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Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658.

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Operis Mineralis
Conditur heic Philippus Aureolus Paracelsus, insi-
gnis Medicine Doctor, qui dira illa vulnera Lepram,
Podagram, Hydropisim, aliaque insanabilia corpo-
ris contagia, mirifica arte sustulit, & bona sua in
pauperes eroganda collocandaq; honoravit. Anno
Domini 1541. die 24. Septembris vitam cum morte
mutavit.

Was sagst du nun darzu? Wann er derselbe nicht gewesen wäre/ da-
fur ihn sein Epitaphium rühmet/ gewißlich die hohe Oberkeit daselbst wur-
de ihm einen solchen Ehren- vnd Ruhm-Titel nicht gestattet haben. Ja er
wird auff den heutigen Tag noch bey allen verständigen vnd warheit-lieben-
den Menschen dafur gehalten/ daß seines Gleichen in der Welt nicht gewe-
sen sey: Daß er aber von etlichen bösen/ vnverständigen Menschen vnbilli-
cher weise auß Neid außgeschriehen vnd verachtet wird/ schadet ihm darumb
nichts/ er bleibt doch Paracelsus, vnd jene vnwissende Spötter/ welche nur
ihre Vngeschickliehkeit dadurch an Tag geben/ vnd sich selber zu schanden
machen/ nach dem alten Sprüchwort: Ars non habet olorem, nisi igno-
rantem.
Jch für meine geringe Person habe nur etwas weniges geschrie-
ben/ vnd kan allbereit von neidischen Mensehen nicht wol hinderrucks vn-
angefochten bleiben/ wie solte dann dieser/ welcher den Mißbräuchen so ge-
waltigentgegen geschrieben/ leer davon außgehen können? Es ist aber der
bösen Welt Brauch/ dessen man sich getrösten muß; ist es doch dem HErrn
Christo/ vnserm Erlöser vnd Seligmacher/ selber also ergangen/ weil er den
Schrifftgelehrten vnd Pharisecrn die Warheit sagte/ vnd sie über ihrem
Jrrthumb bestraffte/ daß er von ihnen auffs alleräusserste/ ja biß in den Tod
angeklagt vnd verfolgt worden. Darumb wer wolbey der Welt wil geach-
tet seyn/ der muß krumm gleich seyn lassen/ vnd jederman Recht geben/ sonst
gilt er nichts/ vnd wird allenthalben außgebissen vnd verfolgt.

Weil dann der gute vnd fromme Paracelsus bißher so gewaltig hat
herhalten müssen/ vnd niemand ist gewesen/ der den Lästermäulern das
Maul hat stopffen wollen/ so habe ich/ wann mir Gott das Leben gönnet/

etliche

Operis Mineralis
Conditur hîc Philippus Aureolus Paracelſus, inſi-
gnis Medicinę Doctor, qui dira illa vulnera Lepram,
Podagram, Hydropiſim, aliaq́ue inſanabilia corpo-
ris contagia, mirificâ arte ſuſtulit, & bona ſua in
pauperes eroganda collocandaq́; honoravit. Anno
Domini 1541. die 24. Septembris vitam cum morte
mutavit.

Was ſagſt du nun darzu? Wann er derſelbe nicht geweſen waͤre/ da-
fůr ihn ſein Epitaphium ruͤhmet/ gewißlich die hohe Oberkeit daſelbſt wůr-
de ihm einen ſolchen Ehren- vnd Ruhm-Titel nicht geſtattet haben. Ja er
wird auff den heutigen Tag noch bey allen verſtaͤndigen vnd warheit-lieben-
den Menſchen dafůr gehalten/ daß ſeines Gleichen in der Welt nicht gewe-
ſen ſey: Daß er aber von etlichen boͤſen/ vnverſtaͤndigen Menſchen vnbilli-
cher weiſe auß Neid außgeſchriehen vnd verachtet wird/ ſchadet ihm darumb
nichts/ er bleibt doch Paracelſus, vnd jene vnwiſſende Spoͤtter/ welche nur
ihre Vngeſchickliehkeit dadurch an Tag geben/ vnd ſich ſelber zu ſchanden
machen/ nach dem alten Spruͤchwort: Ars non habet olorem, niſi igno-
rantem.
Jch fuͤr meine geringe Perſon habe nur etwas weniges geſchrie-
ben/ vnd kan allbereit von neidiſchen Menſehen nicht wol hinderrucks vn-
angefochten bleiben/ wie ſolte dann dieſer/ welcher den Mißbraͤuchen ſo ge-
waltigentgegen geſchrieben/ leer davon außgehen koͤnnen? Es iſt aber der
boͤſen Welt Brauch/ deſſen man ſich getroͤſten muß; iſt es doch dem HErꝛn
Chriſto/ vnſerm Erloͤſer vnd Seligmacher/ ſelber alſo ergangen/ weil er den
Schrifftgelehrten vnd Phariſecrn die Warheit ſagte/ vnd ſie uͤber ihrem
Jrꝛthumb beſtraffte/ daß er von ihnen auffs alleraͤuſſerſte/ ja biß in den Tod
angeklagt vnd verfolgt worden. Darumb wer wolbey der Welt wil geach-
tet ſeyn/ der muß krum̃ gleich ſeyn laſſen/ vnd jederman Recht geben/ ſonſt
gilt er nichts/ vnd wird allenthalben außgebiſſen vnd verfolgt.

