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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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dern verfaulten Dingen vermischt in der Churmark,
bald einen Kalkschlamm bald setzet er sich wie in
einigen Gegenden der Uckermark, in der Gegend von
Prenzlau in derben und mächtigen Lagen unter der
Dammerde fester zusammen. Schlämmet man diese
Art des Bruchkalkes aus, so erhält man daraus ei-
ne ansehnliche Menge von den kleinsten feinsten ver-
gangenen Meermuscheln. Kömmt eben dieser in der
verschiedenen Dammerde zum Vorschein, so stellet er
einen weißen Kalkstaub vor, welcher diesen Boden
spröde, hungrig und mager macht. Dergleichen
wird an vielen Orten um Berlin von Maulwürfen mit
ausgeworfen, wo er aber in feuchtem fruchtbarem
Bruchacker lieget, ziehet er sich in den heißen Jahreszei-
ten zuweilen des Nachts um den Frühstunden als eine
zarte unschädliche Kalkrinde über die Erde, welche
aber täglich in den Vormittagsstunden über so bald
wieder verschwindet; und von den Colonisten bey
Neustadt an der Dosse Salpeter genennet wird.

Noch eine in der Chur- und Neumark beson-
ders häufiger als anderwärts außer denselben vorkom-
mende Erscheinung ist diese, daß gedachter mit fein
und groben Sande vermischter Kalkstaub, die aus
gefaulten hohlen übersandeten Baumwurzeln von etli-
chen Holzarten, Ausfälle und ihre Gestalt behalte,
wenn auch Holz und Schaale schon längst vergangen
sind, dieses besondere märkische Produkt ist von alten
Zeiten her, und zwar schon seit der Regierung des
Kaysers Maximiliani II. mit vielen Fabeln von seiner
Entstehung unter dem Namen Knochenstein osteocolla
bekannter geworden. Zuweilen fährt man kurz auf
stark anhaltenden Platzregen durch die tiefen Wege,
in welchen das Wasser den feinen aufgelößten Kalk
von den Höhen herunter dahin zusammenführet, da
alsdenn Pferde, Wagen und Menschen gleichsam in

eine

dern verfaulten Dingen vermiſcht in der Churmark,
bald einen Kalkſchlamm bald ſetzet er ſich wie in
einigen Gegenden der Uckermark, in der Gegend von
Prenzlau in derben und maͤchtigen Lagen unter der
Dammerde feſter zuſammen. Schlaͤmmet man dieſe
Art des Bruchkalkes aus, ſo erhaͤlt man daraus ei-
ne anſehnliche Menge von den kleinſten feinſten ver-
gangenen Meermuſcheln. Koͤmmt eben dieſer in der
verſchiedenen Dammerde zum Vorſchein, ſo ſtellet er
einen weißen Kalkſtaub vor, welcher dieſen Boden
ſproͤde, hungrig und mager macht. Dergleichen
wird an vielen Orten um Berlin von Maulwuͤrfen mit
ausgeworfen, wo er aber in feuchtem fruchtbarem
Bruchacker lieget, ziehet er ſich in den heißen Jahreszei-
ten zuweilen des Nachts um den Fruͤhſtunden als eine
zarte unſchaͤdliche Kalkrinde uͤber die Erde, welche
aber taͤglich in den Vormittagsſtunden uͤber ſo bald
wieder verſchwindet; und von den Coloniſten bey
Neuſtadt an der Doſſe Salpeter genennet wird.

Noch eine in der Chur- und Neumark beſon-
ders haͤufiger als anderwaͤrts außer denſelben vorkom-
mende Erſcheinung iſt dieſe, daß gedachter mit fein
und groben Sande vermiſchter Kalkſtaub, die aus
gefaulten hohlen uͤberſandeten Baumwurzeln von etli-
chen Holzarten, Ausfaͤlle und ihre Geſtalt behalte,
wenn auch Holz und Schaale ſchon laͤngſt vergangen
ſind, dieſes beſondere maͤrkiſche Produkt iſt von alten
Zeiten her, und zwar ſchon ſeit der Regierung des
Kayſers Maximiliani II. mit vielen Fabeln von ſeiner
Entſtehung unter dem Namen Knochenſtein oſteocolla
bekannter geworden. Zuweilen faͤhrt man kurz auf
ſtark anhaltenden Platzregen durch die tiefen Wege,
in welchen das Waſſer den feinen aufgeloͤßten Kalk
von den Hoͤhen herunter dahin zuſammenfuͤhret, da
alsdenn Pferde, Wagen und Menſchen gleichſam in

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[92/0102] dern verfaulten Dingen vermiſcht in der Churmark, bald einen Kalkſchlamm bald ſetzet er ſich wie in einigen Gegenden der Uckermark, in der Gegend von Prenzlau in derben und maͤchtigen Lagen unter der Dammerde feſter zuſammen. Schlaͤmmet man dieſe Art des Bruchkalkes aus, ſo erhaͤlt man daraus ei- ne anſehnliche Menge von den kleinſten feinſten ver- gangenen Meermuſcheln. Koͤmmt eben dieſer in der verſchiedenen Dammerde zum Vorſchein, ſo ſtellet er einen weißen Kalkſtaub vor, welcher dieſen Boden ſproͤde, hungrig und mager macht. Dergleichen wird an vielen Orten um Berlin von Maulwuͤrfen mit ausgeworfen, wo er aber in feuchtem fruchtbarem Bruchacker lieget, ziehet er ſich in den heißen Jahreszei- ten zuweilen des Nachts um den Fruͤhſtunden als eine zarte unſchaͤdliche Kalkrinde uͤber die Erde, welche aber taͤglich in den Vormittagsſtunden uͤber ſo bald wieder verſchwindet; und von den Coloniſten bey Neuſtadt an der Doſſe Salpeter genennet wird. Noch eine in der Chur- und Neumark beſon- ders haͤufiger als anderwaͤrts außer denſelben vorkom- mende Erſcheinung iſt dieſe, daß gedachter mit fein und groben Sande vermiſchter Kalkſtaub, die aus gefaulten hohlen uͤberſandeten Baumwurzeln von etli- chen Holzarten, Ausfaͤlle und ihre Geſtalt behalte, wenn auch Holz und Schaale ſchon laͤngſt vergangen ſind, dieſes beſondere maͤrkiſche Produkt iſt von alten Zeiten her, und zwar ſchon ſeit der Regierung des Kayſers Maximiliani II. mit vielen Fabeln von ſeiner Entſtehung unter dem Namen Knochenſtein oſteocolla bekannter geworden. Zuweilen faͤhrt man kurz auf ſtark anhaltenden Platzregen durch die tiefen Wege, in welchen das Waſſer den feinen aufgeloͤßten Kalk von den Hoͤhen herunter dahin zuſammenfuͤhret, da alsdenn Pferde, Wagen und Menſchen gleichſam in eine

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/102>, abgerufen am 23.11.2024.