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Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658.

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Trost der Seefahrenden.
anfangen. Dann gewiß ist/ daß das Hertz vnd Hirn vor allen andern Artzneyen gewal-
tig dadurch gereinigt vnd gestärcket wird. Wann dann das Hirn rein ist/ so gibt es gute
Gedancken/ sonsten ist alles gleichsam dumm vnd todt; vnd thut mancher auß Dummig-
keit deß Hirns etwas/ daß er wol bleiben liesse/ wann er Verstand hätte. Darumb viel da-
ran gelegen/ daß das Hertz vnd Hirn gestärcket/ vnd ein guter Verstand gemacht werde.
Weil dann durch den Verstand alles muß regieret werden/ vnd an einer guten Regie-
rung so viel gelegen/ so solten sich alle die jenigen/ denen GOtt etwas zu regleren vnterge-
ben hat/ befleissen/ daß sie wol regierten/ vnd niemand auß groben vngeschickten Verstand
zu viel oder zu wenig thäten. Wie kan ein Richter ein gut Vrtheil über etwas fällen/ wann
sein Verstand durch zu viel fressen vnd sauffen allzeit voll vnd toll ist; er kan seine Gedan-
cken wegen seines verstopfften vnd verschleimten Hirns nimmer recht zu sammen brin-
gen. Es sollen billich alle Regenten ein gesundes Hertz vnd Hirn zu haben sich befleissen.
Wie viel vnd offtmals wird von einem vertruncknen catarrosischen Kopff ein böses vnd
schädliches Vhrtheil gefellt? welches ein gesundes Hertz vnd Hirn nit thun würde. Wann
dem Menschen der Kopff gar zu voll Vnflats stecket/ wie kan er guten Verstand haben?
Er ist zu allen Zeiten wie ein Trunckener/ wann er gleich keinen Wein oder Bier getrun-
cken hat; vnd solches daher/ weil das Haupt stetig mit vieler bösen Feuchtigkeit überladen
ist. Bey einem sanguineo, wann er gleich viel Wein getruncken hat/ so beschweret ihm
allein der Spiritus Vini sein Haupt/ wann er auß dem Magen hinauff in den Kopff ge-
stiegen/ vnd das Hirn eingenommen; vnd wann er einen guten Schlaff darauff thut/ so
gehen die subtile Spiritus des Weins wieder auß dem Haubt/ vnd ist alsdann das Hirn
wieder frey vnd gut: Bey den Phlegmaticis aber ist das Hirn immer voll/ vnd nicht von
einem reinen Spiritu Vini, welcher von sich selber wieder weggehet/ sondern von dicken zä-
hen Catarren/ welche allzeit bleiben/ vnd das Haupt beschweren. Darumb dieses Oleum
auri
wol werth/ daß man seine gute Kräffte/ vnd Tugenden beschreibe/ auf daß vielen möch-
te darmit geholffen werden. Welches dann wol so gut/ oder besser ist/ wann ein grober
Phlegmatischer Kopff gereinigt/ als wann der zu Sun gemacht würde; wann einem
Melancholico sein trübes/ schwartzes/ vnreines Geblüt gereinigt/ besser ist/ als wann
der schwartze Saturnus zu Sun transmutiret; deßgleichen wann dem Colerico sein verbrand
Geblüt erfrischet/ nicht geringer zu halten/ als wann man ein grobes Eisen in Sun verwan-
delte. Das ist fürwahr ein sehr gute transmutation, welche alle Complexionen verbessert
vnd reiner macht. Es weiß bißweilen der Mensch selber nicht/ daß er kranck ist/ dieweil er
wol essen vnd trincken mag/ vnd einen rohten Kopff vnd fetten Wanst hat/ wanns aber
bey dem Liecht besehen wird/ so ist seine Schönheit nur ein Koth/ vnd er ein Diener seines
Bauchs/ denselben zu füttern/ vnd wird sein Seel vnd Geist vom Leib zum Sclaven ge-
macht/ da doch der Leib dem Geist/ vnd nicht der Geist dem Leib dienen solte. Welches al-
les von dem übrigen essen vnd trincken herkombt/ daß der Leib/ Hirn vnd Verstand so
schwer vnd grob ist:darumb recht vnd wol ein Phlegmaticus ein vnwissender Trunckner
möchte genennet werden. Weiln dann das schädliche Phlegma, davon die Köpffe so

