besser zu vergleichen und aufmerksamer zu beobach- ten gewohnt waren, sahen gar wohl ein, daß, ob gleich die Narbe des Griffels bey sehr vielen Blu- men insgemein der Ort der Befruchtung sey, seyn könne und müsse, man dennoch dieser Befruchtung eben keine so allgemeine und enge Grenzen zu setzen Ursach habe, sowohl jedes vorangeführten Umstandes halber überhaupt, als auch da die Griffel innerlich und äußerlich so viele natürliche Wege zeigten, durch wel- che eine befruchtende Materie nach dem Innern des Ovarii zu dem unreifen Saamenstoffe ganz leicht und sicher gelangen könnte. Dieses, wie sie aus richti- gen Vegriffen und Erfahrungen und nach einer im Pflanzenreiche gewöhnlichen Aehnlichkeit darthun konnten, sagten sie, wäre der Natur zu Erreichung ihrer Hauptendzwecke immer einerley, ob die Be- fruchtung durch lange, enge und subtile uns unbe- greifliche Wege geschähe, oder durch ganz kurze Kanäle, oder ein cellenförmiges Gewebe und andere dergleichen; sie mögten nun ganz oben und au- ßen an der Narbe anfangen, oder sich in der Röhre des Griffels, oder in dem markigen Wesen und dem Saa- men selbst öfnen. Ja wie sie davor hielten, so könn- ten diese Werkzeuge unmittelbar auf der äußern Fläche des Ovarii, oder innen in einer Duplicatur und so weiter sitzen, indem nur alle mögliche Ab- weichungen in der Hauptsache selbst weder etwas zu hindern noch zu befördern im Stande sind. Und in der That so können sich die mit Warzen besetzten
und
beſſer zu vergleichen und aufmerkſamer zu beobach- ten gewohnt waren, ſahen gar wohl ein, daß, ob gleich die Narbe des Griffels bey ſehr vielen Blu- men insgemein der Ort der Befruchtung ſey, ſeyn koͤnne und muͤſſe, man dennoch dieſer Befruchtung eben keine ſo allgemeine und enge Grenzen zu ſetzen Urſach habe, ſowohl jedes vorangefuͤhrten Umſtandes halber uͤberhaupt, als auch da die Griffel innerlich und aͤußerlich ſo viele natuͤrliche Wege zeigten, durch wel- che eine befruchtende Materie nach dem Innern des Ovarii zu dem unreifen Saamenſtoffe ganz leicht und ſicher gelangen koͤnnte. Dieſes, wie ſie aus richti- gen Vegriffen und Erfahrungen und nach einer im Pflanzenreiche gewoͤhnlichen Aehnlichkeit darthun konnten, ſagten ſie, waͤre der Natur zu Erreichung ihrer Hauptendzwecke immer einerley, ob die Be- fruchtung durch lange, enge und ſubtile uns unbe- greifliche Wege geſchaͤhe, oder durch ganz kurze Kanaͤle, oder ein cellenfoͤrmiges Gewebe und andere dergleichen; ſie moͤgten nun ganz oben und au- ßen an der Narbe anfangen, oder ſich in der Roͤhre des Griffels, oder in dem markigen Weſen und dem Saa- men ſelbſt oͤfnen. Ja wie ſie davor hielten, ſo koͤnn- ten dieſe Werkzeuge unmittelbar auf der aͤußern Flaͤche des Ovarii, oder innen in einer Duplicatur und ſo weiter ſitzen, indem nur alle moͤgliche Ab- weichungen in der Hauptſache ſelbſt weder etwas zu hindern noch zu befoͤrdern im Stande ſind. Und in der That ſo koͤnnen ſich die mit Warzen beſetzten
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beſſer zu vergleichen und aufmerkſamer zu beobach-
ten gewohnt waren, ſahen gar wohl ein, daß, ob
gleich die Narbe des Griffels bey ſehr vielen Blu-
men insgemein der Ort der Befruchtung ſey, ſeyn
koͤnne und muͤſſe, man dennoch dieſer Befruchtung
eben keine ſo allgemeine und enge Grenzen zu ſetzen
Urſach habe, ſowohl jedes vorangefuͤhrten Umſtandes
halber uͤberhaupt, als auch da die Griffel innerlich und
aͤußerlich ſo viele natuͤrliche Wege zeigten, durch wel-
che eine befruchtende Materie nach dem Innern des
Ovarii zu dem unreifen Saamenſtoffe ganz leicht und
ſicher gelangen koͤnnte. Dieſes, wie ſie aus richti-
gen Vegriffen und Erfahrungen und nach einer im
Pflanzenreiche gewoͤhnlichen Aehnlichkeit darthun
konnten, ſagten ſie, waͤre der Natur zu Erreichung
ihrer Hauptendzwecke immer einerley, ob die Be-
fruchtung durch lange, enge und ſubtile uns unbe-
greifliche Wege geſchaͤhe, oder durch ganz kurze
Kanaͤle, oder ein cellenfoͤrmiges Gewebe und
andere dergleichen; ſie moͤgten nun ganz oben und au-
ßen an der Narbe anfangen, oder ſich in der Roͤhre des
Griffels, oder in dem markigen Weſen und dem Saa-
men ſelbſt oͤfnen. Ja wie ſie davor hielten, ſo koͤnn-
ten dieſe Werkzeuge unmittelbar auf der aͤußern
Flaͤche des Ovarii, oder innen in einer Duplicatur
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in der That ſo koͤnnen ſich die mit Warzen beſetzten
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/64>, abgerufen am 23.07.2024.
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