zweyte mahl trage! Dieser Zustand wird uns beleh- ren, ob wir etwas hierinnen bestimmen können, oder die Bestimmung weiter verschieben sollen. Denn un- ter solchen Pflanzen, welche etwa eine Männliche von der Weiblichen, bloß durch die Lage und den Sitz auf verschiedenen Zweigen abgesonderte Blüte brin- gen, wie etwa der Haselstrauch Corylus und der Wal- nußbaum Fuylans, wenn einer von beyden die erste Blüte trägt, so findet man nicht immer die erste Zeit daran, eine Männliche und Weibliche zugleich, daß man daraus erkennen könnte, was er sey, und in welche natürliche Ordnung v. gr. im Linneischen System er gehöre, sondern mit der Zeit kommen erst beyde Arten dieser Blumen zugleich zum Vorschein.
Es trift sich sogar bey dem Walnußbaume, in gewissen Jahren zuweilen, daß er sehr häufig Männ- liche, aber sehr wenig Weibliche Blüte trägt, oder auch eine erstaunende Menge von Weiblichen, ohne eine einzige Männliche zu haben: in welchem Falle die Insecten, als besondere Diener der Natur, bey diesem Geschäfte, das befruchtende Blumenmehl von andern Nußbäumen in der Nähe häufig zuführen. Dieses Beyspiel habe ich nicht nur öfters vor mir ge- habt, sondern noch in diesem Jahre an einem zwan- zigjährigen Baume, in der Nähe sehr genau beob- achten können. Ein in der Sache unerfahrner, könnte leicht auf die Gedanken gerathen, als ob es außer dem bekannten Wallnußbaume und Haselstaude, noch andere davon abgesonderte Männliche oder Weibliche gebe! Denn es könnte auch seyn, daß sie zu einer besonders vermischten oder zwitterblümigen Gattung gehörten, dergleichen das Ahorn Acer und Creuzdorngeschlechte Rhamni enthalten, und bey dem Johannisbrodbaume Ceradonia nunmehro auch ent- deckt worden sind.
Man
zweyte mahl trage! Dieſer Zuſtand wird uns beleh- ren, ob wir etwas hierinnen beſtimmen koͤnnen, oder die Beſtimmung weiter verſchieben ſollen. Denn un- ter ſolchen Pflanzen, welche etwa eine Maͤnnliche von der Weiblichen, bloß durch die Lage und den Sitz auf verſchiedenen Zweigen abgeſonderte Bluͤte brin- gen, wie etwa der Haſelſtrauch Corylus und der Wal- nußbaum Fuylans, wenn einer von beyden die erſte Bluͤte traͤgt, ſo findet man nicht immer die erſte Zeit daran, eine Maͤnnliche und Weibliche zugleich, daß man daraus erkennen koͤnnte, was er ſey, und in welche natuͤrliche Ordnung v. gr. im Linneiſchen Syſtem er gehoͤre, ſondern mit der Zeit kommen erſt beyde Arten dieſer Blumen zugleich zum Vorſchein.
Es trift ſich ſogar bey dem Walnußbaume, in gewiſſen Jahren zuweilen, daß er ſehr haͤufig Maͤnn- liche, aber ſehr wenig Weibliche Bluͤte traͤgt, oder auch eine erſtaunende Menge von Weiblichen, ohne eine einzige Maͤnnliche zu haben: in welchem Falle die Inſecten, als beſondere Diener der Natur, bey dieſem Geſchaͤfte, das befruchtende Blumenmehl von andern Nußbaͤumen in der Naͤhe haͤufig zufuͤhren. Dieſes Beyſpiel habe ich nicht nur oͤfters vor mir ge- habt, ſondern noch in dieſem Jahre an einem zwan- zigjaͤhrigen Baume, in der Naͤhe ſehr genau beob- achten koͤnnen. Ein in der Sache unerfahrner, koͤnnte leicht auf die Gedanken gerathen, als ob es außer dem bekannten Wallnußbaume und Haſelſtaude, noch andere davon abgeſonderte Maͤnnliche oder Weibliche gebe! Denn es koͤnnte auch ſeyn, daß ſie zu einer beſonders vermiſchten oder zwitterbluͤmigen Gattung gehoͤrten, dergleichen das Ahorn Acer und Creuzdorngeſchlechte Rhamni enthalten, und bey dem Johannisbrodbaume Ceradonia nunmehro auch ent- deckt worden ſind.
