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Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].

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mals Petrarche erhalten! Ich darf dich
nicht loben, aber ich versichere dir, wenn
ich auch nichts, als dich, kleine Brunette,
damit erobert hätte; Wenn ich gleich
das Lob der Schönen und der Kunstrich-
ter nicht damit erwerben kann; So
werde ich doch niemals bereuen, daß ich
mich unterstanden habe, die Uberreste
des artigsten Geistes unter den Alten
vor nachahmbar zu halten.

Du magst indessen meine Verwegen-
heit rechtfertigen, wenn sie von Kennern
verachtet oder bewundert wird. Ich
dürfte dis nicht von dir verlangen, wenn
du nicht so bitter böse geworden wärest,
als ich sagte: Die Urteile einer Geliebten
müssen keinen Verfasser dreist machen.
Ich konte deinen Kuß nicht missen, sonst
hätte ich damals noch eine halbe Stunde
länger hierüber mit dir gezankt. Glaubst
du nun, mein Engel, daß mich deine Ur-

teile



mals Petrarche erhalten! Ich darf dich
nicht loben, aber ich verſichere dir, wenn
ich auch nichts, als dich, kleine Brunette,
damit erobert haͤtte; Wenn ich gleich
das Lob der Schoͤnen und der Kunſtrich-
ter nicht damit erwerben kann; So
werde ich doch niemals bereuen, daß ich
mich unterſtanden habe, die Uberreſte
des artigſten Geiſtes unter den Alten
vor nachahmbar zu halten.

Du magſt indeſſen meine Verwegen-
heit rechtfertigen, wenn ſie von Kennern
verachtet oder bewundert wird. Ich
duͤrfte dis nicht von dir verlangen, wenn
du nicht ſo bitter boͤſe geworden waͤreſt,
als ich ſagte: Die Urteile einer Geliebten
muͤſſen keinen Verfaſſer dreiſt machen.
Ich konte deinen Kuß nicht miſſen, ſonſt
haͤtte ich damals noch eine halbe Stunde
laͤnger hieruͤber mit dir gezankt. Glaubſt
du nun, mein Engel, daß mich deine Ur-

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[0008] mals Petrarche erhalten! Ich darf dich nicht loben, aber ich verſichere dir, wenn ich auch nichts, als dich, kleine Brunette, damit erobert haͤtte; Wenn ich gleich das Lob der Schoͤnen und der Kunſtrich- ter nicht damit erwerben kann; So werde ich doch niemals bereuen, daß ich mich unterſtanden habe, die Uberreſte des artigſten Geiſtes unter den Alten vor nachahmbar zu halten. Du magſt indeſſen meine Verwegen- heit rechtfertigen, wenn ſie von Kennern verachtet oder bewundert wird. Ich duͤrfte dis nicht von dir verlangen, wenn du nicht ſo bitter boͤſe geworden waͤreſt, als ich ſagte: Die Urteile einer Geliebten muͤſſen keinen Verfaſſer dreiſt machen. Ich konte deinen Kuß nicht miſſen, ſonſt haͤtte ich damals noch eine halbe Stunde laͤnger hieruͤber mit dir gezankt. Glaubſt du nun, mein Engel, daß mich deine Ur- teile

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Zitationshilfe: Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleim_versuch01_1744/8>, abgerufen am 24.11.2024.