Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Bd. 2. Berlin, 1745.Die Flucht aus dem Lager vor Prag. Als ein Heer die letzten Kräfte Auf dem Ziskaberge wagte, Und noch Bomben oder Kugeln In dem nahen Lager tobten; Als ich noch der Kugel fluchte, Die mir meinen Prinzen raubte, Kam, mit schnellen Taubenflügeln, Amor in mein Zelt geflogen. Dreister, sprach der Gott der Liebe, Dreister, kanst du hier verweilen? Hier, wo die verwegnen Menschen Tödten, und sich tödten lassen; Hier, wo die erzürnten Götter, Auch die besten Helden tödten? Ist dein Prinz nicht schon getödtet? Falscher, geh, dein Mädchen weinet, Geh, eh dich die Kugeln tödten, Geh, was machst du bei den Helden, Geh, ich kan nicht länger sehen, Wie dein armes Mädchen weinet! Liebster,
Die Flucht aus dem Lager vor Prag. Als ein Heer die letzten Kräfte Auf dem Ziskaberge wagte, Und noch Bomben oder Kugeln In dem nahen Lager tobten; Als ich noch der Kugel fluchte, Die mir meinen Prinzen raubte, Kam, mit ſchnellen Taubenflügeln, Amor in mein Zelt geflogen. Dreiſter, ſprach der Gott der Liebe, Dreiſter, kanſt du hier verweilen? Hier, wo die verwegnen Menſchen Tödten, und ſich tödten laſſen; Hier, wo die erzürnten Götter, Auch die beſten Helden tödten? Iſt dein Prinz nicht ſchon getödtet? Falſcher, geh, dein Mädchen weinet, Geh, eh dich die Kugeln tödten, Geh, was machſt du bei den Helden, Geh, ich kan nicht länger ſehen, Wie dein armes Mädchen weinet! Liebſter,
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Die Flucht aus dem Lager
vor Prag.
Als ein Heer die letzten Kräfte
Auf dem Ziskaberge wagte,
Und noch Bomben oder Kugeln
In dem nahen Lager tobten;
Als ich noch der Kugel fluchte,
Die mir meinen Prinzen raubte,
Kam, mit ſchnellen Taubenflügeln,
Amor in mein Zelt geflogen.
Dreiſter, ſprach der Gott der Liebe,
Dreiſter, kanſt du hier verweilen?
Hier, wo die verwegnen Menſchen
Tödten, und ſich tödten laſſen;
Hier, wo die erzürnten Götter,
Auch die beſten Helden tödten?
Iſt dein Prinz nicht ſchon getödtet?
Falſcher, geh, dein Mädchen weinet,
Geh, eh dich die Kugeln tödten,
Geh, was machſt du bei den Helden,
Geh, ich kan nicht länger ſehen,
Wie dein armes Mädchen weinet!
Liebſter,
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