Man
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0053"n="43"/>
zweyte mahl trage! Dieſer Zuſtand wird uns beleh-<lb/>
ren, ob wir etwas hierinnen beſtimmen koͤnnen, oder<lb/>
die Beſtimmung weiter verſchieben ſollen. Denn un-<lb/>
ter ſolchen Pflanzen, welche etwa eine Maͤnnliche von<lb/>
der Weiblichen, bloß durch die Lage und den Sitz<lb/>
auf verſchiedenen Zweigen abgeſonderte Bluͤte brin-<lb/>
gen, wie etwa der Haſelſtrauch <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Corylus</hi></hi> und der Wal-<lb/>
nußbaum <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Fuylans</hi>,</hi> wenn einer von beyden die erſte<lb/>
Bluͤte traͤgt, ſo findet man nicht immer die erſte<lb/>
Zeit daran, eine Maͤnnliche und Weibliche zugleich,<lb/>
daß man daraus erkennen koͤnnte, was er ſey, und<lb/>
in welche natuͤrliche Ordnung v. gr. im Linneiſchen<lb/>
Syſtem er gehoͤre, ſondern mit der Zeit kommen erſt<lb/>
beyde Arten dieſer Blumen zugleich zum Vorſchein.</p><lb/><p>Es trift ſich ſogar bey dem Walnußbaume, in<lb/>
gewiſſen Jahren zuweilen, daß er ſehr haͤufig Maͤnn-<lb/>
liche, aber ſehr wenig Weibliche Bluͤte traͤgt, oder<lb/>
auch eine erſtaunende Menge von Weiblichen, ohne<lb/>
eine einzige Maͤnnliche zu haben: in welchem Falle<lb/>
die Inſecten, als beſondere Diener der Natur, bey<lb/>
dieſem Geſchaͤfte, das befruchtende Blumenmehl von<lb/>
andern Nußbaͤumen in der Naͤhe haͤufig zufuͤhren.<lb/>
Dieſes Beyſpiel habe ich nicht nur oͤfters vor mir ge-<lb/>
habt, ſondern noch in dieſem Jahre an einem zwan-<lb/>
zigjaͤhrigen Baume, in der Naͤhe ſehr genau beob-<lb/>
achten koͤnnen. Ein in der Sache unerfahrner,<lb/>
koͤnnte leicht auf die Gedanken gerathen, als ob es<lb/>
außer dem bekannten Wallnußbaume und Haſelſtaude,<lb/>
noch andere davon abgeſonderte Maͤnnliche oder<lb/>
Weibliche gebe! Denn es koͤnnte auch ſeyn, daß ſie<lb/>
zu einer beſonders vermiſchten oder zwitterbluͤmigen<lb/>
Gattung gehoͤrten, dergleichen das Ahorn <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Acer</hi></hi> und<lb/>
Creuzdorngeſchlechte <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Rhamni</hi></hi> enthalten, und bey dem<lb/>
Johannisbrodbaume <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ceradonia</hi></hi> nunmehro auch ent-<lb/>
deckt worden ſind.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Man</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[43/0053]
zweyte mahl trage! Dieſer Zuſtand wird uns beleh-
ren, ob wir etwas hierinnen beſtimmen koͤnnen, oder
die Beſtimmung weiter verſchieben ſollen. Denn un-
ter ſolchen Pflanzen, welche etwa eine Maͤnnliche von
der Weiblichen, bloß durch die Lage und den Sitz
auf verſchiedenen Zweigen abgeſonderte Bluͤte brin-
gen, wie etwa der Haſelſtrauch Corylus und der Wal-
nußbaum Fuylans, wenn einer von beyden die erſte
Bluͤte traͤgt, ſo findet man nicht immer die erſte
Zeit daran, eine Maͤnnliche und Weibliche zugleich,
daß man daraus erkennen koͤnnte, was er ſey, und
in welche natuͤrliche Ordnung v. gr. im Linneiſchen
Syſtem er gehoͤre, ſondern mit der Zeit kommen erſt
beyde Arten dieſer Blumen zugleich zum Vorſchein.
Es trift ſich ſogar bey dem Walnußbaume, in
gewiſſen Jahren zuweilen, daß er ſehr haͤufig Maͤnn-
liche, aber ſehr wenig Weibliche Bluͤte traͤgt, oder
auch eine erſtaunende Menge von Weiblichen, ohne
eine einzige Maͤnnliche zu haben: in welchem Falle
die Inſecten, als beſondere Diener der Natur, bey
dieſem Geſchaͤfte, das befruchtende Blumenmehl von
andern Nußbaͤumen in der Naͤhe haͤufig zufuͤhren.
Dieſes Beyſpiel habe ich nicht nur oͤfters vor mir ge-
habt, ſondern noch in dieſem Jahre an einem zwan-
zigjaͤhrigen Baume, in der Naͤhe ſehr genau beob-
achten koͤnnen. Ein in der Sache unerfahrner,
koͤnnte leicht auf die Gedanken gerathen, als ob es
außer dem bekannten Wallnußbaume und Haſelſtaude,
noch andere davon abgeſonderte Maͤnnliche oder
Weibliche gebe! Denn es koͤnnte auch ſeyn, daß ſie
zu einer beſonders vermiſchten oder zwitterbluͤmigen
Gattung gehoͤrten, dergleichen das Ahorn Acer und
Creuzdorngeſchlechte Rhamni enthalten, und bey dem
Johannisbrodbaume Ceradonia nunmehro auch ent-
deckt worden ſind.
Man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/53>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.