hierin ſind alle Rechtsgelehrte mit einander einver- ſtanden 9). Hatte der Verſtorbene an mehrern Or- ten ſein Domicilium, ſo iſt es natuͤrlich, daß man die beweglichen Guͤter nach demjenigen Ort der Wohnung, wo ſie angetroffen werden, beurtheile 10). Bey Grundſtuͤcken und unbeweglichen Dingen, zu wel- chen auch die denenſelben anklebende Gerechtigkeiten und Pertinenz-Stuͤcke zu rechnen ſind, kommt es zufoͤr- 7) hofacker Princip. iuris civ. Rom. Germ. T. I. §. 143. Tob. Iac. reinharth ſelect. Obſer- vat. ad Chriſtinaei Deciſiones Vol. IV. Obſ. 13. S. 6. 8) Nic. burgundus Comment. ad conſuetud. Flan- driae Tr. VI. 10. God. sammet Quaeſt. Foren- ſes. Obſ. 1. §. 4. in Opuſe. S. 244. hartleben Me- ditat. ad Pandect. Spec. IX. med. 6. et 7. 9) koch de ſucceſſ. ab inteſtato §. 14. 10) seger in der angefuͤhrten Diſſertat. §. IX.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/304
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/304>, abgerufen am 17.05.2024.