Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

Hiervon muß man die 2mähigen vermeintli-
chen Wiesen nach einer nachläßig betriebenen
Wiesenwirthschaft in recht fruchtbaren weitläufti-
gen Auen, wohl unterscheiden, welche wegen Ue-
berfluß des guten Wiesewachses und der Wei-
de, aus einer verkehrten Gewohnheit auch Un-
fleiß, als 2mähig traktiret werden, und eben des-
halb bey der ersten Heuerndte im July ein sehr gro-
bes Heu geben müssen: dagegen selbige wenn sie
andere Jahre schon im Johannis das erstemahl ge-
hauen worden sind, ein sehr feines gutes Heu ge-
ben, und hernach, noch 2 Nach- oder Grummet-
mathen: man muß also wohl zusehen, daß man
nicht eine Heuerndte verliehre, aus schlechter Be-
urtheilung des Bodens und Grases, und noch dazu
ein altes und grobes Heu dafür gewinne.

Die Herbstwiesen oder einmähigen sind die
spätesten wegen der Lage des geringen und schlech-
ten Bodens, sie geben nur eine Heuerndte um Mi-
chaelis insgemein, von groben bald etwas lang und
grobstieligen bald nur kurzen Heu; sie geben aber
keine Nachmath, wie die vorigen. Man nennet
sie auch eben, wegen dieser ihrer groben Math, öfters
Grummetwiesen; da alsdenn die Jahreszeit ei-
nes neuen Graswuchses schon viel zu weit verstri-
chen, als daß diese Wiesen von neuen wieder in be-
sondern Wachsthum kommen könnten; so werden
sie nachher bald abgehütet, bald wegen eines gu-

ten

Hiervon muß man die 2maͤhigen vermeintli-
chen Wieſen nach einer nachlaͤßig betriebenen
Wieſenwirthſchaft in recht fruchtbaren weitlaͤufti-
gen Auen, wohl unterſcheiden, welche wegen Ue-
berfluß des guten Wieſewachſes und der Wei-
de, aus einer verkehrten Gewohnheit auch Un-
fleiß, als 2maͤhig traktiret werden, und eben des-
halb bey der erſten Heuerndte im July ein ſehr gro-
bes Heu geben muͤſſen: dagegen ſelbige wenn ſie
andere Jahre ſchon im Johannis das erſtemahl ge-
hauen worden ſind, ein ſehr feines gutes Heu ge-
ben, und hernach, noch 2 Nach- oder Grummet-
mathen: man muß alſo wohl zuſehen, daß man
nicht eine Heuerndte verliehre, aus ſchlechter Be-
urtheilung des Bodens und Graſes, und noch dazu
ein altes und grobes Heu dafuͤr gewinne.

