zur Vormauer vor die Tannenwälder pflanzen, da, wo die Winde am stärksten anstoßen. Wo aber der Schaden geschehen, kann man ihm am aller- besten ersetzen, wenn man denselben Platz umar- beitet, und mit jungen Tännlein 1 bis 2 und einen halben Schuh hoch besetzet. Aber dieses muß entweder im Herbst oder im Frühlinge geschehen, wenn sie noch nicht im Saft sind. Die Weißtan- nen sind dauerhafter und stärker, doch bekommen sie eine Gattung Kröpfe, die zwischen Holz und Rinde ansetzen, und um sich fressen, davon der Baum faulet; im Anfange kann man sie aushauen, sonst thut man wohl, wenn man auf Bäume, die auf diese oder andere Weise beschädiget sind, Ach- tung giebt, und sie beym verdünnern weghaut.
Eine jede Gattung Holz hat auch eine gewisse Zeit, während welcher es zu seiner Vollkommenheit gelangt, nachhero aber nicht größer wird, so daß man es alsdann fällen muß. Diese Zeit ist bey dem Eichen am längsten, kürzer bey den Tannen, noch kürzer bey dem Laubholz, und bey obernannten Häuen. Sie ist aber auch verschieden, in Absicht auf Lage und Boden; da in dem einen Grund und Gegend ein Holz länger wächst und zunimmt, folg- lich auch nicht größer wird, wenn man es gleich län- ger stehen ließe. Ein Eichwald kann bis auf 200 oder 300 Jahre stehen. Das höchste Alter des Tannenwaldes ist 150 Jahr, da er dann Stämme von 120 bis 140 Schuhe haben soll, im andern
Grund
zur Vormauer vor die Tannenwaͤlder pflanzen, da, wo die Winde am ſtaͤrkſten anſtoßen. Wo aber der Schaden geſchehen, kann man ihm am aller- beſten erſetzen, wenn man denſelben Platz umar- beitet, und mit jungen Taͤnnlein 1 bis 2 und einen halben Schuh hoch beſetzet. Aber dieſes muß entweder im Herbſt oder im Fruͤhlinge geſchehen, wenn ſie noch nicht im Saft ſind. Die Weißtan- nen ſind dauerhafter und ſtaͤrker, doch bekommen ſie eine Gattung Kroͤpfe, die zwiſchen Holz und Rinde anſetzen, und um ſich freſſen, davon der Baum faulet; im Anfange kann man ſie aushauen, ſonſt thut man wohl, wenn man auf Baͤume, die auf dieſe oder andere Weiſe beſchaͤdiget ſind, Ach- tung giebt, und ſie beym verduͤnnern weghaut.
Eine jede Gattung Holz hat auch eine gewiſſe Zeit, waͤhrend welcher es zu ſeiner Vollkommenheit gelangt, nachhero aber nicht groͤßer wird, ſo daß man es alsdann faͤllen muß. Dieſe Zeit iſt bey dem Eichen am laͤngſten, kuͤrzer bey den Tannen, noch kuͤrzer bey dem Laubholz, und bey obernannten Haͤuen. Sie iſt aber auch verſchieden, in Abſicht auf Lage und Boden; da in dem einen Grund und Gegend ein Holz laͤnger waͤchſt und zunimmt, folg- lich auch nicht groͤßer wird, wenn man es gleich laͤn- ger ſtehen ließe. Ein Eichwald kann bis auf 200 oder 300 Jahre ſtehen. Das hoͤchſte Alter des Tannenwaldes iſt 150 Jahr, da er dann Staͤmme von 120 bis 140 Schuhe haben ſoll, im andern
Grund
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0116"n="106"/>
zur Vormauer vor die Tannenwaͤlder pflanzen, da,<lb/>
wo die Winde am ſtaͤrkſten anſtoßen. Wo aber<lb/>
der Schaden geſchehen, kann man ihm am aller-<lb/>
