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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.

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gegen wie nur mit den bloßen Ueberbleibseln und
Nachrichten zufrieden seyn müssen.

Da aber die Natur, die in einem Jahre die Ei-
cheln reichlicher aussaete
als in den andern, auch im-
mer reichlicher als wir die Waldungen besorgte, die wir
uns weit klüger halten, und der Erde bey der Aussaat,
vermöge unserer Berechnung und Künste immer heim-
lich etwas abbrechen zu können glauben, so gab sie je-
desmahl den jährlichen Abgang an Nahrungsmitteln
in jungen Rinden, Knospen, Laub, Blüthen und un-
vollkommenen abgefallenen Früchten bis zu ihrer
vollkommenen Reife vor alle die Thiere, zugleich mit
der Saat, zu mehrern Endzwecken her; diese wurden
satt und groß, und pflanzten ihr Geschlecht fort, und
mit den Eichen hatte es gleich guten Fortgang. Die-
ser Abgang von gedachten Eichelvorrathe, wenn er
zur Saat allein unter seiner einzelnen Muttereiche
jedesmahl zu dicke liegen geblieben seyn und ausge-
keimet haben sollte, würde in den engen Raume,
von etwa 10, 16, 24, 30 und 36 Fuß sich nie ha-
ben nähren, geschweige denn zu rechten Bäumen er-
wachsen können: außerdem daß er von 6 zu 6
Jahren noch einen neuen natürlichen Zuwachs hätte
erhalten müssen. Wie es also um den Raum des
Grundes bey jeder Muttereiche und um die von Zeit
zu Zeit neu ankommenden Saateichen und endlich um
die Nahrung, auch die Waldungen wegen der Nah-
rung und des Erstickens des ganzen Wachsthumes

selbst

gegen wie nur mit den bloßen Ueberbleibſeln und
Nachrichten zufrieden ſeyn muͤſſen.

Da aber die Natur, die in einem Jahre die Ei-
cheln reichlicher ausſaete
als in den andern, auch im-
mer reichlicher als wir die Waldungen beſorgte, die wir
uns weit kluͤger halten, und der Erde bey der Ausſaat,
vermoͤge unſerer Berechnung und Kuͤnſte immer heim-
lich etwas abbrechen zu koͤnnen glauben, ſo gab ſie je-
desmahl den jaͤhrlichen Abgang an Nahrungsmitteln
in jungen Rinden, Knospen, Laub, Bluͤthen und un-
vollkommenen abgefallenen Fruͤchten bis zu ihrer
vollkommenen Reife vor alle die Thiere, zugleich mit
der Saat, zu mehrern Endzwecken her; dieſe wurden
ſatt und groß, und pflanzten ihr Geſchlecht fort, und
mit den Eichen hatte es gleich guten Fortgang. Die-
ſer Abgang von gedachten Eichelvorrathe, wenn er
zur Saat allein unter ſeiner einzelnen Muttereiche
jedesmahl zu dicke liegen geblieben ſeyn und ausge-
keimet haben ſollte, wuͤrde in den engen Raume,
von etwa 10, 16, 24, 30 und 36 Fuß ſich nie ha-
ben naͤhren, geſchweige denn zu rechten Baͤumen er-
wachſen koͤnnen: außerdem daß er von 6 zu 6
Jahren noch einen neuen natuͤrlichen Zuwachs haͤtte
erhalten muͤſſen. Wie es alſo um den Raum des
Grundes bey jeder Muttereiche und um die von Zeit
zu Zeit neu ankommenden Saateichen und endlich um
die Nahrung, auch die Waldungen wegen der Nah-
rung und des Erſtickens des ganzen Wachsthumes

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[254/0266] gegen wie nur mit den bloßen Ueberbleibſeln und Nachrichten zufrieden ſeyn muͤſſen. Da aber die Natur, die in einem Jahre die Ei- cheln reichlicher ausſaete als in den andern, auch im- mer reichlicher als wir die Waldungen beſorgte, die wir uns weit kluͤger halten, und der Erde bey der Ausſaat, vermoͤge unſerer Berechnung und Kuͤnſte immer heim- lich etwas abbrechen zu koͤnnen glauben, ſo gab ſie je- desmahl den jaͤhrlichen Abgang an Nahrungsmitteln in jungen Rinden, Knospen, Laub, Bluͤthen und un- vollkommenen abgefallenen Fruͤchten bis zu ihrer vollkommenen Reife vor alle die Thiere, zugleich mit der Saat, zu mehrern Endzwecken her; dieſe wurden ſatt und groß, und pflanzten ihr Geſchlecht fort, und mit den Eichen hatte es gleich guten Fortgang. Die- ſer Abgang von gedachten Eichelvorrathe, wenn er zur Saat allein unter ſeiner einzelnen Muttereiche jedesmahl zu dicke liegen geblieben ſeyn und ausge- keimet haben ſollte, wuͤrde in den engen Raume, von etwa 10, 16, 24, 30 und 36 Fuß ſich nie ha- ben naͤhren, geſchweige denn zu rechten Baͤumen er- wachſen koͤnnen: außerdem daß er von 6 zu 6 Jahren noch einen neuen natuͤrlichen Zuwachs haͤtte erhalten muͤſſen. Wie es alſo um den Raum des Grundes bey jeder Muttereiche und um die von Zeit zu Zeit neu ankommenden Saateichen und endlich um die Nahrung, auch die Waldungen wegen der Nah- rung und des Erſtickens des ganzen Wachsthumes ſelbſt

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/266>, abgerufen am 05.05.2024.