bald in Heu, zu rechter Zeit und in gehörigem Zustande gemacht, gut oder schlecht, auch zuweilen gar nicht fut- tern. Denn die Grase, welche gewissen Gegenden und Wiesen abwechselnd eigen sind, bestimmen die Ei- genschaft des Heues und frischen Futters vornehm- lich dergestalt, daß es gar nicht einerley seyn kann, welches Gras, oder in welcher Menge, auch zu welcher Jahreszeit es vor andern zugegen sey, und in vollem Wachsthume stehe, daß es seinen besten Nutzen geben kann.
Gegen die übrigen Gewächse gerechnet, muß das Gras auf guten Wiesen allezeit das meiste ausmachen, und zwar ein gutes, feines, nahrhaf- tes Gras, welches auch im Heu von seiner Güte nichts, oder wenig verlieret. Es muß nicht zu früh im Jahre völlig erwachsen, und vor der ersten Heu- erndte verblühet haben, es mag vielmehr später kommen, und bey der 1sten bis 2ten Nachmath im- mer nachwachsen. Man hat etliche sehr gute süße Gräser, welche den May, Juny, und July durch blühen, und also beständig ihren jungen Nachwachs haben. Andere sind zu früh ausgewachsen, und bey der Heuerndte schon zu alt, zähe, grob und über- standen, als daß sie noch Kräfte zu nähren haben sollten; der Grund ändert die besten, einige verlie- ret er, andere behält er länger oder kürzer, und bes- sert zuweilen die schlechtgewordenen, wenn sie nicht von Natur schlecht sind, und Verbesserung er- lauben.
So
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bald in Heu, zu rechter Zeit und in gehoͤrigem Zuſtande gemacht, gut oder ſchlecht, auch zuweilen gar nicht fut- tern. Denn die Graſe, welche gewiſſen Gegenden und Wieſen abwechſelnd eigen ſind, beſtimmen die Ei- genſchaft des Heues und friſchen Futters vornehm- lich dergeſtalt, daß es gar nicht einerley ſeyn kann, welches Gras, oder in welcher Menge, auch zu welcher Jahreszeit es vor andern zugegen ſey, und in vollem Wachsthume ſtehe, daß es ſeinen beſten Nutzen geben kann.
Gegen die uͤbrigen Gewaͤchſe gerechnet, muß das Gras auf guten Wieſen allezeit das meiſte ausmachen, und zwar ein gutes, feines, nahrhaf- tes Gras, welches auch im Heu von ſeiner Guͤte nichts, oder wenig verlieret. Es muß nicht zu fruͤh im Jahre voͤllig erwachſen, und vor der erſten Heu- erndte verbluͤhet haben, es mag vielmehr ſpaͤter kommen, und bey der 1ſten bis 2ten Nachmath im- mer nachwachſen. Man hat etliche ſehr gute ſuͤße Graͤſer, welche den May, Juny, und July durch bluͤhen, und alſo beſtaͤndig ihren jungen Nachwachs haben. Andere ſind zu fruͤh ausgewachſen, und bey der Heuerndte ſchon zu alt, zaͤhe, grob und uͤber- ſtanden, als daß ſie noch Kraͤfte zu naͤhren haben ſollten; der Grund aͤndert die beſten, einige verlie- ret er, andere behaͤlt er laͤnger oder kuͤrzer, und beſ- ſert zuweilen die ſchlechtgewordenen, wenn ſie nicht von Natur ſchlecht ſind, und Verbeſſerung er- lauben.
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bald in Heu, zu rechter Zeit und in gehoͤrigem Zuſtande
gemacht, gut oder ſchlecht, auch zuweilen gar nicht fut-
tern. Denn die Graſe, welche gewiſſen Gegenden und
Wieſen abwechſelnd eigen ſind, beſtimmen die Ei-
genſchaft des Heues und friſchen Futters vornehm-
lich dergeſtalt, daß es gar nicht einerley ſeyn kann,
welches Gras, oder in welcher Menge, auch zu
welcher Jahreszeit es vor andern zugegen ſey, und
in vollem Wachsthume ſtehe, daß es ſeinen beſten
Nutzen geben kann.
Gegen die uͤbrigen Gewaͤchſe gerechnet, muß
das Gras auf guten Wieſen allezeit das meiſte
ausmachen, und zwar ein gutes, feines, nahrhaf-
tes Gras, welches auch im Heu von ſeiner Guͤte
nichts, oder wenig verlieret. Es muß nicht zu fruͤh
im Jahre voͤllig erwachſen, und vor der erſten Heu-
erndte verbluͤhet haben, es mag vielmehr ſpaͤter
kommen, und bey der 1ſten bis 2ten Nachmath im-
mer nachwachſen. Man hat etliche ſehr gute ſuͤße
Graͤſer, welche den May, Juny, und July durch
bluͤhen, und alſo beſtaͤndig ihren jungen Nachwachs
haben. Andere ſind zu fruͤh ausgewachſen, und bey
der Heuerndte ſchon zu alt, zaͤhe, grob und uͤber-
ſtanden, als daß ſie noch Kraͤfte zu naͤhren haben
ſollten; der Grund aͤndert die beſten, einige verlie-
ret er, andere behaͤlt er laͤnger oder kuͤrzer, und beſ-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/175>, abgerufen am 25.11.2024.
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