dieser Pflanzenabtheilung von Bäumen und Sträuchen blos als großen und kleinen, oder star- ken und schwachen Holzarten sprechen wollte, wenn sie beyderseits mit eigentlichen Knospen, Gemmis veris raaicalibus caulinis et rameis versehen sind, daß sie alsdenn fast durch nichts weiter, als durch die bloße Gestalt unterschieden werden kön- nen. Wenn man aber den wichtigen physikali- schen Unterschied einerplantae gemmi parae und non gemmiparae, und die Verschiedenheit der Knospen selbst aus der Erfahrung genauer kennt, so siehet man sich genöthiget, mit den berühmten Pontedera anderer Meynung zu werden, da der na- türliche verschiedene Zustand von dergleichen Pflan- zen alsdenn zugleich zu einer solchen Vorschrift wird, welche viele Widersprüche aufhebet.
Am angeführten Orte äußert der Herr von Linne kurz vorher seine Gedanken, über die Kräu- ter,Herbas, die er sowohl Herbas als plantus her- baceae nennet, und in perennes und annuas unter- schieden wissen will.
Diese sind nach der Abtheilung und ältesten Benennung herbae et suffrutices. Er bedienet sich diesesmahl gegen seine sonst ein vor allemahl recht wohl gegebene Regel, des Namens herbage- doppelt, nehmlich, wenn er eine sowohl besondere Pflanzenart dadurch anzeigen will, als bey anderer Gelegenheit einen einzelnen ganzen Haupttheil des Pflanzenkörpers zu bestimmen vor hat, welcher
letztere
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dieſer Pflanzenabtheilung von Baͤumen und Straͤuchen blos als großen und kleinen, oder ſtar- ken und ſchwachen Holzarten ſprechen wollte, wenn ſie beyderſeits mit eigentlichen Knospen, Gemmis veris raaicalibus caulinis et rameis verſehen ſind, daß ſie alsdenn faſt durch nichts weiter, als durch die bloße Geſtalt unterſchieden werden koͤn- nen. Wenn man aber den wichtigen phyſikali- ſchen Unterſchied einerplantae gemmi parae und non gemmiparae, und die Verſchiedenheit der Knospen ſelbſt aus der Erfahrung genauer kennt, ſo ſiehet man ſich genoͤthiget, mit den beruͤhmten Pontedera anderer Meynung zu werden, da der na- tuͤrliche verſchiedene Zuſtand von dergleichen Pflan- zen alsdenn zugleich zu einer ſolchen Vorſchrift wird, welche viele Widerſpruͤche aufhebet.
Am angefuͤhrten Orte aͤußert der Herr von Linné kurz vorher ſeine Gedanken, uͤber die Kraͤu- ter,Herbas, die er ſowohl Herbas als plantus her- baceae nennet, und in perennes und annuas unter- ſchieden wiſſen will.
Dieſe ſind nach der Abtheilung und aͤlteſten Benennung herbae et ſuffrutices. Er bedienet ſich dieſesmahl gegen ſeine ſonſt ein vor allemahl recht wohl gegebene Regel, des Namens herbage- doppelt, nehmlich, wenn er eine ſowohl beſondere Pflanzenart dadurch anzeigen will, als bey anderer Gelegenheit einen einzelnen ganzen Haupttheil des Pflanzenkoͤrpers zu beſtimmen vor hat, welcher
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[211/0223]
dieſer Pflanzenabtheilung von Baͤumen und
Straͤuchen blos als großen und kleinen, oder ſtar-
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wenn ſie beyderſeits mit eigentlichen Knospen,
Gemmis veris raaicalibus caulinis et rameis verſehen
ſind, daß ſie alsdenn faſt durch nichts weiter, als
durch die bloße Geſtalt unterſchieden werden koͤn-
nen. Wenn man aber den wichtigen phyſikali-
ſchen Unterſchied einer plantae gemmi parae und
non gemmiparae, und die Verſchiedenheit der
Knospen ſelbſt aus der Erfahrung genauer kennt,
ſo ſiehet man ſich genoͤthiget, mit den beruͤhmten
Pontedera anderer Meynung zu werden, da der na-
tuͤrliche verſchiedene Zuſtand von dergleichen Pflan-
zen alsdenn zugleich zu einer ſolchen Vorſchrift
wird, welche viele Widerſpruͤche aufhebet.
Am angefuͤhrten Orte aͤußert der Herr von
Linné kurz vorher ſeine Gedanken, uͤber die Kraͤu-
ter, Herbas, die er ſowohl Herbas als plantus her-
baceae nennet, und in perennes und annuas unter-
ſchieden wiſſen will.
Dieſe ſind nach der Abtheilung und aͤlteſten
Benennung herbae et ſuffrutices. Er bedienet
ſich dieſesmahl gegen ſeine ſonſt ein vor allemahl
recht wohl gegebene Regel, des Namens herba ge-
doppelt, nehmlich, wenn er eine ſowohl beſondere
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Gelegenheit einen einzelnen ganzen Haupttheil des
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/223>, abgerufen am 23.07.2024.
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