schläf-

Troſt der Seefahrenden.
anfangen. Dann gewiß iſt/ daß das Hertz vnd Hirn vor allen andern Artzneyen gewal-
tig dadurch gereinigt vnd geſtaͤrcket wird. Wann dann das Hirn rein iſt/ ſo gibt es gute
Gedancken/ ſonſten iſt alles gleichſam dumm vnd todt; vnd thut mancher auß Dummig-
keit deß Hirns etwas/ daß er wol bleiben lieſſe/ wann er Verſtand haͤtte. Darumb viel da-
ran gelegen/ daß das Hertz vnd Hirn geſtaͤrcket/ vnd ein guter Verſtand gemacht werde.
Weil dann durch den Verſtand alles muß regieret werden/ vnd an einer guten Regie-
rung ſo viel gelegen/ ſo ſolten ſich alle die jenigen/ denen GOtt etwas zu regleren vnterge-
ben hat/ befleiſſen/ daß ſie wol regieꝛten/ vnd niemand auß groben vngeſchickten Verſtand
zu viel oder zu wenig thaͤten. Wie kan ein Richter ein gut Vrtheil uͤber etwas faͤllen/ wañ
ſein Verſtand durch zu viel freſſen vnd ſauffen allzeit voll vnd toll iſt; er kan ſeine Gedan-
cken wegen ſeines verſtopfften vnd verſchleimten Hirns nimmer recht zu ſammen brin-
gen. Es ſollen billich alle Regenten ein geſundes Hertz vnd Hirn zu haben ſich befleiſſen.
Wie viel vnd offtmals wird von einem vertruncknen catarroſiſchen Kopff ein boͤſes vnd
ſchaͤdliches Vhrtheil gefellt? welches ein geſundes Hertz vnd Hirn nit thun wuͤrde. Wann
dem Menſchen der Kopff gar zu voll Vnflats ſtecket/ wie kan er guten Verſtand haben?
Er iſt zu allen Zeiten wie ein Trunckener/ wann er gleich keinen Wein oder Bier getrun-
cken hat; vnd ſolches daher/ weil das Haupt ſtetig mit vieler boͤſen Feuchtigkeit uͤberladen
iſt. Bey einem ſanguineo, wann er gleich viel Wein getruncken hat/ ſo beſchweret ihm
allein der Spiritus Vini ſein Haupt/ wann er auß dem Magen hinauff in den Kopff ge-
ſtiegen/ vnd das Hirn eingenommen; vnd wann er einen guten Schlaff darauff thut/ ſo
gehen die ſubtile Spiritus des Weins wieder auß dem Haubt/ vnd iſt alsdann das Hirn
wieder frey vnd gut: Bey den Phlegmaticis aber iſt das Hirn immer voll/ vnd nicht von
einem reinen Spiritu Vini, welcher von ſich ſelber wieder weggehet/ ſondern von dicken zaͤ-
hen Catarren/ welche allzeit bleiben/ vnd das Haupt beſchweren. Darumb dieſes Oleum
auri
wol werth/ daß man ſeine gute Kraͤffte/ vnd Tugenden beſchreibe/ auf daß vielẽ moͤch-
te darmit geholffen werden. Welches dann wol ſo gut/ oder beſſer iſt/ wann ein grober
Phlegmatiſcher Kopff gereinigt/ als wann der ☿ zu ☉ gemacht wuͤrde; wann einem
Melancholico ſein truͤbes/ ſchwartzes/ vnreines Gebluͤt gereinigt/ beſſer iſt/ als wann
der ſchwartze Saturnus zu ☉ transmutiret; deßgleichen wann dem Colerico ſein verbrand
Gebluͤt erfriſchet/ nicht geringer zu halten/ als wann man ein grobes Eiſen in ☉ verwan-
delte. Das iſt fuͤrwahr ein ſehr gute transmutation, welche alle Complexionen verbeſſert
vnd reiner macht. Es weiß bißweilen der Menſch ſelber nicht/ daß er kranck iſt/ dieweil er
wol eſſen vnd trincken mag/ vnd einen rohten Kopff vnd fetten Wanſt hat/ wanns aber
bey dem Liecht beſehen wird/ ſo iſt ſeine Schoͤnheit nur ein Koth/ vnd er ein Diener ſeines
Bauchs/ denſelben zu fuͤttern/ vnd wird ſein Seel vnd Geiſt vom Leib zum Sclaven ge-
macht/ da doch der Leib dem Geiſt/ vnd nicht der Geiſt dem Leib dienen ſolte. Welches al-
les von dem uͤbrigen eſſen vnd trincken herkombt/ daß der Leib/ Hirn vnd Verſtand ſo
ſchwer vnd grob iſt:darumb recht vnd wol ein Phlegmaticus ein vnwiſſender Trunckner
moͤchte genennet werden. Weiln dann das ſchaͤdliche Phlegma, davon die Koͤpffe ſo