Die Herbſtwieſen oder einmaͤhigen ſind die
ſpaͤteſten wegen der Lage des geringen und ſchlech-
ten Bodens, ſie geben nur eine Heuerndte um Mi-
chaelis insgemein, von groben bald etwas lang und
grobſtieligen bald nur kurzen Heu; ſie geben aber
keine Nachmath, wie die vorigen. Man nennet
ſie auch eben, wegen dieſer ihrer groben Math, oͤfters
Grummetwieſen; da alsdenn die Jahreszeit ei-
nes neuen Graswuchſes ſchon viel zu weit verſtri-
chen, als daß dieſe Wieſen von neuen wieder in be-
ſondern Wachsthum kommen koͤnnten; ſo werden
ſie nachher bald abgehuͤtet, bald wegen eines gu-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0165" n="155"/>
        <p>Hiervon muß man die 2ma&#x0364;higen vermeintli-<lb/>
chen Wie&#x017F;en nach einer nachla&#x0364;ßig betriebenen<lb/>
Wie&#x017F;enwirth&#x017F;chaft in recht fruchtbaren weitla&#x0364;ufti-<lb/>
gen Auen, wohl unter&#x017F;cheiden, welche wegen Ue-<lb/>
berfluß des guten Wie&#x017F;ewach&#x017F;es und der Wei-<lb/>
de, aus einer verkehrten Gewohnheit auch Un-<lb/>
fleiß, als 2ma&#x0364;hig traktiret werden, und eben des-<lb/>
halb bey der er&#x017F;ten Heuerndte im July ein &#x017F;ehr gro-<lb/>
bes Heu geben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: dagegen &#x017F;elbige wenn &#x017F;ie<lb/>
andere Jahre &#x017F;chon im Johannis das er&#x017F;temahl ge-<lb/>
hauen worden &#x017F;ind, ein &#x017F;ehr feines gutes Heu ge-<lb/>
ben, und hernach, noch 2 Nach- oder Grummet-<lb/>
mathen: man muß al&#x017F;o wohl zu&#x017F;ehen, daß man<lb/>
nicht eine Heuerndte verliehre, aus &#x017F;chlechter Be-<lb/>
urtheilung des Bodens und Gra&#x017F;es, und noch dazu<lb/>
ein altes und grobes Heu dafu&#x0364;r gewinne.</p><lb/>
        <p>Die Herb&#x017F;twie&#x017F;en oder einma&#x0364;higen &#x017F;ind die<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;te&#x017F;ten wegen der Lage des geringen und &#x017F;chlech-<lb/>
ten Bodens, &#x017F;ie geben nur eine Heuerndte um Mi-<lb/>
chaelis insgemein, von groben bald etwas lang und<lb/>
grob&#x017F;tieligen bald nur kurzen Heu; &#x017F;ie geben aber<lb/>
keine Nachmath, wie die vorigen. Man nennet<lb/>
&#x017F;ie auch eben, wegen die&#x017F;er ihrer groben Math, o&#x0364;fters<lb/>
Grummetwie&#x017F;en; da alsdenn die Jahreszeit ei-<lb/>
nes neuen Graswuch&#x017F;es &#x017F;chon viel zu weit ver&#x017F;tri-<lb/>
chen, als daß die&#x017F;e Wie&#x017F;en von neuen wieder in be-<lb/>
&#x017F;ondern Wachsthum kommen ko&#x0364;nnten; &#x017F;o werden<lb/>
&#x017F;ie nachher bald abgehu&#x0364;tet, bald wegen eines gu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0165] Hiervon muß man die 2maͤhigen vermeintli- chen Wieſen nach einer nachlaͤßig betriebenen Wieſenwirthſchaft in recht fruchtbaren weitlaͤufti- gen Auen, wohl unterſcheiden, welche wegen Ue- berfluß des guten Wieſewachſes und der Wei- de, aus einer verkehrten Gewohnheit auch Un- fleiß, als 2maͤhig traktiret werden, und eben des- halb bey der erſten Heuerndte im July ein ſehr gro- bes Heu geben muͤſſen: dagegen ſelbige wenn ſie andere Jahre ſchon im Johannis das erſtemahl ge- hauen worden ſind, ein ſehr feines gutes Heu ge- ben, und hernach, noch 2 Nach- oder Grummet- mathen: man muß alſo wohl zuſehen, daß man nicht eine Heuerndte verliehre, aus ſchlechter Be- urtheilung des Bodens und Graſes, und noch dazu ein altes und grobes Heu dafuͤr gewinne. Die Herbſtwieſen oder einmaͤhigen ſind die ſpaͤteſten wegen der Lage des geringen und ſchlech- ten Bodens, ſie geben nur eine Heuerndte um Mi- chaelis insgemein, von groben bald etwas lang und grobſtieligen bald nur kurzen Heu; ſie geben aber keine Nachmath, wie die vorigen. Man nennet ſie auch eben, wegen dieſer ihrer groben Math, oͤfters Grummetwieſen; da alsdenn die Jahreszeit ei- nes neuen Graswuchſes ſchon viel zu weit verſtri- chen, als daß dieſe Wieſen von neuen wieder in be- ſondern Wachsthum kommen koͤnnten; ſo werden ſie nachher bald abgehuͤtet, bald wegen eines gu- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/165
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/165>, abgerufen am 04.05.2024.