führet den jungen Saamenpflanzen die erste zarte Nahrung in seinen lockern, gemäßigt feuchten filzi- gen Gewebe so lange zu, bis sich ihre Hauptwur- zeln endlich durch seine Lagen in den unterliegenden Grund verlängern, und diese erste Nahrung und der Sitz, den sie in dem Moos finden, sind diese er- ste Zeit über, laut Erfahrung, für sie völlig hinrei- chend. Diese Umstände sind bey dem praktischen Theile der Forstwissenschaft ungemein beträchtlich. Man überlege nur, daß ein feiner, weicher und lo- ckerer Moos in den Tannen- und Fichtenwaldungen ein sicheres Mittel abgiebt, den Anflug und Auf- schlag in denselben, ohne irgend eine weitere Bey- hülfe zu unterhalten, so wird man von dessen gro- ßen Nutzen und dem nothwendigen Daseyn desselben die rechten Begriffe haben. Denn daß die abflie- genden Saamen in den Nadelhölzern, auf dem Moose, ohne weiter untergebracht zu werden, eben sowohl und noch besser auskeimen und gedeihen, als andere auf und in der Erde, hat seine völlige Rich- tigkeit. Nun zeigen sowohl die mit harten Ker- nen, größern Saamen, Nüssen, Eicheln und Bee- ren hierüber gemachten Versuche, als deren natür- liche und wilde Saat, daß es damit gleiche Beschaf- fenheit habe, indem alle Saamen in einem lockern Boden, welcher sich gemäßigt und feuchte erhält, sehr wohl auskeimen, auch die jungen Saatpflan- zen die erste Zeit darinnen recht gut wachsen. Das fernere Wachsthum kömmt hierbey auf gewisse Um-
stände
fuͤhret den jungen Saamenpflanzen die erſte zarte Nahrung in ſeinen lockern, gemaͤßigt feuchten filzi- gen Gewebe ſo lange zu, bis ſich ihre Hauptwur- zeln endlich durch ſeine Lagen in den unterliegenden Grund verlaͤngern, und dieſe erſte Nahrung und der Sitz, den ſie in dem Moos finden, ſind dieſe er- ſte Zeit uͤber, laut Erfahrung, fuͤr ſie voͤllig hinrei- chend. Dieſe Umſtaͤnde ſind bey dem praktiſchen Theile der Forſtwiſſenſchaft ungemein betraͤchtlich. Man uͤberlege nur, daß ein feiner, weicher und lo- ckerer Moos in den Tannen- und Fichtenwaldungen ein ſicheres Mittel abgiebt, den Anflug und Auf- ſchlag in denſelben, ohne irgend eine weitere Bey- huͤlfe zu unterhalten, ſo wird man von deſſen gro- ßen Nutzen und dem nothwendigen Daſeyn deſſelben die rechten Begriffe haben. Denn daß die abflie- genden Saamen in den Nadelhoͤlzern, auf dem Mooſe, ohne weiter untergebracht zu werden, eben ſowohl und noch beſſer auskeimen und gedeihen, als andere auf und in der Erde, hat ſeine voͤllige Rich- tigkeit. Nun zeigen ſowohl die mit harten Ker- nen, groͤßern Saamen, Nuͤſſen, Eicheln und Bee- ren hieruͤber gemachten Verſuche, als deren natuͤr- liche und wilde Saat, daß es damit gleiche Beſchaf- fenheit habe, indem alle Saamen in einem lockern Boden, welcher ſich gemaͤßigt und feuchte erhaͤlt, ſehr wohl auskeimen, auch die jungen Saatpflan- zen die erſte Zeit darinnen recht gut wachſen. Das fernere Wachsthum koͤmmt hierbey auf gewiſſe Um-
ſtaͤnde
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fuͤhret den jungen Saamenpflanzen die erſte zarte
Nahrung in ſeinen lockern, gemaͤßigt feuchten filzi-
gen Gewebe ſo lange zu, bis ſich ihre Hauptwur-
zeln endlich durch ſeine Lagen in den unterliegenden
Grund verlaͤngern, und dieſe erſte Nahrung und
der Sitz, den ſie in dem Moos finden, ſind dieſe er-
ſte Zeit uͤber, laut Erfahrung, fuͤr ſie voͤllig hinrei-
chend. Dieſe Umſtaͤnde ſind bey dem praktiſchen
Theile der Forſtwiſſenſchaft ungemein betraͤchtlich.
Man uͤberlege nur, daß ein feiner, weicher und lo-
ckerer Moos in den Tannen- und Fichtenwaldungen
ein ſicheres Mittel abgiebt, den Anflug und Auf-
ſchlag in denſelben, ohne irgend eine weitere Bey-
huͤlfe zu unterhalten, ſo wird man von deſſen gro-
ßen Nutzen und dem nothwendigen Daſeyn deſſelben
die rechten Begriffe haben. Denn daß die abflie-
genden Saamen in den Nadelhoͤlzern, auf dem
Mooſe, ohne weiter untergebracht zu werden, eben
ſowohl und noch beſſer auskeimen und gedeihen, als
andere auf und in der Erde, hat ſeine voͤllige Rich-
tigkeit. Nun zeigen ſowohl die mit harten Ker-
nen, groͤßern Saamen, Nuͤſſen, Eicheln und Bee-
ren hieruͤber gemachten Verſuche, als deren natuͤr-
liche und wilde Saat, daß es damit gleiche Beſchaf-
fenheit habe, indem alle Saamen in einem lockern
Boden, welcher ſich gemaͤßigt und feuchte erhaͤlt,
ſehr wohl auskeimen, auch die jungen Saatpflan-
zen die erſte Zeit darinnen recht gut wachſen. Das
fernere Wachsthum koͤmmt hierbey auf gewiſſe Um-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/142>, abgerufen am 23.07.2024.
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