Gleim, Johann Wilhelm Ludwig: Versuch in Scherzhaften Liedern. Berlin, [1744].Schnell ward ich wieder munter. Ich sah mich um, und lauschte; Denn unter frischen Rosen Fand ich mich ganz begraben. Ich sprang von meinem Lager, Den losen Gast zu suchen, Der mich so schön bedekket; Allein im schnellen Springen Empfand ich plötzlich Schmerzen. Ein kleines Kind mit Flügeln, Das ich noch nie gesehen, Saß lächelnd hinterm Busche, Und sprach: Dis kan mein Bogen, Und wies mir mit dem Bogen Dorinden in der Laube. Ich weiß nicht, welche Wunde! Sie schmerzt, und that doch sanfte, Und, als ich nur die Schöne Drauf in der Laub' erblikkte, Verschwanden alle Schmerzen; Denn sie war gar zu freundlich. Schnell ward ich wieder munter. Ich ſah mich um, und lauſchte; Denn unter friſchen Roſen Fand ich mich ganz begraben. Ich ſprang von meinem Lager, Den loſen Gaſt zu ſuchen, Der mich ſo ſchoͤn bedekket; Allein im ſchnellen Springen Empfand ich ploͤtzlich Schmerzen. Ein kleines Kind mit Fluͤgeln, Das ich noch nie geſehen, Saß laͤchelnd hinterm Buſche, Und ſprach: Dis kan mein Bogen, Und wies mir mit dem Bogen Dorinden in der Laube. Ich weiß nicht, welche Wunde! Sie ſchmerzt, und that doch ſanfte, Und, als ich nur die Schoͤne Drauf in der Laub’ erblikkte, Verſchwanden alle Schmerzen; Denn ſie war gar zu freundlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0034" n="22"/> <l>Schnell ward ich wieder munter.</l><lb/> <l>Ich ſah mich um, und lauſchte;</l><lb/> <l>Denn unter friſchen Roſen</l><lb/> <l>Fand ich mich ganz begraben.</l><lb/> <l>Ich ſprang von meinem Lager,</l><lb/> <l>Den loſen Gaſt zu ſuchen,</l><lb/> <l>Der mich ſo ſchoͤn bedekket;</l><lb/> <l>Allein im ſchnellen Springen</l><lb/> <l>Empfand ich ploͤtzlich Schmerzen.</l><lb/> <l>Ein kleines Kind mit Fluͤgeln,</l><lb/> <l>Das ich noch nie geſehen,</l><lb/> <l>Saß laͤchelnd hinterm Buſche,</l><lb/> <l>Und ſprach: Dis kan mein Bogen,</l><lb/> <l>Und wies mir mit dem Bogen</l><lb/> <l>Dorinden in der Laube.</l><lb/> <l>Ich weiß nicht, welche Wunde!</l><lb/> <l>Sie ſchmerzt, und that doch ſanfte,</l><lb/> <l>Und, als ich nur die Schoͤne</l><lb/> <l>Drauf in der Laub’ erblikkte,</l><lb/> <l>Verſchwanden alle Schmerzen;</l><lb/> <l>Denn ſie war gar zu freundlich.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [22/0034]
Schnell ward ich wieder munter.
Ich ſah mich um, und lauſchte;
Denn unter friſchen Roſen
Fand ich mich ganz begraben.
Ich ſprang von meinem Lager,
Den loſen Gaſt zu ſuchen,
Der mich ſo ſchoͤn bedekket;
Allein im ſchnellen Springen
Empfand ich ploͤtzlich Schmerzen.
Ein kleines Kind mit Fluͤgeln,
Das ich noch nie geſehen,
Saß laͤchelnd hinterm Buſche,
Und ſprach: Dis kan mein Bogen,
Und wies mir mit dem Bogen
Dorinden in der Laube.
Ich weiß nicht, welche Wunde!
Sie ſchmerzt, und that doch ſanfte,
Und, als ich nur die Schoͤne
Drauf in der Laub’ erblikkte,
Verſchwanden alle Schmerzen;
Denn ſie war gar zu freundlich.
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