und nahrhaft, oder in frischen Grase besser zu nutzen sind, oder sie sind grob, unkräftig, unnütze oder gar schädlich, frisch und getrocknet. Denn jeder Grund trägt nicht alle oder einerley Gattung, von einer und eben der Güte, wie etwa einige Stellen darunter, welches Vernunft und Erfahrung hinrei- chend beweisen.
Mit Veränderung eines fetten Grundes in ei- nen magern, eines nassen in einen trocknen, eines lockern in einen festen und so weiter, verändern sich alle auf einer Wiese stehende Gras- und Gewächs- arten mehr oder weniger, nachdem der magere Grund fetter, der lockere fester, der leichte schwe- rer, und der trockne nasser wird, an ihren Wachs- thume und übrigen Eigenschaften; und da sich viele auch deshalb ganz verlieren, so finden und vermehren sich andere gegen die ersten, welche vor- her darauf gar nicht oder doch nicht merklich da waren. Dieses nun geschiehet jährlich, nach den gewöhnlichen Naturwirkungen, ganz unmerklich, dergestalt, daß ein Wiesengrund in Zeit von 10, 20 bis 30 Jahren an Gräsung selbst, und den Ei- genschaften stark verändert wird, und werden kann: die verschiedene Witterung verdeckt oder offenbaret manches besonders.
Der Landmann merkt diese Veränderung an der Menge und Farbe des Grases, auch der Güte und an den übrigen Eigenschaften des Heues, ob er schon nicht immer die rechten Ursachen solcher Ver-
ände-
und nahrhaft, oder in friſchen Graſe beſſer zu nutzen ſind, oder ſie ſind grob, unkraͤftig, unnuͤtze oder gar ſchaͤdlich, friſch und getrocknet. Denn jeder Grund traͤgt nicht alle oder einerley Gattung, von einer und eben der Guͤte, wie etwa einige Stellen darunter, welches Vernunft und Erfahrung hinrei- chend beweiſen.
Mit Veraͤnderung eines fetten Grundes in ei- nen magern, eines naſſen in einen trocknen, eines lockern in einen feſten und ſo weiter, veraͤndern ſich alle auf einer Wieſe ſtehende Gras- und Gewaͤchs- arten mehr oder weniger, nachdem der magere Grund fetter, der lockere feſter, der leichte ſchwe- rer, und der trockne naſſer wird, an ihren Wachs- thume und uͤbrigen Eigenſchaften; und da ſich viele auch deshalb ganz verlieren, ſo finden und vermehren ſich andere gegen die erſten, welche vor- her darauf gar nicht oder doch nicht merklich da waren. Dieſes nun geſchiehet jaͤhrlich, nach den gewoͤhnlichen Naturwirkungen, ganz unmerklich, dergeſtalt, daß ein Wieſengrund in Zeit von 10, 20 bis 30 Jahren an Graͤſung ſelbſt, und den Ei- genſchaften ſtark veraͤndert wird, und werden kann: die verſchiedene Witterung verdeckt oder offenbaret manches beſonders.
Der Landmann merkt dieſe Veraͤnderung an der Menge und Farbe des Graſes, auch der Guͤte und an den uͤbrigen Eigenſchaften des Heues, ob er ſchon nicht immer die rechten Urſachen ſolcher Ver-
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und nahrhaft, oder in friſchen Graſe beſſer zu nutzen
ſind, oder ſie ſind grob, unkraͤftig, unnuͤtze oder
gar ſchaͤdlich, friſch und getrocknet. Denn jeder
Grund traͤgt nicht alle oder einerley Gattung, von
einer und eben der Guͤte, wie etwa einige Stellen
darunter, welches Vernunft und Erfahrung hinrei-
chend beweiſen.
Mit Veraͤnderung eines fetten Grundes in ei-
nen magern, eines naſſen in einen trocknen, eines
lockern in einen feſten und ſo weiter, veraͤndern ſich
alle auf einer Wieſe ſtehende Gras- und Gewaͤchs-
arten mehr oder weniger, nachdem der magere
Grund fetter, der lockere feſter, der leichte ſchwe-
rer, und der trockne naſſer wird, an ihren Wachs-
thume und uͤbrigen Eigenſchaften; und da ſich
viele auch deshalb ganz verlieren, ſo finden und
vermehren ſich andere gegen die erſten, welche vor-
her darauf gar nicht oder doch nicht merklich da
waren. Dieſes nun geſchiehet jaͤhrlich, nach den
gewoͤhnlichen Naturwirkungen, ganz unmerklich,
dergeſtalt, daß ein Wieſengrund in Zeit von 10,
20 bis 30 Jahren an Graͤſung ſelbſt, und den Ei-
genſchaften ſtark veraͤndert wird, und werden kann:
die verſchiedene Witterung verdeckt oder offenbaret
manches beſonders.
Der Landmann merkt dieſe Veraͤnderung an
der Menge und Farbe des Graſes, auch der Guͤte
und an den uͤbrigen Eigenſchaften des Heues, ob er
ſchon nicht immer die rechten Urſachen ſolcher Ver-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/149>, abgerufen am 24.11.2024.
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