wolle zu einer reichlichen Sammlung anbieten, und die Königl. Allerhöchsten Absichten auch dadurch zu erfüllen seyn.
Dem fleißigen und der Natur immer nachfor- schenden Landmanne thut man noch den Vorschlag, daß er doch nächstens versuchen mögte, diese zwey Sorten Weidenbäume mit einander durch die be- kannte allgemeine Einpfropfung zu vereinigen. Wir verstehen darunter, daß er in den Aesten der Lorbeerweide zu rechter Jahreszeit Augen von der Weide mit den längsten Aehren, und wiederum in diesen Aesten Augen von der Lorbeerweide gehörig einpfropfe und dabey sorgfältig Achtung gebe, wenn diese Aeste tragbar würden und ob die darauf wachsende Wolle etwa an Feine, Zähigkeit oder Menge einige nutzbare Abweichungen erhielte. Die Naturkunde lehrt, daß, durch dergleichen Vermi- schungs- und Einpfropfungsproben, nicht nur eine unzähliche Menge von Früchten, größer, schmack- hafter und eßbarer werden, sondern daß man auch durch diese Kunst viele neue, schöne und wohl- schmeckende Sorten von Früchten hervorgebracht, die sonst noch gar nicht bekannt gewesen. Viel- leicht entstünde auch daraus eine neue Art Weiden, deren Wolle zu Manufaktur- und Haushaltungs- arbeiten annoch verbessert wäre und gewisse Vor- züge besäße. Da man in einigen Stunden etli- che Dutzend Aeste einpfropft, und diese leichte Ar- beit mit geringer Mühe von den Lehrjungen der
Gärt-
wolle zu einer reichlichen Sammlung anbieten, und die Koͤnigl. Allerhoͤchſten Abſichten auch dadurch zu erfuͤllen ſeyn.
Dem fleißigen und der Natur immer nachfor- ſchenden Landmanne thut man noch den Vorſchlag, daß er doch naͤchſtens verſuchen moͤgte, dieſe zwey Sorten Weidenbaͤume mit einander durch die be- kannte allgemeine Einpfropfung zu vereinigen. Wir verſtehen darunter, daß er in den Aeſten der Lorbeerweide zu rechter Jahreszeit Augen von der Weide mit den laͤngſten Aehren, und wiederum in dieſen Aeſten Augen von der Lorbeerweide gehoͤrig einpfropfe und dabey ſorgfaͤltig Achtung gebe, wenn dieſe Aeſte tragbar wuͤrden und ob die darauf wachſende Wolle etwa an Feine, Zaͤhigkeit oder Menge einige nutzbare Abweichungen erhielte. Die Naturkunde lehrt, daß, durch dergleichen Vermi- ſchungs- und Einpfropfungsproben, nicht nur eine unzaͤhliche Menge von Fruͤchten, groͤßer, ſchmack- hafter und eßbarer werden, ſondern daß man auch durch dieſe Kunſt viele neue, ſchoͤne und wohl- ſchmeckende Sorten von Fruͤchten hervorgebracht, die ſonſt noch gar nicht bekannt geweſen. Viel- leicht entſtuͤnde auch daraus eine neue Art Weiden, deren Wolle zu Manufaktur- und Haushaltungs- arbeiten annoch verbeſſert waͤre und gewiſſe Vor- zuͤge beſaͤße. Da man in einigen Stunden etli- che Dutzend Aeſte einpfropft, und dieſe leichte Ar- beit mit geringer Muͤhe von den Lehrjungen der
Gaͤrt-
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[224[222]/0232]
wolle zu einer reichlichen Sammlung anbieten, und
die Koͤnigl. Allerhoͤchſten Abſichten auch dadurch
zu erfuͤllen ſeyn.
Dem fleißigen und der Natur immer nachfor-
ſchenden Landmanne thut man noch den Vorſchlag,
daß er doch naͤchſtens verſuchen moͤgte, dieſe zwey
Sorten Weidenbaͤume mit einander durch die be-
kannte allgemeine Einpfropfung zu vereinigen.
Wir verſtehen darunter, daß er in den Aeſten der
Lorbeerweide zu rechter Jahreszeit Augen von der
Weide mit den laͤngſten Aehren, und wiederum
in dieſen Aeſten Augen von der Lorbeerweide gehoͤrig
einpfropfe und dabey ſorgfaͤltig Achtung gebe,
wenn dieſe Aeſte tragbar wuͤrden und ob die darauf
wachſende Wolle etwa an Feine, Zaͤhigkeit oder
Menge einige nutzbare Abweichungen erhielte. Die
Naturkunde lehrt, daß, durch dergleichen Vermi-
ſchungs- und Einpfropfungsproben, nicht nur eine
unzaͤhliche Menge von Fruͤchten, groͤßer, ſchmack-
hafter und eßbarer werden, ſondern daß man auch
durch dieſe Kunſt viele neue, ſchoͤne und wohl-
ſchmeckende Sorten von Fruͤchten hervorgebracht,
die ſonſt noch gar nicht bekannt geweſen. Viel-
leicht entſtuͤnde auch daraus eine neue Art Weiden,
deren Wolle zu Manufaktur- und Haushaltungs-
arbeiten annoch verbeſſert waͤre und gewiſſe Vor-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 224[222]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/232>, abgerufen am 23.11.2024.
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