Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].Aber es erfuhr mein Vater, Daß ich lieber gar nichts lernte. Endlich nahm er mich beim Arme, Führte mich zum Advokaten, Und ermahnt ihn, daß ichs hörte: Vetter, lehre diesen rechten, Halt ihn scharf, und gieb ihm Arbeit. Hurtig gab sie mir der Vetter. Köpfen, Hangen, Peitschen, Rädern Solt ich aus den Blättern lernen. O! wie haßt ich dieses Handwerk. O! wie wünscht ich oft aus Unmut, Meinen Lehrer an den Galgen, Wenn er mich mit Schriften quälte, Welche Blut und Todt verlangten. Aber gab er mir Prozesse Von verlohrnen Liebesbriefen, Von wilkommnen Nachtgespenstern, Von ertappten Anverwandten; Oder solt ich, statt der Schönen, Uber
Aber es erfuhr mein Vater, Daß ich lieber gar nichts lernte. Endlich nahm er mich beim Arme, Fuͤhrte mich zum Advokaten, Und ermahnt ihn, daß ichs hoͤrte: Vetter, lehre dieſen rechten, Halt ihn ſcharf, und gieb ihm Arbeit. Hurtig gab ſie mir der Vetter. Koͤpfen, Hangen, Peitſchen, Raͤdern Solt ich aus den Blaͤttern lernen. O! wie haßt ich dieſes Handwerk. O! wie wuͤnſcht ich oft aus Unmut, Meinen Lehrer an den Galgen, Wenn er mich mit Schriften quaͤlte, Welche Blut und Todt verlangten. Aber gab er mir Prozeſſe Von verlohrnen Liebesbriefen, Von wilkommnen Nachtgeſpenſtern, Von ertappten Anverwandten; Oder ſolt ich, ſtatt der Schoͤnen, Uber
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Aber es erfuhr mein Vater,
Daß ich lieber gar nichts lernte.
Endlich nahm er mich beim Arme,
Fuͤhrte mich zum Advokaten,
Und ermahnt ihn, daß ichs hoͤrte:
Vetter, lehre dieſen rechten,
Halt ihn ſcharf, und gieb ihm Arbeit.
Hurtig gab ſie mir der Vetter.
Koͤpfen, Hangen, Peitſchen, Raͤdern
Solt ich aus den Blaͤttern lernen.
O! wie haßt ich dieſes Handwerk.
O! wie wuͤnſcht ich oft aus Unmut,
Meinen Lehrer an den Galgen,
Wenn er mich mit Schriften quaͤlte,
Welche Blut und Todt verlangten.
Aber gab er mir Prozeſſe
Von verlohrnen Liebesbriefen,
Von wilkommnen Nachtgeſpenſtern,
Von ertappten Anverwandten;
Oder ſolt ich, ſtatt der Schoͤnen,
Uber
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