Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
1. Buch. 1. Tit.
chen Entscheidungen zur Richtschnur nehmen, und
Auswärtige haben selbst, indem sie vor diesem Rich-
ter ihre Klagen anbringen, in die Proceßordnung
des Landes eingewilliget. Hierher gehört, wenn von
dem Gerichtsstande des Beklagten, der Art des
Processes, der Zeit der Verjährung einer Klage,
der Bestellung eines Anwalds und übrigen Handlun-
gen des gerichtlichen Processes die Frage ist.
2) Müssen zeitige Unterthanen, auch die Gesetze des
Landes, wo sie sich aufhalten, zur Richtschnur anneh-
men, wenn sie daselbst rechtliche Geschäfte
vornehmen, zu deren Gültigkeit eine gewis-
se Form erfordert wird
; z. B. wenn sie daselbst
Verträge schliessen, oder ein Testament machen. Denn
es ist eine bekannte Regel, daß die Form und Gültig-
keit rechtlicher Geschäfte nach den Gesetzen des Orts
zu bestimmen sey, wo die Handlung vorgenommen
worden 96). Hieraus folgt a) daß alle Verträge,
welche da, wo sie getroffen worden, erlaubt und
gültig sind, allenthalben ihre Gültigkeit behaupten,
wenn sie gleich mit den Gesetzen desjenigen Landes,
wo daraus geklagt wird, nicht übereinstimmen 97).
Je-
Verbindlichkeit. 3te Abth. §. 95. S. 75. seger in
der oben angeführten Diss. §. 10. Car. Fr. boeschen
Diss. de vi legum civil. in subditos tempo-
rarios
. praes. A. F. schott. Lipsiae 1772. §. XXXI.
sqq. hartleben Meditat. ad Pandect. Spec. IX.
med.
8.
96) Westphal a. a. O. §. 2. S. 32. hommel a. a. O.
seger cit. Diss. §. V. S. 17. Io. Nic. hertius Diss.
de collisione legum. Sect. IV. Chr. Gottl. ric-
cius
Exerc. de contractu cambiali
§. 81. u. a. m.
97) L. 34. D. de Reg. Iuris. Weber Entwickelung
der Lehre von der natürlichen Verbindlichkeit

2te Abth. §. 62. S. 195.
1. Buch. 1. Tit.
chen Entſcheidungen zur Richtſchnur nehmen, und
Auswaͤrtige haben ſelbſt, indem ſie vor dieſem Rich-
ter ihre Klagen anbringen, in die Proceßordnung
des Landes eingewilliget. Hierher gehoͤrt, wenn von
dem Gerichtsſtande des Beklagten, der Art des
Proceſſes, der Zeit der Verjaͤhrung einer Klage,
der Beſtellung eines Anwalds und uͤbrigen Handlun-
gen des gerichtlichen Proceſſes die Frage iſt.
2) Muͤſſen zeitige Unterthanen, auch die Geſetze des
Landes, wo ſie ſich aufhalten, zur Richtſchnur anneh-
men, wenn ſie daſelbſt rechtliche Geſchaͤfte
vornehmen, zu deren Guͤltigkeit eine gewiſ-
ſe Form erfordert wird
; z. B. wenn ſie daſelbſt
Vertraͤge ſchlieſſen, oder ein Teſtament machen. Denn
es iſt eine bekannte Regel, daß die Form und Guͤltig-
keit rechtlicher Geſchaͤfte nach den Geſetzen des Orts
zu beſtimmen ſey, wo die Handlung vorgenommen
worden 96). Hieraus folgt a) daß alle Vertraͤge,
welche da, wo ſie getroffen worden, erlaubt und
guͤltig ſind, allenthalben ihre Guͤltigkeit behaupten,
wenn ſie gleich mit den Geſetzen desjenigen Landes,
wo daraus geklagt wird, nicht uͤbereinſtimmen 97).
