liche Veränderungen an Pflanzen in der ganzen Welt, gehen so weit nicht, daß aus einem Kraute, gegen die Natur, ein wahres Staudengewächse, oder aus beyden wahre Holzarten, das sind Bäu- me und Sträuche, entstünden.
Denn eine Pflanze, die von Natur gar keine Knospen trägt, wird nie in eine Knospe tragen- de verwandelt, so wie keine Knospentragende zu einem Kraute werden kann. Kein Staudenge- wächse, als welches jährlich durch Knospen aus der Wurzel erneuert wird, und nur allein bis wie- der dahin abstirbt, kann sich in ein Kraut verwan- deln. Denn dieses letztere hat keine Knospen, es trägt, wenn es aus seinen Saamen hervorgekom- men, nur ein einziges mahl Frucht, und stirbt ganz. Zu Holzarten können beyde aus weiter anzuführen- den Ursachen gar nicht werden; woraus man erse- hen wird, daß der Unterschied der Pflanzen von der Natur bestimmt genug sey, und daß die alten Naturforscher diese Wahrheit zwar erkannt, aber gar zu unbestimmt gelassen haben. Bey einer so sichern natürlichen Bestimmung durch den Keim, mögen sich Gestalt, Größe, Verhältniß, Geruch, Farben, Geschmack und mehrere Eigen- schaften der Pflanze, auch durch Klima, Witte- rung oder Bearbeitung, so oft und so weit es sich denken läßt, daß es möglich seyn kann, verän- dern; so werden doch dadurch die 4 Hauptpflan- zenarten niemahls aufhören, diejenigen zu seyn,
wozu
liche Veraͤnderungen an Pflanzen in der ganzen Welt, gehen ſo weit nicht, daß aus einem Kraute, gegen die Natur, ein wahres Staudengewaͤchſe, oder aus beyden wahre Holzarten, das ſind Baͤu- me und Straͤuche, entſtuͤnden.
Denn eine Pflanze, die von Natur gar keine Knospen traͤgt, wird nie in eine Knospe tragen- de verwandelt, ſo wie keine Knospentragende zu einem Kraute werden kann. Kein Staudenge- waͤchſe, als welches jaͤhrlich durch Knospen aus der Wurzel erneuert wird, und nur allein bis wie- der dahin abſtirbt, kann ſich in ein Kraut verwan- deln. Denn dieſes letztere hat keine Knospen, es traͤgt, wenn es aus ſeinen Saamen hervorgekom- men, nur ein einziges mahl Frucht, und ſtirbt ganz. Zu Holzarten koͤnnen beyde aus weiter anzufuͤhren- den Urſachen gar nicht werden; woraus man erſe- hen wird, daß der Unterſchied der Pflanzen von der Natur beſtimmt genug ſey, und daß die alten Naturforſcher dieſe Wahrheit zwar erkannt, aber gar zu unbeſtimmt gelaſſen haben. Bey einer ſo ſichern natuͤrlichen Beſtimmung durch den Keim, moͤgen ſich Geſtalt, Groͤße, Verhaͤltniß, Geruch, Farben, Geſchmack und mehrere Eigen- ſchaften der Pflanze, auch durch Klima, Witte- rung oder Bearbeitung, ſo oft und ſo weit es ſich denken laͤßt, daß es moͤglich ſeyn kann, veraͤn- dern; ſo werden doch dadurch die 4 Hauptpflan- zenarten niemahls aufhoͤren, diejenigen zu ſeyn,
wozu
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[208/0220]
liche Veraͤnderungen an Pflanzen in der ganzen
Welt, gehen ſo weit nicht, daß aus einem Kraute,
gegen die Natur, ein wahres Staudengewaͤchſe,
oder aus beyden wahre Holzarten, das ſind Baͤu-
me und Straͤuche, entſtuͤnden.
Denn eine Pflanze, die von Natur gar keine
Knospen traͤgt, wird nie in eine Knospe tragen-
de verwandelt, ſo wie keine Knospentragende zu
einem Kraute werden kann. Kein Staudenge-
waͤchſe, als welches jaͤhrlich durch Knospen aus
der Wurzel erneuert wird, und nur allein bis wie-
der dahin abſtirbt, kann ſich in ein Kraut verwan-
deln. Denn dieſes letztere hat keine Knospen, es
traͤgt, wenn es aus ſeinen Saamen hervorgekom-
men, nur ein einziges mahl Frucht, und ſtirbt ganz.
Zu Holzarten koͤnnen beyde aus weiter anzufuͤhren-
den Urſachen gar nicht werden; woraus man erſe-
hen wird, daß der Unterſchied der Pflanzen von
der Natur beſtimmt genug ſey, und daß die alten
Naturforſcher dieſe Wahrheit zwar erkannt, aber
gar zu unbeſtimmt gelaſſen haben. Bey einer
ſo ſichern natuͤrlichen Beſtimmung durch den
Keim, moͤgen ſich Geſtalt, Groͤße, Verhaͤltniß,
Geruch, Farben, Geſchmack und mehrere Eigen-
ſchaften der Pflanze, auch durch Klima, Witte-
rung oder Bearbeitung, ſo oft und ſo weit es ſich
denken laͤßt, daß es moͤglich ſeyn kann, veraͤn-
dern; ſo werden doch dadurch die 4 Hauptpflan-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/220>, abgerufen am 23.07.2024.
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