Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

nach und nach geäußerten Blößen gute Gelegenheit
zum Nachwachsen gegeben wurde? Allein noch ein
anderes Ungemach bestand darin, daß bey einem sol-
chen Verfahren, das alle Jahr zu wiederholende
Fahren der Wagen, eine große Anzahl junger Pflan-
zen gänzlich zernichtete, und man durfte also zum Be-
sten der Forst dieses nicht gestatten. Die Arbeiter
konnten jedoch dieses verhindern, wenn sie das so
wohl geschnittene, als in Klafter geschlagene Holz über
den Graben hinaus, oder auf etwa angelegte Wege
trugen, von da es bequem und ohne weitern Scha-
den, abgehohlet werden konnte. Die Erfahrung
erwieß auch, daß auf diese Art, und weil in derglei-
chen Revieren weder Graß nach Mooß aufwachsen
konnte, von den sonst so schädlichen Mäusen wenig
oder nichts zu befürchten war, welche theils den
Saamen verzehren, theils die jungen Wurzeln ab-
beißen. Die jungen, noch zarten Pflanzen behielten
in den ersten Jahren gegen starke Fröste und scharfe
Winde, und im Sommer gegen die brennende Hitze
noch gute Bedeckung; die stärkeren hingegen bekamen
durch das einzelne Aushauen mehr Raum und Luft,
und nach vollendeten Hauungsjahren war zugleich
dem weitern Fortwachsen dem nunmehro gänzlich neu
erschaffenen Orte nichts weiter im Wege. Es zeig-
te sich zwar wohl nach und nach verschiedenes unnü-
tzes oder weiches Holz unter dem guten vermischt; die-
ses konnte aber nebst solchen Buchenstämmen, die von
stärkern entweder unterdrückt oder untauglich gewach-
sen wareu, nach Verfließung von funfzehn bis zwan-
zig Jahren, schon wieder weggenommen werden, weil
es das Lohn bezahlte. Man nennet dieses in Nie-
dersachsen das Durchbinden, und zwar war mit solchem
so lange fortzusetzen, als sich verdumpftes Holz vor-
fand, wodurch man in vierzig bis funfzig Jahren
wenigstens auf einen, im Wuchse völlig gleichen,

gesun-

nach und nach geaͤußerten Bloͤßen gute Gelegenheit
zum Nachwachſen gegeben wurde? Allein noch ein
anderes Ungemach beſtand darin, daß bey einem ſol-
chen Verfahren, das alle Jahr zu wiederholende
Fahren der Wagen, eine große Anzahl junger Pflan-
zen gaͤnzlich zernichtete, und man durfte alſo zum Be-
ſten der Forſt dieſes nicht geſtatten. Die Arbeiter
konnten jedoch dieſes verhindern, wenn ſie das ſo
wohl geſchnittene, als in Klafter geſchlagene Holz uͤber
den Graben hinaus, oder auf etwa angelegte Wege
trugen, von da es bequem und ohne weitern Scha-
den, abgehohlet werden konnte. Die Erfahrung
erwieß auch, daß auf dieſe Art, und weil in derglei-
chen Revieren weder Graß nach Mooß aufwachſen
konnte, von den ſonſt ſo ſchaͤdlichen Maͤuſen wenig
oder nichts zu befuͤrchten war, welche theils den
Saamen verzehren, theils die jungen Wurzeln ab-
beißen. Die jungen, noch zarten Pflanzen behielten
in den erſten Jahren gegen ſtarke Froͤſte und ſcharfe
Winde, und im Sommer gegen die brennende Hitze
noch gute Bedeckung; die ſtaͤrkeren hingegen bekamen
durch das einzelne Aushauen mehr Raum und Luft,
und nach vollendeten Hauungsjahren war zugleich
dem weitern Fortwachſen dem nunmehro gaͤnzlich neu
erſchaffenen Orte nichts weiter im Wege. Es zeig-
te ſich zwar wohl nach und nach verſchiedenes unnuͤ-
tzes oder weiches Holz unter dem guten vermiſcht; die-
ſes konnte aber nebſt ſolchen Buchenſtaͤmmen, die von
ſtaͤrkern entweder unterdruͤckt oder untauglich gewach-
ſen wareu, nach Verfließung von funfzehn bis zwan-
zig Jahren, ſchon wieder weggenommen werden, weil
es das Lohn bezahlte. Man nennet dieſes in Nie-
derſachſen das Durchbinden, und zwar war mit ſolchem
ſo lange fortzuſetzen, als ſich verdumpftes Holz vor-
fand, wodurch man in vierzig bis funfzig Jahren
wenigſtens auf einen, im Wuchſe voͤllig gleichen,