beſten erſetzen, wenn man denſelben Platz umar-<lb/>
beitet, und mit jungen Taͤnnlein 1 bis 2 und einen<lb/>
halben Schuh hoch beſetzet. Aber dieſes muß<lb/>
entweder im Herbſt oder im Fruͤhlinge geſchehen,<lb/>
wenn ſie noch nicht im Saft ſind. Die Weißtan-<lb/>
nen ſind dauerhafter und ſtaͤrker, doch bekommen<lb/>ſie eine Gattung Kroͤpfe, die zwiſchen Holz und<lb/>
Rinde anſetzen, und um ſich freſſen, davon der<lb/>
Baum faulet; im Anfange kann man ſie aushauen,<lb/>ſonſt thut man wohl, wenn man auf Baͤume, die<lb/>
auf dieſe oder andere Weiſe beſchaͤdiget ſind, Ach-<lb/>
tung giebt, und ſie beym verduͤnnern weghaut.</p><lb/><p>Eine jede Gattung Holz hat auch eine gewiſſe<lb/>
Zeit, waͤhrend welcher es zu ſeiner Vollkommenheit<lb/>
gelangt, nachhero aber nicht groͤßer wird, ſo daß<lb/>
man es alsdann faͤllen muß. Dieſe Zeit iſt bey<lb/>
dem Eichen am laͤngſten, kuͤrzer bey den Tannen,<lb/>
noch kuͤrzer bey dem Laubholz, und bey obernannten<lb/>
Haͤuen. Sie iſt aber auch verſchieden, in Abſicht<lb/>
auf Lage und Boden; da in dem einen Grund und<lb/>
Gegend ein Holz laͤnger waͤchſt und zunimmt, folg-<lb/>
lich auch nicht groͤßer wird, wenn man es gleich laͤn-<lb/>
ger ſtehen ließe. Ein Eichwald kann bis auf 200<lb/>
oder 300 Jahre ſtehen. Das hoͤchſte Alter des<lb/>
Tannenwaldes iſt 150 Jahr, da er dann Staͤmme<lb/>
von 120 bis 140 Schuhe haben ſoll, im andern<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Grund</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[106/0116]
zur Vormauer vor die Tannenwaͤlder pflanzen, da,
wo die Winde am ſtaͤrkſten anſtoßen. Wo aber
der Schaden geſchehen, kann man ihm am aller-
beſten erſetzen, wenn man denſelben Platz umar-
beitet, und mit jungen Taͤnnlein 1 bis 2 und einen
halben Schuh hoch beſetzet. Aber dieſes muß
entweder im Herbſt oder im Fruͤhlinge geſchehen,
wenn ſie noch nicht im Saft ſind. Die Weißtan-
nen ſind dauerhafter und ſtaͤrker, doch bekommen
ſie eine Gattung Kroͤpfe, die zwiſchen Holz und
Rinde anſetzen, und um ſich freſſen, davon der
Baum faulet; im Anfange kann man ſie aushauen,
ſonſt thut man wohl, wenn man auf Baͤume, die
auf dieſe oder andere Weiſe beſchaͤdiget ſind, Ach-
tung giebt, und ſie beym verduͤnnern weghaut.
Eine jede Gattung Holz hat auch eine gewiſſe
Zeit, waͤhrend welcher es zu ſeiner Vollkommenheit
gelangt, nachhero aber nicht groͤßer wird, ſo daß
man es alsdann faͤllen muß. Dieſe Zeit iſt bey
dem Eichen am laͤngſten, kuͤrzer bey den Tannen,
noch kuͤrzer bey dem Laubholz, und bey obernannten
Haͤuen. Sie iſt aber auch verſchieden, in Abſicht
auf Lage und Boden; da in dem einen Grund und
Gegend ein Holz laͤnger waͤchſt und zunimmt, folg-
lich auch nicht groͤßer wird, wenn man es gleich laͤn-
ger ſtehen ließe. Ein Eichwald kann bis auf 200
oder 300 Jahre ſtehen. Das hoͤchſte Alter des
Tannenwaldes iſt 150 Jahr, da er dann Staͤmme
von 120 bis 140 Schuhe haben ſoll, im andern
Grund
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/116>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.