Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 1. Tit. ten 56); solche Gesetze lassen keine Ausdehnung aufandere Fälle zu, als welche in denenselben ausge- druckt sind, gesezt auch daß bey andern nicht ge- nannten Fällen ein gleicher Grund vorhanden seyn möchte; hier gilt vielmehr der Schluß vom Ge- gentheil: nehmlich daß das Gesez dasjenige nicht wolle, was in den Worten desselben nicht ausge- druckt ist 57). Hierher gehören ferner diejenigen Gesetze in den Pandecten und Codex, welche aus den Responsis lureconsultorum, desgleichen aus den Rescriptis und Decretis Imperatorum Roma- norum genommen sind. Denn da diese sich auf lauter einzelne Anfragen und vorgelegte besondere Rechtsfälle beziehen, deren Umstände uns meisten- theils unbekannt sind, so kann bey diesen weder ein Schluß von der Aehnlichkeit der Fälle, noch vom Gegentheil statt finden 58). Sie sind viel- mehr 56) L. 14. D. de Legib. Quod contra rationem iuris re- ceptum est, non est producendum ad consequentias. ra- tio iuris heißt hier die Regel des gemeinen Rechts; wie die folgende L. 15. lehrt. In his, quae contra ra- tionem iuris constituta sunt, non possumus sequi regu- lam iuris: und die nachfolgende L. 16. beweißt, daß hier von einem iure singulari die Rede sey: Ius singulare est, quod contra tenorem rationis propter aliquam utilitatem (d. i. zum Besten gewisser Persohnen oder Sachen) au- ctoritate constituentium introductum est. 57) Ger. noodt in Comment. ad Digesta Lib. I. Tit. III. S. 15. 58) Eben dieses haben auch schon längst bemerkt Laur.
Andr. hamberger in Opusculis S. 59. Ger. schroder Observat. iuris. Lib. I. cap. 5. Gerl. scheltinga in Diss. de emancipationibus P. I. Cap. IV. §. 2. in Dan. fellenberg Iurisprud. Antiqua T. II. 1. Buch. 1. Tit. ten 56); ſolche Geſetze laſſen keine Ausdehnung aufandere Faͤlle zu, als welche in denenſelben ausge- druckt ſind, geſezt auch daß bey andern nicht ge- nannten Faͤllen ein gleicher Grund vorhanden ſeyn moͤchte; hier gilt vielmehr der Schluß vom Ge- gentheil: nehmlich daß das Geſez dasjenige nicht wolle, was in den Worten deſſelben nicht ausge- druckt iſt 57). Hierher gehoͤren ferner diejenigen Geſetze in den Pandecten und Codex, welche aus den Reſponſis lureconſultorum, desgleichen aus den Reſcriptis und Decretis Imperatorum Roma- norum genommen ſind. Denn da dieſe ſich auf lauter einzelne Anfragen und vorgelegte beſondere Rechtsfaͤlle beziehen, deren Umſtaͤnde uns meiſten- theils unbekannt ſind, ſo kann bey dieſen weder ein Schluß von der Aehnlichkeit der Faͤlle, noch vom Gegentheil ſtatt finden 58). Sie ſind viel- mehr 56) L. 14. D. de Legib. Quod contra rationem iuris re- ceptum eſt, non eſt producendum ad conſequentias. ra- tio iuris heißt hier die Regel des gemeinen Rechts; wie die folgende L. 15. lehrt. In his, quae contra ra- tionem iuris conſtituta ſunt, non poſſumus ſequi regu- lam iuris: und die nachfolgende L. 16. beweißt, daß hier von einem iure ſingulari die Rede ſey: Ius ſingulare eſt, quod contra tenorem rationis propter aliquam utilitatem (d. i. zum Beſten gewiſſer Perſohnen oder Sachen) au- ctoritate conſtituentium introductum eſt. 57) Ger. noodt in Comment. ad Digeſta Lib. I. Tit. III. S. 15. 58) Eben dieſes haben auch ſchon laͤngſt bemerkt Laur.
