seiner abgehauenen Wurzeln richtet, und etliche Zoll weiter ist als jene. Zugleich haben sie ein war- mes wohl ausgedunstetes Mistbeete in einem Glaß- oder Treibehause in Bereitschaft, das sie mit Ger- berlohe bedecken. In dieses setzen sie gedachte Orangebäume hernach dergestalt, daß sie zwar eine beständige und völlige Wärme davon haben, aber die nachgehends ausschlagenden jungen Wurzeln nicht verbrennen.
Nach Berichtigung dieser Umstände, werden die Citronen- und Orangestämme, fals es noch nicht geschehen seyn sollte, ganz und gar mit frischen reinen und weichen lufttrocknen Moose beleget, und durch das Umwinden des Bastes, daran befestiget. Die Erde wird alsdenn nicht eher allmählig be- gossen, bis der Saft in die Rinde, dieser mit Moos bedeckten Stämme, in gehörige Bewe- gung gebracht worden, daß sie unter einem stärkern Ausdampfen und Einsaugen ihrer jun- gen Zweige und Wurzeln bereits zu treiben ange- fangen haben. Diesen Zustand aber befördert eine anhaltende starke Hitze im Treibehause, welche durch die Sonne gut unterhalten wird. Da sich nun bey einer solchen Wärme die Feuchte des de- ckenden Mooses sehr merklich verringert, so wird sie durch ein abwechselndes Besprengen mit lauen, weichem Wasser beständig unterhalten, welches mit den nassen Strohwedeln geschiehet.
Bey
ſeiner abgehauenen Wurzeln richtet, und etliche Zoll weiter iſt als jene. Zugleich haben ſie ein war- mes wohl ausgedunſtetes Miſtbeete in einem Glaß- oder Treibehauſe in Bereitſchaft, das ſie mit Ger- berlohe bedecken. In dieſes ſetzen ſie gedachte Orangebaͤume hernach dergeſtalt, daß ſie zwar eine beſtaͤndige und voͤllige Waͤrme davon haben, aber die nachgehends ausſchlagenden jungen Wurzeln nicht verbrennen.
Nach Berichtigung dieſer Umſtaͤnde, werden die Citronen- und Orangeſtaͤmme, fals es noch nicht geſchehen ſeyn ſollte, ganz und gar mit friſchen reinen und weichen lufttrocknen Mooſe beleget, und durch das Umwinden des Baſtes, daran befeſtiget. Die Erde wird alsdenn nicht eher allmaͤhlig be- goſſen, bis der Saft in die Rinde, dieſer mit Moos bedeckten Staͤmme, in gehoͤrige Bewe- gung gebracht worden, daß ſie unter einem ſtaͤrkern Ausdampfen und Einſaugen ihrer jun- gen Zweige und Wurzeln bereits zu treiben ange- fangen haben. Dieſen Zuſtand aber befoͤrdert eine anhaltende ſtarke Hitze im Treibehauſe, welche durch die Sonne gut unterhalten wird. Da ſich nun bey einer ſolchen Waͤrme die Feuchte des de- ckenden Mooſes ſehr merklich verringert, ſo wird ſie durch ein abwechſelndes Beſprengen mit lauen, weichem Waſſer beſtaͤndig unterhalten, welches mit den naſſen Strohwedeln geſchiehet.
Bey
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ſeiner abgehauenen Wurzeln richtet, und etliche Zoll
weiter iſt als jene. Zugleich haben ſie ein war-
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oder Treibehauſe in Bereitſchaft, das ſie mit Ger-
berlohe bedecken. In dieſes ſetzen ſie gedachte
Orangebaͤume hernach dergeſtalt, daß ſie zwar eine
beſtaͤndige und voͤllige Waͤrme davon haben, aber
die nachgehends ausſchlagenden jungen Wurzeln
nicht verbrennen.
Nach Berichtigung dieſer Umſtaͤnde, werden
die Citronen- und Orangeſtaͤmme, fals es noch
nicht geſchehen ſeyn ſollte, ganz und gar mit friſchen
reinen und weichen lufttrocknen Mooſe beleget, und
durch das Umwinden des Baſtes, daran befeſtiget.
Die Erde wird alsdenn nicht eher allmaͤhlig be-
goſſen, bis der Saft in die Rinde, dieſer mit
Moos bedeckten Staͤmme, in gehoͤrige Bewe-
gung gebracht worden, daß ſie unter einem
ſtaͤrkern Ausdampfen und Einſaugen ihrer jun-
gen Zweige und Wurzeln bereits zu treiben ange-
fangen haben. Dieſen Zuſtand aber befoͤrdert eine
anhaltende ſtarke Hitze im Treibehauſe, welche
durch die Sonne gut unterhalten wird. Da ſich
nun bey einer ſolchen Waͤrme die Feuchte des de-
ckenden Mooſes ſehr merklich verringert, ſo wird
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/103>, abgerufen am 23.07.2024.
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