Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789.wenn man bedenkt, daß gewisse Arten des Blumen- Die gewöhnlichste Gestalt oftgedachter Blu- Ge-
wenn man bedenkt, daß gewiſſe Arten des Blumen- Die gewoͤhnlichſte Geſtalt oftgedachter Blu- Ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0167" n="155"/> wenn man bedenkt, daß gewiſſe Arten des Blumen-<lb/> ſtaubes, von einer Pflanze auf die andere, durch<lb/> den Wind und die Inſekten gebracht werden, auch<lb/> werden muͤſſen, ohne von ihrer befruchtenden Kraft<lb/> zu verlieren. Dieſes geſchiehet in einer Entfernung<lb/> von viertel und halben Meilen in der freyen Luft,<lb/> eben ſo, wie ſonſt der befruchtete <hi rendition="#fr">Froſch- und<lb/> Fiſchlaich von den Waſſervoͤgeln</hi> aus einem<lb/> Gewaͤſſer in das andere uͤbergebracht wird. An<lb/> der Verſendung des Fiſchlaichs und groͤßerer Eyer<lb/> in weit entlegene Laͤnder iſt ohnehin kein Zweifel,<lb/> wie man denn ſelbſt den befruchtenden Blumenſtaub,<lb/> welchen man aus ſeinen Staubhuͤlſen herausge-<lb/> bracht, in Briefen auf eine ſolche Weite verſchi-<lb/> cken kann, daß er 3 bis 4 Wochen und laͤnger un-<lb/> terweges ſeyn muß, und dabey dennoch im Stande<lb/> bleibet, eine weibliche Pflanze noch vollkommen zu<lb/> befruchten, und dieſer iſt doch von den befruchteten<lb/> Eyern noch ſehr verſchieden. Vielleicht iſt dieſes<lb/> das einzige und beſonderſte Beyſpiel, welches man<lb/> in der Naturhaushaltung hat kennen lernen, wel-<lb/> ches uns die Nothwendigkeit der Dauer und Haͤrte<lb/> der <hi rendition="#fr">wachsartigen Blumenſtaubkuͤgelchen</hi> begreiflich<lb/> macht, wovon in der Folge die noͤthige Anwendung<lb/> weiter gemacht werden wird.</p><lb/> <p>Die gewoͤhnlichſte Geſtalt oftgedachter <hi rendition="#fr">Blu-<lb/> menſtaubkuͤgelchen</hi> oder <hi rendition="#fr">Blaſen</hi> iſt insgemein<lb/> laͤnglichrund, <choice><sic>nierenſoͤrmig</sic><corr>nierenfoͤrmig</corr></choice>, ey- oder auch kugel-<lb/> rund, doch aber bey einem ſehr großem Theile von<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0167]
wenn man bedenkt, daß gewiſſe Arten des Blumen-
ſtaubes, von einer Pflanze auf die andere, durch
den Wind und die Inſekten gebracht werden, auch
werden muͤſſen, ohne von ihrer befruchtenden Kraft
zu verlieren. Dieſes geſchiehet in einer Entfernung
von viertel und halben Meilen in der freyen Luft,
eben ſo, wie ſonſt der befruchtete Froſch- und
Fiſchlaich von den Waſſervoͤgeln aus einem
Gewaͤſſer in das andere uͤbergebracht wird. An
der Verſendung des Fiſchlaichs und groͤßerer Eyer
in weit entlegene Laͤnder iſt ohnehin kein Zweifel,
wie man denn ſelbſt den befruchtenden Blumenſtaub,
welchen man aus ſeinen Staubhuͤlſen herausge-
bracht, in Briefen auf eine ſolche Weite verſchi-
cken kann, daß er 3 bis 4 Wochen und laͤnger un-
terweges ſeyn muß, und dabey dennoch im Stande
bleibet, eine weibliche Pflanze noch vollkommen zu
befruchten, und dieſer iſt doch von den befruchteten
Eyern noch ſehr verſchieden. Vielleicht iſt dieſes
das einzige und beſonderſte Beyſpiel, welches man
in der Naturhaushaltung hat kennen lernen, wel-
ches uns die Nothwendigkeit der Dauer und Haͤrte
der wachsartigen Blumenſtaubkuͤgelchen begreiflich
macht, wovon in der Folge die noͤthige Anwendung
weiter gemacht werden wird.
Die gewoͤhnlichſte Geſtalt oftgedachter Blu-
menſtaubkuͤgelchen oder Blaſen iſt insgemein
laͤnglichrund, nierenfoͤrmig, ey- oder auch kugel-
rund, doch aber bey einem ſehr großem Theile von
Ge-
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