oder das, so etwa noch aufkömmt, krumm und un- gestalt wird, welches an dem Bauholze ein großer Schade ist. Wenn aber das Holz dem Viehe ent- wachsen ist, daß es seinen Wipfel nicht mehr errei- chen kann, so kann man es wohl wiederum darein zur Weide laßen. Dieses geschiehet in einen Laub- holze ohngefehr im 25ten Jahre, und etwa, nach Beschaffenheit des Bodens, früher oder später. Ein Tannenholz hingegen kann ein wenig eher der Weide wieder geofnet werden, manchmal schon im 8ten Jahre, auch im 12ten oder 15ten, je nach Beschaffenheit des Bodens; aber es wird sodann wenig oder gar kein Gras mehr darin vorhanden seyn: Am besten wäre es, das Weiden im Holze überall aufzuheben, zumal neben dem Abfressen das Vieh auch dadurch schadet, daß es mit seinen Hör- nern die Rinde verletzt, darbey auch das Holz beschä- diget wird, und mit seinen Horn die Wurzeln ver- brennt. Grasen soll man in einen jungen Holze eben so wenig, und eben so lange Zeit nicht, als weiden, weil man theils daß junge Holz abhaut und beschädiget, theils ihm den nöthigen Schutz gegen Frost und Hitze entziehet. Eben die Bewand- niß hat es auch in den Laubhölzern mit Sammeln des Laubes, welches man nicht zulaßen kann, bis das junge Holz aufgewachsen, damit die Wurzeln nicht zu sehr entblößet werden: auch soll man sich nur leich- ter Instrumenten, als Besen, nicht aber der eisernen Rechen bedienen: und einige Monate aufhören, weil
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oder das, ſo etwa noch aufkoͤmmt, krumm und un- geſtalt wird, welches an dem Bauholze ein großer Schade iſt. Wenn aber das Holz dem Viehe ent- wachſen iſt, daß es ſeinen Wipfel nicht mehr errei- chen kann, ſo kann man es wohl wiederum darein zur Weide laßen. Dieſes geſchiehet in einen Laub- holze ohngefehr im 25ten Jahre, und etwa, nach Beſchaffenheit des Bodens, fruͤher oder ſpaͤter. Ein Tannenholz hingegen kann ein wenig eher der Weide wieder geofnet werden, manchmal ſchon im 8ten Jahre, auch im 12ten oder 15ten, je nach Beſchaffenheit des Bodens; aber es wird ſodann wenig oder gar kein Gras mehr darin vorhanden ſeyn: Am beſten waͤre es, das Weiden im Holze uͤberall aufzuheben, zumal neben dem Abfreſſen das Vieh auch dadurch ſchadet, daß es mit ſeinen Hoͤr- nern die Rinde verletzt, darbey auch das Holz beſchaͤ- diget wird, und mit ſeinen Horn die Wurzeln ver- brennt. Graſen ſoll man in einen jungen Holze eben ſo wenig, und eben ſo lange Zeit nicht, als weiden, weil man theils daß junge Holz abhaut und beſchaͤdiget, theils ihm den noͤthigen Schutz gegen Froſt und Hitze entziehet. Eben die Bewand- niß hat es auch in den Laubhoͤlzern mit Sammeln des Laubes, welches man nicht zulaßen kann, bis das junge Holz aufgewachſen, damit die Wurzeln nicht zu ſehr entbloͤßet werden: auch ſoll man ſich nur leich- ter Inſtrumenten, als Beſen, nicht aber der eiſernen Rechen bedienen: und einige Monate aufhoͤren, weil
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[101/0111]
oder das, ſo etwa noch aufkoͤmmt, krumm und un-
geſtalt wird, welches an dem Bauholze ein großer
Schade iſt. Wenn aber das Holz dem Viehe ent-
wachſen iſt, daß es ſeinen Wipfel nicht mehr errei-
chen kann, ſo kann man es wohl wiederum darein
zur Weide laßen. Dieſes geſchiehet in einen Laub-
holze ohngefehr im 25ten Jahre, und etwa, nach
Beſchaffenheit des Bodens, fruͤher oder ſpaͤter.
Ein Tannenholz hingegen kann ein wenig eher der
Weide wieder geofnet werden, manchmal ſchon im
8ten Jahre, auch im 12ten oder 15ten, je nach
Beſchaffenheit des Bodens; aber es wird ſodann
wenig oder gar kein Gras mehr darin vorhanden
ſeyn: Am beſten waͤre es, das Weiden im Holze
uͤberall aufzuheben, zumal neben dem Abfreſſen das
Vieh auch dadurch ſchadet, daß es mit ſeinen Hoͤr-
nern die Rinde verletzt, darbey auch das Holz beſchaͤ-
diget wird, und mit ſeinen Horn die Wurzeln ver-
brennt. Graſen ſoll man in einen jungen Holze
eben ſo wenig, und eben ſo lange Zeit nicht, als
weiden, weil man theils daß junge Holz abhaut
und beſchaͤdiget, theils ihm den noͤthigen Schutz
gegen Froſt und Hitze entziehet. Eben die Bewand-
niß hat es auch in den Laubhoͤlzern mit Sammeln
des Laubes, welches man nicht zulaßen kann, bis das
junge Holz aufgewachſen, damit die Wurzeln nicht
zu ſehr entbloͤßet werden: auch ſoll man ſich nur leich-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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