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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

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fallende und kurzdauernde Ueberströmung, die trag-
bare Gartenerde aufgespühlt, und guten Saamen
beständig zugeführt hatte, und es erstrecken sich die
Folgen davon öfters auch auf unsere Ländereyen;
alsdenn sind wir genöthiget, dergleichen Grundstü-
cke, wenn besagter Nutzen aufhöret, doch gegen
alsdenn etwa entstehende Zufälle zu verwahren,
daß sie durch solche Veränderung nicht zu sehr ent-
kräftet werden, sondern ihnen auf andere Weise
zu statten zu kommen suchen. Wer auf dergleichen
Veränderungen nicht acht giebt, oder zu geben ver-
stehet, wird sie schwerlich einsehen, in ihren Fol-
gen, die uns ohne unsere Schuld begegnen können:
oder sie nicht für so wichtig halten, wie sie es doch
sind. Da aber die Erde auf ihrer obern Fläche ei-
ner beständigen Veränderung unterworfen bleibet,
wovon die Nahrungsumstände ganz ungemein ab-
hängen, so hat der Landwirth davon allerdings seine
Kenntniß zu nehmen, und Einrichtungen zu seiner
Sicherheit zu machen.

Der Naturforscher ist gewohnt, seit 20, 40,
60 und mehrern Jahren, in welchen die Aufmerk-
samkeit zu seyn angefangen, dergleichen zu sehen,
zu untersuchen, und ist wegen seiner Kenntniß dazu
am geschicktesten, da er ihre Ursachen, Nothwen-
digkeit oder Zufälligkeit aus natürlichen Gründen
einsiehet, und sie aus den wahren Umständen lange
vorher sehen, auch langsam ankommen und wirken
sehen kann. Er muß sich bey aller gründlichen

Kennt-

fallende und kurzdauernde Ueberſtroͤmung, die trag-
bare Gartenerde aufgeſpuͤhlt, und guten Saamen
beſtaͤndig zugefuͤhrt hatte, und es erſtrecken ſich die
Folgen davon oͤfters auch auf unſere Laͤndereyen;
alsdenn ſind wir genoͤthiget, dergleichen Grundſtuͤ-
cke, wenn beſagter Nutzen aufhoͤret, doch gegen
alsdenn etwa entſtehende Zufaͤlle zu verwahren,
daß ſie durch ſolche Veraͤnderung nicht zu ſehr ent-
kraͤftet werden, ſondern ihnen auf andere Weiſe
zu ſtatten zu kommen ſuchen. Wer auf dergleichen
Veraͤnderungen nicht acht giebt, oder zu geben ver-
ſtehet, wird ſie ſchwerlich einſehen, in ihren Fol-
gen, die uns ohne unſere Schuld begegnen koͤnnen:
oder ſie nicht fuͤr ſo wichtig halten, wie ſie es doch
ſind. Da aber die Erde auf ihrer obern Flaͤche ei-
ner beſtaͤndigen Veraͤnderung unterworfen bleibet,
wovon die Nahrungsumſtaͤnde ganz ungemein ab-
haͤngen, ſo hat der Landwirth davon allerdings ſeine
Kenntniß zu nehmen, und Einrichtungen zu ſeiner
Sicherheit zu machen.

Der Naturforſcher iſt gewohnt, ſeit 20, 40,
60 und mehrern Jahren, in welchen die Aufmerk-
ſamkeit zu ſeyn angefangen, dergleichen zu ſehen,
zu unterſuchen, und iſt wegen ſeiner Kenntniß dazu
am geſchickteſten, da er ihre Urſachen, Nothwen-
digkeit oder Zufaͤlligkeit aus natuͤrlichen Gruͤnden
einſiehet, und ſie aus den wahren Umſtaͤnden lange
vorher ſehen, auch langſam ankommen und wirken
ſehen kann. Er muß ſich bey aller gruͤndlichen

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[134/0144] fallende und kurzdauernde Ueberſtroͤmung, die trag- bare Gartenerde aufgeſpuͤhlt, und guten Saamen beſtaͤndig zugefuͤhrt hatte, und es erſtrecken ſich die Folgen davon oͤfters auch auf unſere Laͤndereyen; alsdenn ſind wir genoͤthiget, dergleichen Grundſtuͤ- cke, wenn beſagter Nutzen aufhoͤret, doch gegen alsdenn etwa entſtehende Zufaͤlle zu verwahren, daß ſie durch ſolche Veraͤnderung nicht zu ſehr ent- kraͤftet werden, ſondern ihnen auf andere Weiſe zu ſtatten zu kommen ſuchen. Wer auf dergleichen Veraͤnderungen nicht acht giebt, oder zu geben ver- ſtehet, wird ſie ſchwerlich einſehen, in ihren Fol- gen, die uns ohne unſere Schuld begegnen koͤnnen: oder ſie nicht fuͤr ſo wichtig halten, wie ſie es doch ſind. Da aber die Erde auf ihrer obern Flaͤche ei- ner beſtaͤndigen Veraͤnderung unterworfen bleibet, wovon die Nahrungsumſtaͤnde ganz ungemein ab- haͤngen, ſo hat der Landwirth davon allerdings ſeine Kenntniß zu nehmen, und Einrichtungen zu ſeiner Sicherheit zu machen. Der Naturforſcher iſt gewohnt, ſeit 20, 40, 60 und mehrern Jahren, in welchen die Aufmerk- ſamkeit zu ſeyn angefangen, dergleichen zu ſehen, zu unterſuchen, und iſt wegen ſeiner Kenntniß dazu am geſchickteſten, da er ihre Urſachen, Nothwen- digkeit oder Zufaͤlligkeit aus natuͤrlichen Gruͤnden einſiehet, und ſie aus den wahren Umſtaͤnden lange vorher ſehen, auch langſam ankommen und wirken ſehen kann. Er muß ſich bey aller gruͤndlichen Kennt-

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/144>, abgerufen am 25.11.2024.