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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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tung, durch die Bestimmung des Keimes im Ey oder
Saamen gleichsam auf ewig gegründet hat, in welche
nehmlich ein Theil des bildenden oder befruchtenden
Markes, und zwar eben desjenigen Markes, durch
den Saamen, mit den darzu gehörigen tingirenden
Säften, von derjenigen Pflanzen- oder Thierart, die
schon vor 1000 oder mehr Jahren gelebet hat, in alle
nachfolgenden ohne Verminderung hat übergebracht
werden müssen, ohne die Wichtigkeit dieser Um-
stände zu überlegen, sage ich, haben sich etliche ein-
fallen lassen, im Ernste zu behaupten, daß Thiere
und Pflanzen ihr Geschlechte mit sammt der Ge-
schlechtsart verändern könnten, auch wirklich verän-
derten. Vom Anschein, widernatürlichen Ausbildun-
gen, Mißgewächsen und falschen Erfahrungen hin-
tergangen, wollen sie ihre Meinung durch das Exem-
pel der Weiden (Palices) besonders unterstützen, auf
deren Veränderungen, die sonst an sich sehr groß sind,
und fast bis ins unendliche gehen, scheinen indessen
sehr wenige aufmerksam gewesen zu seyn! zum Theil
haben sie das, was sie gesehen, wenig verstanden,
und davon eine verkehrte Erklärung gegeben.

Das Thier- und Pflanzenreich zeiget hin und
wieder in gewissen Classen, Ordnungen und Geschlech-
tern mehr oder weniger Mißgewächse, die aber als
Zufälle unbeständig sind, abwechseln, und dabey sehr
bald erkannt werden, wenn im Pflanzenreiche unter
andern der Blumenbau, durch außerordentliche Ver-
mehrung oder Verminderung einiger Haupttheile, von
dem natürlichen dermaßen abweicht, daß sie zu sol-
chen Mißgewächsen werden, durch die der wesentli-
che Endzweck der Fortpflanzung einigermaaßen mehr
oder weniger vereitelt, oder ganz und gar vernichtet
wird. Vielleicht hat dasjenige, wovon im vorher-
gehenden, von einigen ganz jungen Baum- oder
Straucharten, wegen des Zeitpunktes die Rede ge-

wesen
D

tung, durch die Beſtimmung des Keimes im Ey oder
Saamen gleichſam auf ewig gegruͤndet hat, in welche
nehmlich ein Theil des bildenden oder befruchtenden
Markes, und zwar eben desjenigen Markes, durch
den Saamen, mit den darzu gehoͤrigen tingirenden
Saͤften, von derjenigen Pflanzen- oder Thierart, die
ſchon vor 1000 oder mehr Jahren gelebet hat, in alle
nachfolgenden ohne Verminderung hat uͤbergebracht
werden muͤſſen, ohne die Wichtigkeit dieſer Um-
ſtaͤnde zu uͤberlegen, ſage ich, haben ſich etliche ein-
fallen laſſen, im Ernſte zu behaupten, daß Thiere
und Pflanzen ihr Geſchlechte mit ſammt der Ge-
ſchlechtsart veraͤndern koͤnnten, auch wirklich veraͤn-
derten. Vom Anſchein, widernatuͤrlichen Ausbildun-
gen, Mißgewaͤchſen und falſchen Erfahrungen hin-
tergangen, wollen ſie ihre Meinung durch das Exem-
pel der Weiden (Palices) beſonders unterſtuͤtzen, auf
deren Veraͤnderungen, die ſonſt an ſich ſehr groß ſind,
und faſt bis ins unendliche gehen, ſcheinen indeſſen
ſehr wenige aufmerkſam geweſen zu ſeyn! zum Theil
haben ſie das, was ſie geſehen, wenig verſtanden,
und davon eine verkehrte Erklaͤrung gegeben.

Das Thier- und Pflanzenreich zeiget hin und
wieder in gewiſſen Claſſen, Ordnungen und Geſchlech-
tern mehr oder weniger Mißgewaͤchſe, die aber als
Zufaͤlle unbeſtaͤndig ſind, abwechſeln, und dabey ſehr
bald erkannt werden, wenn im Pflanzenreiche unter
andern der Blumenbau, durch außerordentliche Ver-
mehrung oder Verminderung einiger Haupttheile, von
dem natuͤrlichen dermaßen abweicht, daß ſie zu ſol-
chen Mißgewaͤchſen werden, durch die der weſentli-
che Endzweck der Fortpflanzung einigermaaßen mehr
oder weniger vereitelt, oder ganz und gar vernichtet
wird. Vielleicht hat dasjenige, wovon im vorher-
gehenden, von einigen ganz jungen Baum- oder
Straucharten, wegen des Zeitpunktes die Rede ge-

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[49/0059] tung, durch die Beſtimmung des Keimes im Ey oder Saamen gleichſam auf ewig gegruͤndet hat, in welche nehmlich ein Theil des bildenden oder befruchtenden Markes, und zwar eben desjenigen Markes, durch den Saamen, mit den darzu gehoͤrigen tingirenden Saͤften, von derjenigen Pflanzen- oder Thierart, die ſchon vor 1000 oder mehr Jahren gelebet hat, in alle nachfolgenden ohne Verminderung hat uͤbergebracht werden muͤſſen, ohne die Wichtigkeit dieſer Um- ſtaͤnde zu uͤberlegen, ſage ich, haben ſich etliche ein- fallen laſſen, im Ernſte zu behaupten, daß Thiere und Pflanzen ihr Geſchlechte mit ſammt der Ge- ſchlechtsart veraͤndern koͤnnten, auch wirklich veraͤn- derten. Vom Anſchein, widernatuͤrlichen Ausbildun- gen, Mißgewaͤchſen und falſchen Erfahrungen hin- tergangen, wollen ſie ihre Meinung durch das Exem- pel der Weiden (Palices) beſonders unterſtuͤtzen, auf deren Veraͤnderungen, die ſonſt an ſich ſehr groß ſind, und faſt bis ins unendliche gehen, ſcheinen indeſſen ſehr wenige aufmerkſam geweſen zu ſeyn! zum Theil haben ſie das, was ſie geſehen, wenig verſtanden, und davon eine verkehrte Erklaͤrung gegeben. Das Thier- und Pflanzenreich zeiget hin und wieder in gewiſſen Claſſen, Ordnungen und Geſchlech- tern mehr oder weniger Mißgewaͤchſe, die aber als Zufaͤlle unbeſtaͤndig ſind, abwechſeln, und dabey ſehr bald erkannt werden, wenn im Pflanzenreiche unter andern der Blumenbau, durch außerordentliche Ver- mehrung oder Verminderung einiger Haupttheile, von dem natuͤrlichen dermaßen abweicht, daß ſie zu ſol- chen Mißgewaͤchſen werden, durch die der weſentli- che Endzweck der Fortpflanzung einigermaaßen mehr oder weniger vereitelt, oder ganz und gar vernichtet wird. Vielleicht hat dasjenige, wovon im vorher- gehenden, von einigen ganz jungen Baum- oder Straucharten, wegen des Zeitpunktes die Rede ge- weſen D

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/59>, abgerufen am 24.11.2024.