Weil dann der gute vnd fromme Paracelſus bißher ſo gewaltig hat
herhalten muͤſſen/ vnd niemand iſt geweſen/ der den Laͤſtermaͤulern das
Maul hat ſtopffen wollen/ ſo habe ich/ wann mir Gott das Leben goͤnnet/

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[368/0402] Operis Mineralis Conditur hîc Philippus Aureolus Paracelſus, inſi- gnis Medicinę Doctor, qui dira illa vulnera Lepram, Podagram, Hydropiſim, aliaq́ue inſanabilia corpo- ris contagia, mirificâ arte ſuſtulit, & bona ſua in pauperes eroganda collocandaq́; honoravit. Anno Domini 1541. die 24. Septembris vitam cum morte mutavit. Was ſagſt du nun darzu? Wann er derſelbe nicht geweſen waͤre/ da- fůr ihn ſein Epitaphium ruͤhmet/ gewißlich die hohe Oberkeit daſelbſt wůr- de ihm einen ſolchen Ehren- vnd Ruhm-Titel nicht geſtattet haben. Ja er wird auff den heutigen Tag noch bey allen verſtaͤndigen vnd warheit-lieben- den Menſchen dafůr gehalten/ daß ſeines Gleichen in der Welt nicht gewe- ſen ſey: Daß er aber von etlichen boͤſen/ vnverſtaͤndigen Menſchen vnbilli- cher weiſe auß Neid außgeſchriehen vnd verachtet wird/ ſchadet ihm darumb nichts/ er bleibt doch Paracelſus, vnd jene vnwiſſende Spoͤtter/ welche nur ihre Vngeſchickliehkeit dadurch an Tag geben/ vnd ſich ſelber zu ſchanden machen/ nach dem alten Spruͤchwort: Ars non habet olorem, niſi igno- rantem. Jch fuͤr meine geringe Perſon habe nur etwas weniges geſchrie- ben/ vnd kan allbereit von neidiſchen Menſehen nicht wol hinderrucks vn- angefochten bleiben/ wie ſolte dann dieſer/ welcher den Mißbraͤuchen ſo ge- waltigentgegen geſchrieben/ leer davon außgehen koͤnnen? Es iſt aber der boͤſen Welt Brauch/ deſſen man ſich getroͤſten muß; iſt es doch dem HErꝛn Chriſto/ vnſerm Erloͤſer vnd Seligmacher/ ſelber alſo ergangen/ weil er den Schrifftgelehrten vnd Phariſecrn die Warheit ſagte/ vnd ſie uͤber ihrem Jrꝛthumb beſtraffte/ daß er von ihnen auffs alleraͤuſſerſte/ ja biß in den Tod angeklagt vnd verfolgt worden. Darumb wer wolbey der Welt wil geach- tet ſeyn/ der muß krum̃ gleich ſeyn laſſen/ vnd jederman Recht geben/ ſonſt gilt er nichts/ vnd wird allenthalben außgebiſſen vnd verfolgt. Weil dann der gute vnd fromme Paracelſus bißher ſo gewaltig hat herhalten muͤſſen/ vnd niemand iſt geweſen/ der den Laͤſtermaͤulern das Maul hat ſtopffen wollen/ ſo habe ich/ wann mir Gott das Leben goͤnnet/ etliche

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_opera01_1658/402>, abgerufen am 24.11.2024.