feucht gelegenen Grundes verändert dergleichen junge Saamenpflanzen eben so stark, wie die aus der ältern Wurzel entstehenden Triebe, auch bis ins unkenntliche, daß man zur Sicherheit ihrer Bestimmung, ohne schnell zu seyn, mehrerer Kenn- zeichen halber, ihre folgende Ausbildung abwarten muß. Der junge Ausschlag und Aufschlag des Werftes, den man sonst Sol- oder Seil- und Saalweide nennet, giebt mit seinen Arten und de- ren Abänderungen, in seinen ersten Zeitalter, man- che Gelegenheit, daß sich sonst wohl geübte Kenner in Schlagehölzern, auf sumpfigen Wiesen, an bu- schigen Hügeln und zwischen den Steinfelsen auf hohen Gebirgen, selbst dadurch hintergehen lassen.
Der alte verehrungswürdige C. Bauhin zu Basel, an welchen man ohne Dankbarkeit nicht denken sollte, der in seinen mühsamen Schriften noch immer lebet, und eine Menge von Tadlern überlebt hat, welche in ihren Schriften mehr Critik und Geschrey angebracht hatten, als daß sie damit den Nachkommen bey der Anwendung hätten Nu- tzen schaffen sollen, dieser hat uns in seinem Pinace 25 Weidenarten angegeben, und Mr. Tournefort, der mir und allen Kennern immer gleich groß bleiben wird, hat sich nach diesen aufrichtigen Vorgänger in vielen Stücken überaus gerichtet, wie auch der jüngst verstorbene Herr von Haller, welchen drey großen botanisch- praktischen Männern zusammen- genommen, ich bey vielen Umständen weit mehr
zu
feucht gelegenen Grundes veraͤndert dergleichen junge Saamenpflanzen eben ſo ſtark, wie die aus der aͤltern Wurzel entſtehenden Triebe, auch bis ins unkenntliche, daß man zur Sicherheit ihrer Beſtimmung, ohne ſchnell zu ſeyn, mehrerer Kenn- zeichen halber, ihre folgende Ausbildung abwarten muß. Der junge Ausſchlag und Aufſchlag des Werftes, den man ſonſt Sol- oder Seil- und Saalweide nennet, giebt mit ſeinen Arten und de- ren Abaͤnderungen, in ſeinen erſten Zeitalter, man- che Gelegenheit, daß ſich ſonſt wohl geuͤbte Kenner in Schlagehoͤlzern, auf ſumpfigen Wieſen, an bu- ſchigen Huͤgeln und zwiſchen den Steinfelſen auf hohen Gebirgen, ſelbſt dadurch hintergehen laſſen.
Der alte verehrungswuͤrdige C. Bauhin zu Baſel, an welchen man ohne Dankbarkeit nicht denken ſollte, der in ſeinen muͤhſamen Schriften noch immer lebet, und eine Menge von Tadlern uͤberlebt hat, welche in ihren Schriften mehr Critik und Geſchrey angebracht hatten, als daß ſie damit den Nachkommen bey der Anwendung haͤtten Nu- tzen ſchaffen ſollen, dieſer hat uns in ſeinem Pinace 25 Weidenarten angegeben, und Mr. Tournefort, der mir und allen Kennern immer gleich groß bleiben wird, hat ſich nach dieſen aufrichtigen Vorgaͤnger in vielen Stuͤcken uͤberaus gerichtet, wie auch der juͤngſt verſtorbene Herr von Haller, welchen drey großen botaniſch- praktiſchen Maͤnnern zuſammen- genommen, ich bey vielen Umſtaͤnden weit mehr
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[202[200]/0210]
feucht gelegenen Grundes veraͤndert dergleichen
junge Saamenpflanzen eben ſo ſtark, wie die
aus der aͤltern Wurzel entſtehenden Triebe, auch
bis ins unkenntliche, daß man zur Sicherheit ihrer
Beſtimmung, ohne ſchnell zu ſeyn, mehrerer Kenn-
zeichen halber, ihre folgende Ausbildung abwarten
muß. Der junge Ausſchlag und Aufſchlag des
Werftes, den man ſonſt Sol- oder Seil- und
Saalweide nennet, giebt mit ſeinen Arten und de-
ren Abaͤnderungen, in ſeinen erſten Zeitalter, man-
che Gelegenheit, daß ſich ſonſt wohl geuͤbte Kenner
in Schlagehoͤlzern, auf ſumpfigen Wieſen, an bu-
ſchigen Huͤgeln und zwiſchen den Steinfelſen auf
hohen Gebirgen, ſelbſt dadurch hintergehen laſſen.
Der alte verehrungswuͤrdige C. Bauhin zu
Baſel, an welchen man ohne Dankbarkeit nicht
denken ſollte, der in ſeinen muͤhſamen Schriften
noch immer lebet, und eine Menge von Tadlern
uͤberlebt hat, welche in ihren Schriften mehr Critik
und Geſchrey angebracht hatten, als daß ſie damit
den Nachkommen bey der Anwendung haͤtten Nu-
tzen ſchaffen ſollen, dieſer hat uns in ſeinem Pinace
25 Weidenarten angegeben, und Mr. Tournefort,
der mir und allen Kennern immer gleich groß bleiben
wird, hat ſich nach dieſen aufrichtigen Vorgaͤnger
in vielen Stuͤcken uͤberaus gerichtet, wie auch der
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 202[200]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/210>, abgerufen am 24.11.2024.
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