Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].

Bild:
<< vorherige Seite
Die Aerzte.
Durch den Anblikk holder Nimfen,
Durch die Würkung sanfter Hände,
Frischer Wangen, schwarzer Augen
Senken sich in Geist und Glieder
Neue Kräfte, neues Leben.
Wenn ich, voll von Schlafsucht, liege,
Darf mich nur Dorinde kützeln,
Plötzlich hör' ich auf zu schlafen.
Wenn mir Kopf und Waugen schmerzen,
Darf sie sie nur einmal streicheln,
Plötzlich weichen alle Schmerzen.
Neulich raubte mir ein Fieber
Kraft und Lust aus allen Nerven,
Und ich fieng schon an zu sterben;
Aber Doris, meine Taube,
Strich, mit sanften Liebeshänden,
Alle halberstorb'ne Glieder,
Und, indem ich sterben wolte,
Küßte
F 2
Die Aerzte.
Durch den Anblikk holder Nimfen,
Durch die Wuͤrkung ſanfter Haͤnde,
Friſcher Wangen, ſchwarzer Augen
Senken ſich in Geiſt und Glieder
Neue Kraͤfte, neues Leben.
Wenn ich, voll von Schlafſucht, liege,
Darf mich nur Dorinde kuͤtzeln,
Ploͤtzlich hoͤr’ ich auf zu ſchlafen.
Wenn mir Kopf und Waugen ſchmerzen,
Darf ſie ſie nur einmal ſtreicheln,
Ploͤtzlich weichen alle Schmerzen.
Neulich raubte mir ein Fieber
Kraft und Luſt aus allen Nerven,
Und ich fieng ſchon an zu ſterben;
Aber Doris, meine Taube,
Strich, mit ſanften Liebeshaͤnden,
Alle halberſtorb’ne Glieder,
Und, indem ich ſterben wolte,
Kuͤßte
F 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0095" n="83"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die Aerzte.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>urch den Anblikk holder Nimfen,</l><lb/>
          <l>Durch die Wu&#x0364;rkung &#x017F;anfter Ha&#x0364;nde,</l><lb/>
          <l>Fri&#x017F;cher Wangen, &#x017F;chwarzer Augen</l><lb/>
          <l>Senken &#x017F;ich in Gei&#x017F;t und Glieder</l><lb/>
          <l>Neue Kra&#x0364;fte, neues Leben.</l><lb/>
          <l>Wenn ich, voll von Schlaf&#x017F;ucht, liege,</l><lb/>
          <l>Darf mich nur Dorinde ku&#x0364;tzeln,</l><lb/>
          <l>Plo&#x0364;tzlich ho&#x0364;r&#x2019; ich auf zu &#x017F;chlafen.</l><lb/>
          <l>Wenn mir Kopf und Waugen &#x017F;chmerzen,</l><lb/>
          <l>Darf &#x017F;ie &#x017F;ie nur einmal &#x017F;treicheln,</l><lb/>
          <l>Plo&#x0364;tzlich weichen alle Schmerzen.</l><lb/>
          <l>Neulich raubte mir ein Fieber</l><lb/>
          <l>Kraft und Lu&#x017F;t aus allen Nerven,</l><lb/>
          <l>Und ich fieng &#x017F;chon an zu &#x017F;terben;</l><lb/>
          <l>Aber Doris, meine Taube,</l><lb/>
          <l>Strich, mit &#x017F;anften Liebesha&#x0364;nden,</l><lb/>
          <l>Alle halber&#x017F;torb&#x2019;ne Glieder,</l><lb/>
          <l>Und, indem ich &#x017F;terben wolte,</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Ku&#x0364;ßte</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0095] Die Aerzte. Durch den Anblikk holder Nimfen, Durch die Wuͤrkung ſanfter Haͤnde, Friſcher Wangen, ſchwarzer Augen Senken ſich in Geiſt und Glieder Neue Kraͤfte, neues Leben. Wenn ich, voll von Schlafſucht, liege, Darf mich nur Dorinde kuͤtzeln, Ploͤtzlich hoͤr’ ich auf zu ſchlafen. Wenn mir Kopf und Waugen ſchmerzen, Darf ſie ſie nur einmal ſtreicheln, Ploͤtzlich weichen alle Schmerzen. Neulich raubte mir ein Fieber Kraft und Luſt aus allen Nerven, Und ich fieng ſchon an zu ſterben; Aber Doris, meine Taube, Strich, mit ſanften Liebeshaͤnden, Alle halberſtorb’ne Glieder, Und, indem ich ſterben wolte, Kuͤßte F 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/95
Zitationshilfe: Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744], S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/95>, abgerufen am 03.12.2024.