Andr. hamberger in Opuſculis S. 59. Ger. schroder Obſervat. iuris. Lib. I. cap. 5. Gerl. scheltinga in Diſſ. de emancipationibus P. I. Cap. IV. §. 2. in Dan. fellenberg Iurisprud. Antiqua T. II. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <list> <item><pb facs="#f0278" n="258"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">1. Buch. 1. Tit.</hi></fw><lb/> ten <note place="foot" n="56)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L. 14. D. de Legib.</hi> Quod <hi rendition="#i">contra rationem iuris</hi> re-<lb/> ceptum eſt, <hi rendition="#i">non eſt producendum ad conſequentias.</hi> <hi rendition="#k">ra-<lb/> tio iuris</hi></hi> heißt hier die Regel des gemeinen Rechts;<lb/> wie die folgende <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L.</hi> 15.</hi> lehrt. <hi rendition="#aq">In his, quae <hi rendition="#i">contra ra-<lb/> tionem iuris</hi> conſtituta ſunt, non poſſumus ſequi <hi rendition="#i">regu-<lb/> lam iuris:</hi></hi> und die nachfolgende <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L.</hi> 16.</hi> beweißt, daß hier<lb/> von einem <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">iure ſingulari</hi></hi> die Rede ſey: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ius ſingulare</hi> eſt,<lb/> quod contra tenorem rationis propter aliquam utilitatem</hi><lb/> (d. i. zum Beſten gewiſſer Perſohnen oder Sachen) <hi rendition="#aq">au-<lb/> ctoritate conſtituentium introductum eſt.</hi></note>; ſolche Geſetze laſſen keine Ausdehnung auf<lb/> andere Faͤlle zu, als welche in denenſelben ausge-<lb/> druckt ſind, geſezt auch daß bey andern nicht ge-<lb/> nannten Faͤllen ein gleicher Grund vorhanden ſeyn<lb/> moͤchte; hier gilt vielmehr der Schluß vom Ge-<lb/> gentheil: nehmlich daß das Geſez dasjenige nicht<lb/> wolle, was in den Worten deſſelben nicht ausge-<lb/> druckt iſt <note place="foot" n="57)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ger.</hi><hi rendition="#k">noodt</hi> in <hi rendition="#g">Comment. ad Digeſta</hi> Lib. I.<lb/> Tit. III.</hi> S. 15.</note>. Hierher gehoͤren ferner diejenigen<lb/> Geſetze in den Pandecten und Codex, welche aus<lb/> den <hi rendition="#aq">Reſponſis lureconſultorum,</hi> desgleichen aus<lb/> den <hi rendition="#aq">Reſcriptis</hi> und <hi rendition="#aq">Decretis Imperatorum Roma-<lb/> norum</hi> genommen ſind. Denn da dieſe ſich auf<lb/> lauter einzelne Anfragen und vorgelegte beſondere<lb/> Rechtsfaͤlle beziehen, deren Umſtaͤnde uns meiſten-<lb/> theils unbekannt ſind, ſo kann bey dieſen weder<lb/> ein Schluß von der Aehnlichkeit der Faͤlle, noch<lb/> vom Gegentheil ſtatt finden <note xml:id="seg2pn_37_1" next="#seg2pn_37_2" place="foot" n="58)">Eben dieſes haben auch ſchon laͤngſt bemerkt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Laur.<lb/> Andr.</hi><hi rendition="#k">hamberger</hi> in <hi rendition="#g">Opuſculis</hi></hi> S. 59. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ger.</hi><lb/><hi rendition="#k">schroder</hi><hi rendition="#g">Obſervat. iuris</hi>. Lib. I. cap. 5. <hi rendition="#i">Gerl.</hi><lb/><hi rendition="#k">scheltinga</hi> in Diſſ. <hi rendition="#g">de emancipationibus</hi> P. I.<lb/> Cap. IV.</hi> §. 2. in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Dan.</hi><hi rendition="#k">fellenberg</hi><hi rendition="#i">Iurisprud. Antiqua</hi></hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">T. II.</hi></fw></note>. Sie ſind viel-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mehr</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [258/0278]
1. Buch. 1. Tit.
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andere Faͤlle zu, als welche in denenſelben ausge-
druckt ſind, geſezt auch daß bey andern nicht ge-
nannten Faͤllen ein gleicher Grund vorhanden ſeyn
moͤchte; hier gilt vielmehr der Schluß vom Ge-
gentheil: nehmlich daß das Geſez dasjenige nicht
wolle, was in den Worten deſſelben nicht ausge-
druckt iſt 57). Hierher gehoͤren ferner diejenigen
Geſetze in den Pandecten und Codex, welche aus
den Reſponſis lureconſultorum, desgleichen aus
den Reſcriptis und Decretis Imperatorum Roma-
norum genommen ſind. Denn da dieſe ſich auf
lauter einzelne Anfragen und vorgelegte beſondere
Rechtsfaͤlle beziehen, deren Umſtaͤnde uns meiſten-
theils unbekannt ſind, ſo kann bey dieſen weder
ein Schluß von der Aehnlichkeit der Faͤlle, noch
vom Gegentheil ſtatt finden 58). Sie ſind viel-
mehr
56) L. 14. D. de Legib. Quod contra rationem iuris re-
ceptum eſt, non eſt producendum ad conſequentias. ra-
tio iuris heißt hier die Regel des gemeinen Rechts;
wie die folgende L. 15. lehrt. In his, quae contra ra-
tionem iuris conſtituta ſunt, non poſſumus ſequi regu-
lam iuris: und die nachfolgende L. 16. beweißt, daß hier
von einem iure ſingulari die Rede ſey: Ius ſingulare eſt,
quod contra tenorem rationis propter aliquam utilitatem
(d. i. zum Beſten gewiſſer Perſohnen oder Sachen) au-
ctoritate conſtituentium introductum eſt.
57) Ger. noodt in Comment. ad Digeſta Lib. I.
Tit. III. S. 15.
58) Eben dieſes haben auch ſchon laͤngſt bemerkt Laur.
Andr. hamberger in Opuſculis S. 59. Ger.
schroder Obſervat. iuris. Lib. I. cap. 5. Gerl.
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