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[570/0584] Troſt der Seefahrenden. anfangen. Dann gewiß iſt/ daß das Hertz vnd Hirn vor allen andern Artzneyen gewal- tig dadurch gereinigt vnd geſtaͤrcket wird. Wann dann das Hirn rein iſt/ ſo gibt es gute Gedancken/ ſonſten iſt alles gleichſam dumm vnd todt; vnd thut mancher auß Dummig- keit deß Hirns etwas/ daß er wol bleiben lieſſe/ wann er Verſtand haͤtte. Darumb viel da- ran gelegen/ daß das Hertz vnd Hirn geſtaͤrcket/ vnd ein guter Verſtand gemacht werde. Weil dann durch den Verſtand alles muß regieret werden/ vnd an einer guten Regie- rung ſo viel gelegen/ ſo ſolten ſich alle die jenigen/ denen GOtt etwas zu regleren vnterge- ben hat/ befleiſſen/ daß ſie wol regieꝛten/ vnd niemand auß groben vngeſchickten Verſtand zu viel oder zu wenig thaͤten. Wie kan ein Richter ein gut Vrtheil uͤber etwas faͤllen/ wañ ſein Verſtand durch zu viel freſſen vnd ſauffen allzeit voll vnd toll iſt; er kan ſeine Gedan- cken wegen ſeines verſtopfften vnd verſchleimten Hirns nimmer recht zu ſammen brin- gen. Es ſollen billich alle Regenten ein geſundes Hertz vnd Hirn zu haben ſich befleiſſen. Wie viel vnd offtmals wird von einem vertruncknen catarroſiſchen Kopff ein boͤſes vnd ſchaͤdliches Vhrtheil gefellt? welches ein geſundes Hertz vnd Hirn nit thun wuͤrde. Wann dem Menſchen der Kopff gar zu voll Vnflats ſtecket/ wie kan er guten Verſtand haben? Er iſt zu allen Zeiten wie ein Trunckener/ wann er gleich keinen Wein oder Bier getrun- cken hat; vnd ſolches daher/ weil das Haupt ſtetig mit vieler boͤſen Feuchtigkeit uͤberladen iſt. Bey einem ſanguineo, wann er gleich viel Wein getruncken hat/ ſo beſchweret ihm allein der Spiritus Vini ſein Haupt/ wann er auß dem Magen hinauff in den Kopff ge- ſtiegen/ vnd das Hirn eingenommen; vnd wann er einen guten Schlaff darauff thut/ ſo gehen die ſubtile Spiritus des Weins wieder auß dem Haubt/ vnd iſt alsdann das Hirn wieder frey vnd gut: Bey den Phlegmaticis aber iſt das Hirn immer voll/ vnd nicht von einem reinen Spiritu Vini, welcher von ſich ſelber wieder weggehet/ ſondern von dicken zaͤ- hen Catarren/ welche allzeit bleiben/ vnd das Haupt beſchweren. Darumb dieſes Oleum auri wol werth/ daß man ſeine gute Kraͤffte/ vnd Tugenden beſchreibe/ auf daß vielẽ moͤch- te darmit geholffen werden. Welches dann wol ſo gut/ oder beſſer iſt/ wann ein grober Phlegmatiſcher Kopff gereinigt/ als wann der ☿ zu ☉ gemacht wuͤrde; wann einem Melancholico ſein truͤbes/ ſchwartzes/ vnreines Gebluͤt gereinigt/ beſſer iſt/ als wann der ſchwartze Saturnus zu ☉ transmutiret; deßgleichen wann dem Colerico ſein verbrand Gebluͤt erfriſchet/ nicht geringer zu halten/ als wann man ein grobes Eiſen in ☉ verwan- delte. Das iſt fuͤrwahr ein ſehr gute transmutation, welche alle Complexionen verbeſſert vnd reiner macht. Es weiß bißweilen der Menſch ſelber nicht/ daß er kranck iſt/ dieweil er wol eſſen vnd trincken mag/ vnd einen rohten Kopff vnd fetten Wanſt hat/ wanns aber bey dem Liecht beſehen wird/ ſo iſt ſeine Schoͤnheit nur ein Koth/ vnd er ein Diener ſeines Bauchs/ denſelben zu fuͤttern/ vnd wird ſein Seel vnd Geiſt vom Leib zum Sclaven ge- macht/ da doch der Leib dem Geiſt/ vnd nicht der Geiſt dem Leib dienen ſolte. Welches al- les von dem uͤbrigen eſſen vnd trincken herkombt/ daß der Leib/ Hirn vnd Verſtand ſo ſchwer vnd grob iſt:darumb recht vnd wol ein Phlegmaticus ein vnwiſſender Trunckner moͤchte genennet werden. Weiln dann das ſchaͤdliche Phlegma, davon die Koͤpffe ſo ſchlaͤf-

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_opera01_1658/584>, abgerufen am 23.11.2024.