Je-
Verbindlichkeit. 3te Abth. §. 95. S. 75. seger in
der oben angefuͤhrten Diſſ. §. 10. Car. Fr. boeschen
Diſſ. de vi legum civil. in ſubditos tempo-
rarios
. praeſ. A. F. schott. Lipſiae 1772. §. XXXI.
ſqq. hartleben Meditat. ad Pandect. Spec. IX.
med.
8.
96) Weſtphal a. a. O. §. 2. S. 32. hommel a. a. O.
seger cit. Diſſ. §. V. S. 17. Io. Nic. hertius Diſſ.
de colliſione legum. Sect. IV. Chr. Gottl. ric-
cius
Exerc. de contractu cambiali
§. 81. u. a. m.
97) L. 34. D. de Reg. Iuris. Weber Entwickelung
der Lehre von der natuͤrlichen Verbindlichkeit

2te Abth. §. 62. S. 195.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0300" n="280"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 1. Tit.</hi></fw><lb/>
chen Ent&#x017F;cheidungen zur Richt&#x017F;chnur nehmen, und<lb/>
Auswa&#x0364;rtige haben &#x017F;elb&#x017F;t, indem &#x017F;ie vor die&#x017F;em Rich-<lb/>
ter ihre Klagen anbringen, in die Proceßordnung<lb/>
des Landes eingewilliget. Hierher geho&#x0364;rt, wenn von<lb/>
dem Gerichts&#x017F;tande des Beklagten, der Art des<lb/>
Proce&#x017F;&#x017F;es, der Zeit der Verja&#x0364;hrung einer Klage,<lb/>
der Be&#x017F;tellung eines Anwalds und u&#x0364;brigen Handlun-<lb/>
gen des gerichtlichen Proce&#x017F;&#x017F;es die Frage i&#x017F;t.</item><lb/>
              <item>2) Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zeitige Unterthanen, auch die Ge&#x017F;etze des<lb/>
Landes, wo &#x017F;ie &#x017F;ich aufhalten, zur Richt&#x017F;chnur anneh-<lb/>
men, <hi rendition="#g">wenn &#x017F;ie da&#x017F;elb&#x017F;t rechtliche Ge&#x017F;cha&#x0364;fte<lb/>
vornehmen, zu deren Gu&#x0364;ltigkeit eine gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Form erfordert wird</hi>; z. B. wenn &#x017F;ie da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
Vertra&#x0364;ge &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, oder ein Te&#x017F;tament machen. Denn<lb/>
es i&#x017F;t eine bekannte Regel, daß die Form und Gu&#x0364;ltig-<lb/>
keit rechtlicher Ge&#x017F;cha&#x0364;fte nach den Ge&#x017F;etzen des Orts<lb/>
zu be&#x017F;timmen &#x017F;ey, wo die Handlung vorgenommen<lb/>
worden <note place="foot" n="96)">We&#x017F;tphal a. a. O. §. 2. S. 32. <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">hommel</hi></hi> a. a. O.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">seger</hi><hi rendition="#i">cit. Di&#x017F;&#x017F;.</hi> §. V.</hi> S. 17. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io. Nic.</hi><hi rendition="#k">hertius</hi> Di&#x017F;&#x017F;.<lb/><hi rendition="#g">de colli&#x017F;ione legum</hi>. Sect. IV. <hi rendition="#i">Chr. Gottl</hi>. <hi rendition="#k">ric-<lb/>
cius</hi> Exerc. <hi rendition="#g">de contractu cambiali</hi></hi> §. 81. u. a. m.</note>. Hieraus folgt <hi rendition="#aq">a</hi>) daß alle Vertra&#x0364;ge,<lb/>
welche da, wo &#x017F;ie getroffen worden, erlaubt und<lb/>
gu&#x0364;ltig &#x017F;ind, allenthalben ihre Gu&#x0364;ltigkeit behaupten,<lb/>
wenn &#x017F;ie gleich mit den Ge&#x017F;etzen desjenigen Landes,<lb/>
