Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].Die Jugendlust. Laßt den alten Ehrenmann Unsre Jugend schelten! Weil er es nicht lassen kann Soll ers nicht entgelten. Weiß er doch, worauf er schilt, Was ihm ietzt so wenig gilt, That er sonst nicht selten. Ist es denn nicht Zeit genung Zu den bittern Klagen? Alter! warum wär ich iung? Etwa mich zu plagen? Sprich nur, ob dein Herz nicht spricht: Thu' es erst, wenn Muth gebricht, In den alten Tagen. Alter, schweig! ich weiß, ich bin Auf dem rechten Wege. Bruder, sieh! mein froher Sinn Ist nicht faul noch träge. Sieh! es macht kein Kummerschweiß, Nein, ein iugendlicher Fleiß Diese Herzensschläge. Mütter F 3
Die Jugendluſt. Laßt den alten Ehrenmann Unſre Jugend ſchelten! Weil er es nicht laſſen kann Soll ers nicht entgelten. Weiß er doch, worauf er ſchilt, Was ihm ietzt ſo wenig gilt, That er ſonſt nicht ſelten. Iſt es denn nicht Zeit genung Zu den bittern Klagen? Alter! warum waͤr ich iung? Etwa mich zu plagen? Sprich nur, ob dein Herz nicht ſpricht: Thu’ es erſt, wenn Muth gebricht, In den alten Tagen. Alter, ſchweig! ich weiß, ich bin Auf dem rechten Wege. Bruder, ſieh! mein froher Sinn Iſt nicht faul noch traͤge. Sieh! es macht kein Kummerſchweiß, Nein, ein iugendlicher Fleiß Dieſe Herzensſchlaͤge. Muͤtter F 3
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Die Jugendluſt.
Laßt den alten Ehrenmann
Unſre Jugend ſchelten!
Weil er es nicht laſſen kann
Soll ers nicht entgelten.
Weiß er doch, worauf er ſchilt,
Was ihm ietzt ſo wenig gilt,
That er ſonſt nicht ſelten.
Iſt es denn nicht Zeit genung
Zu den bittern Klagen?
Alter! warum waͤr ich iung?
Etwa mich zu plagen?
Sprich nur, ob dein Herz nicht ſpricht:
Thu’ es erſt, wenn Muth gebricht,
In den alten Tagen.
Alter, ſchweig! ich weiß, ich bin
Auf dem rechten Wege.
Bruder, ſieh! mein froher Sinn
Iſt nicht faul noch traͤge.
Sieh! es macht kein Kummerſchweiß,
Nein, ein iugendlicher Fleiß
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