geſun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0020" n="10"/>
nach und nach gea&#x0364;ußerten Blo&#x0364;ßen gute Gelegenheit<lb/>
zum Nachwach&#x017F;en gegeben wurde? Allein noch ein<lb/>
anderes Ungemach be&#x017F;tand darin, daß bey einem &#x017F;ol-<lb/>
chen Verfahren, das alle Jahr zu wiederholende<lb/>
Fahren der Wagen, eine große Anzahl junger Pflan-<lb/>
zen ga&#x0364;nzlich zernichtete, und man durfte al&#x017F;o zum Be-<lb/>
&#x017F;ten der For&#x017F;t die&#x017F;es nicht ge&#x017F;tatten. Die Arbeiter<lb/>
konnten jedoch die&#x017F;es verhindern, wenn &#x017F;ie das &#x017F;o<lb/>
wohl ge&#x017F;chnittene, als in Klafter ge&#x017F;chlagene Holz u&#x0364;ber<lb/>
den Graben hinaus, oder auf etwa angelegte Wege<lb/>
trugen, von da es bequem und ohne weitern Scha-<lb/>
den, abgehohlet werden konnte. Die Erfahrung<lb/>
erwieß auch, daß auf die&#x017F;e Art, und weil in derglei-<lb/>
chen Revieren weder Graß nach Mooß aufwach&#x017F;en<lb/>
konnte, von den &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;dlichen Ma&#x0364;u&#x017F;en wenig<lb/>
oder nichts zu befu&#x0364;rchten war, welche theils den<lb/>
Saamen verzehren, theils die jungen Wurzeln ab-<lb/>
beißen. Die jungen, noch zarten Pflanzen behielten<lb/>
in den er&#x017F;ten Jahren gegen &#x017F;tarke Fro&#x0364;&#x017F;te und &#x017F;charfe<lb/>
Winde, und im Sommer gegen die brennende Hitze<lb/>
noch gute Bedeckung; die &#x017F;ta&#x0364;rkeren hingegen bekamen<lb/>
durch das einzelne Aushauen mehr Raum und Luft,<lb/>
und nach vollendeten Hauungsjahren war zugleich<lb/>
dem weitern Fortwach&#x017F;en dem nunmehro ga&#x0364;nzlich neu<lb/>
er&#x017F;chaffenen Orte nichts weiter im Wege. Es zeig-<lb/>
te &#x017F;ich zwar wohl nach und nach ver&#x017F;chiedenes unnu&#x0364;-<lb/>
tzes oder weiches Holz unter dem guten vermi&#x017F;cht; die-<lb/>
&#x017F;es konnte aber neb&#x017F;t &#x017F;olchen Buchen&#x017F;ta&#x0364;mmen, die von<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rkern entweder unterdru&#x0364;ckt oder untauglich gewach-<lb/>
&#x017F;en wareu, nach Verfließung von funfzehn bis zwan-<lb/>
zig Jahren, &#x017F;chon wieder weggenommen werden, weil<lb/>
es das Lohn bezahlte. Man nennet die&#x017F;es in Nie-<lb/>
der&#x017F;ach&#x017F;en das Durchbinden, und zwar war mit &#x017F;olchem<lb/>
&#x017F;o lange fortzu&#x017F;etzen, als &#x017F;ich verdumpftes Holz vor-<lb/>
fand, wodurch man in vierzig bis funfzig Jahren<lb/>
wenig&#x017F;tens auf einen, im Wuch&#x017F;e vo&#x0364;llig gleichen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge&#x017F;un-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[10/0020] nach und nach geaͤußerten Bloͤßen gute Gelegenheit zum Nachwachſen gegeben wurde? Allein noch ein anderes Ungemach beſtand darin, daß bey einem ſol- chen Verfahren, das alle Jahr zu wiederholende Fahren der Wagen, eine große Anzahl junger Pflan- zen gaͤnzlich zernichtete, und man durfte alſo zum Be- ſten der Forſt dieſes nicht geſtatten. Die Arbeiter konnten jedoch dieſes verhindern, wenn ſie das ſo wohl geſchnittene, als in Klafter geſchlagene Holz uͤber den Graben hinaus, oder auf etwa angelegte Wege trugen, von da es bequem und ohne weitern Scha- den, abgehohlet werden konnte. Die Erfahrung erwieß auch, daß auf dieſe Art, und weil in derglei- chen Revieren weder Graß nach Mooß aufwachſen konnte, von den ſonſt ſo ſchaͤdlichen Maͤuſen wenig oder nichts zu befuͤrchten war, welche theils den Saamen verzehren, theils die jungen Wurzeln ab- beißen. Die jungen, noch zarten Pflanzen behielten in den erſten Jahren gegen ſtarke Froͤſte und ſcharfe Winde, und im Sommer gegen die brennende Hitze noch gute Bedeckung; die ſtaͤrkeren hingegen bekamen durch das einzelne Aushauen mehr Raum und Luft, und nach vollendeten Hauungsjahren war zugleich dem weitern Fortwachſen dem nunmehro gaͤnzlich neu erſchaffenen Orte nichts weiter im Wege. Es zeig- te ſich zwar wohl nach und nach verſchiedenes unnuͤ- tzes oder weiches Holz unter dem guten vermiſcht; die- ſes konnte aber nebſt ſolchen Buchenſtaͤmmen, die von ſtaͤrkern entweder unterdruͤckt oder untauglich gewach- ſen wareu, nach Verfließung von funfzehn bis zwan- zig Jahren, ſchon wieder weggenommen werden, weil es das Lohn bezahlte. Man nennet dieſes in Nie- derſachſen das Durchbinden, und zwar war mit ſolchem ſo lange fortzuſetzen, als ſich verdumpftes Holz vor- fand, wodurch man in vierzig bis funfzig Jahren wenigſtens auf einen, im Wuchſe voͤllig gleichen, geſun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/20
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/20>, abgerufen am 23.11.2024.