wo daraus geklagt wird, nicht u&#x0364;berein&#x017F;timmen <note place="foot" n="97)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. 34. D. de Reg. Iuris.</hi></hi> Weber <hi rendition="#g">Entwickelung<lb/>
der Lehre von der natu&#x0364;rlichen Verbindlichkeit</hi><lb/>
2te Abth. §. 62. S. 195.</note>.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Je-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_39_2" prev="#seg2pn_39_1" place="foot" n="95)"><hi rendition="#g">Verbindlichkeit</hi>. 3te Abth. §. 95. S. 75. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">seger</hi></hi> in<lb/>
der oben angefu&#x0364;hrten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Di&#x017F;&#x017F;.</hi> §. 10. <hi rendition="#i">Car. Fr.</hi> <hi rendition="#k">boeschen</hi><lb/>
Di&#x017F;&#x017F;. <hi rendition="#g">de vi legum civil. in &#x017F;ubditos tempo-<lb/>
rarios</hi>. prae&#x017F;. <hi rendition="#i">A. F.</hi> <hi rendition="#k">schott</hi>. Lip&#x017F;iae 1772. §. XXXI.<lb/>
&#x017F;qq. <hi rendition="#k">hartleben</hi> <hi rendition="#g">Meditat. ad Pandect</hi>. Spec. IX.<lb/>
med.</hi> 8.</note><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[280/0300] 1. Buch. 1. Tit. chen Entſcheidungen zur Richtſchnur nehmen, und Auswaͤrtige haben ſelbſt, indem ſie vor dieſem Rich- ter ihre Klagen anbringen, in die Proceßordnung des Landes eingewilliget. Hierher gehoͤrt, wenn von dem Gerichtsſtande des Beklagten, der Art des Proceſſes, der Zeit der Verjaͤhrung einer Klage, der Beſtellung eines Anwalds und uͤbrigen Handlun- gen des gerichtlichen Proceſſes die Frage iſt. 2) Muͤſſen zeitige Unterthanen, auch die Geſetze des Landes, wo ſie ſich aufhalten, zur Richtſchnur anneh- men, wenn ſie daſelbſt rechtliche Geſchaͤfte vornehmen, zu deren Guͤltigkeit eine gewiſ- ſe Form erfordert wird; z. B. wenn ſie daſelbſt Vertraͤge ſchlieſſen, oder ein Teſtament machen. Denn es iſt eine bekannte Regel, daß die Form und Guͤltig- keit rechtlicher Geſchaͤfte nach den Geſetzen des Orts zu beſtimmen ſey, wo die Handlung vorgenommen worden 96). Hieraus folgt a) daß alle Vertraͤge, welche da, wo ſie getroffen worden, erlaubt und guͤltig ſind, allenthalben ihre Guͤltigkeit behaupten, wenn ſie gleich mit den Geſetzen desjenigen Landes, wo daraus geklagt wird, nicht uͤbereinſtimmen 97). Je- 95) 96) Weſtphal a. a. O. §. 2. S. 32. hommel a. a. O. seger cit. Diſſ. §. V. S. 17. Io. Nic. hertius Diſſ. de colliſione legum. Sect. IV. Chr. Gottl. ric- cius Exerc. de contractu cambiali §. 81. u. a. m. 97) L. 34. D. de Reg. Iuris. Weber Entwickelung der Lehre von der natuͤrlichen Verbindlichkeit 2te Abth. §. 62. S. 195. 95) Verbindlichkeit. 3te Abth. §. 95. S. 75. seger in der oben angefuͤhrten Diſſ. §. 10. Car. Fr. boeschen Diſſ. de vi legum civil. in ſubditos tempo- rarios. praeſ. A. F. schott. Lipſiae 1772. §. XXXI. ſqq. hartleben Meditat. ad Pandect. Spec. IX. med. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/300
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/300>, abgerufen am 25.11.2024.