und noch andere Eigenschaften mit Geruch und Geschmack, sind öfters nicht mehr diejenigen ge- wöhnlichsten, welche wir sonst, nach der übereinstim- menden Vielheit solcher Kennzeichen, vor die na- türlichsten halten können, wie uns denn einzelne Gewächse dadurch gradweise dermaßen fremd und unkenntlich werden, daß zuletzt die Kenner selbst in Verlegenheit gerathen müssen.
Die natürlichen Pflanzenordnungen können hiervon die richtigsten Beweise geben, und man kann von vielen einzelnen Gewächsen mit Wahrheit sagen, daß es zuweilen weit leichter sey, ihre na- türliche Ordnungen zu erkennen, als die Geschlech- ter zu errathen, unter welchen die so zahlreichen Ab- änderungen stehen müssen; ob gleich, dem einmahl bestimmten Naturgesetze zufolge, kein einziges Ge- wächse, gleich allen übrigen organischen belebten Naturkörpern, im eigentlichen Verstande ausarten kann, das ist, aus seiner oder derjenigen Art schla- gen kann, aus welcher dasselbe entstanden ist.
Aus der nunmehro angeführten Veränderung der natürlichen Pflanzengattungen durch die natür- liche und künstliche Saat, kann man auf diejenige leicht schließen, welche den in den Upsalischen Gar- ten verpflanzten Lapponischen Alpenweiden wieder- fahren ist. Der Umstand wird vor das erste schon vor die Botanisten sehr beträchtlich gefunden, daß er manche unter ihnen, wegen ihrer allzu betrügli- chen und übereilten Bestimmungskennzeichen von
Ge-
und noch andere Eigenſchaften mit Geruch und Geſchmack, ſind oͤfters nicht mehr diejenigen ge- woͤhnlichſten, welche wir ſonſt, nach der uͤbereinſtim- menden Vielheit ſolcher Kennzeichen, vor die na- tuͤrlichſten halten koͤnnen, wie uns denn einzelne Gewaͤchſe dadurch gradweiſe dermaßen fremd und unkenntlich werden, daß zuletzt die Kenner ſelbſt in Verlegenheit gerathen muͤſſen.
Die natuͤrlichen Pflanzenordnungen koͤnnen hiervon die richtigſten Beweiſe geben, und man kann von vielen einzelnen Gewaͤchſen mit Wahrheit ſagen, daß es zuweilen weit leichter ſey, ihre na- tuͤrliche Ordnungen zu erkennen, als die Geſchlech- ter zu errathen, unter welchen die ſo zahlreichen Ab- aͤnderungen ſtehen muͤſſen; ob gleich, dem einmahl beſtimmten Naturgeſetze zufolge, kein einziges Ge- waͤchſe, gleich allen uͤbrigen organiſchen belebten Naturkoͤrpern, im eigentlichen Verſtande ausarten kann, das iſt, aus ſeiner oder derjenigen Art ſchla- gen kann, aus welcher daſſelbe entſtanden iſt.
Aus der nunmehro angefuͤhrten Veraͤnderung der natuͤrlichen Pflanzengattungen durch die natuͤr- liche und kuͤnſtliche Saat, kann man auf diejenige leicht ſchließen, welche den in den Upſaliſchen Gar- ten verpflanzten Lapponiſchen Alpenweiden wieder- fahren iſt. Der Umſtand wird vor das erſte ſchon vor die Botaniſten ſehr betraͤchtlich gefunden, daß er manche unter ihnen, wegen ihrer allzu betruͤgli- chen und uͤbereilten Beſtimmungskennzeichen von
Ge-
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[207[205]/0215]
und noch andere Eigenſchaften mit Geruch und
Geſchmack, ſind oͤfters nicht mehr diejenigen ge-
woͤhnlichſten, welche wir ſonſt, nach der uͤbereinſtim-
menden Vielheit ſolcher Kennzeichen, vor die na-
tuͤrlichſten halten koͤnnen, wie uns denn einzelne
Gewaͤchſe dadurch gradweiſe dermaßen fremd und
unkenntlich werden, daß zuletzt die Kenner ſelbſt in
Verlegenheit gerathen muͤſſen.
Die natuͤrlichen Pflanzenordnungen koͤnnen
hiervon die richtigſten Beweiſe geben, und man
kann von vielen einzelnen Gewaͤchſen mit Wahrheit
ſagen, daß es zuweilen weit leichter ſey, ihre na-
tuͤrliche Ordnungen zu erkennen, als die Geſchlech-
ter zu errathen, unter welchen die ſo zahlreichen Ab-
aͤnderungen ſtehen muͤſſen; ob gleich, dem einmahl
beſtimmten Naturgeſetze zufolge, kein einziges Ge-
waͤchſe, gleich allen uͤbrigen organiſchen belebten
Naturkoͤrpern, im eigentlichen Verſtande ausarten
kann, das iſt, aus ſeiner oder derjenigen Art ſchla-
gen kann, aus welcher daſſelbe entſtanden iſt.
Aus der nunmehro angefuͤhrten Veraͤnderung
der natuͤrlichen Pflanzengattungen durch die natuͤr-
liche und kuͤnſtliche Saat, kann man auf diejenige
leicht ſchließen, welche den in den Upſaliſchen Gar-
ten verpflanzten Lapponiſchen Alpenweiden wieder-
fahren iſt. Der Umſtand wird vor das erſte ſchon
vor die Botaniſten ſehr betraͤchtlich gefunden, daß
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 207[205]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/215>, abgerufen am 28.11.2024.
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