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Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658.

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Vorrede.
mir hätten/ vnd eben dasjenige wäre/ dessen in meinem Oper. Miner. erweh-
net worden. Vnd es auch so weit darmit kommen ist/ daß immer einer dem
andern ein solches vermeintes Solvens Universale theuer verkauffet/ da
doch dem Verkauffer im geringsten selber dessen Vrsprung vnd Bereitung
noch nicht bekand/ also/ daß hier vnd dort ein Blinder den andern geleitet/
vnd in Jrrwege geführet/ welches/ da ichs erfahren/ nicht darbey habe lassen
können/ sondern dem Liebhaber müssen zu erkennen geben/ was eigentlich mein
Alkahest für ein Wesen/ vnd was darmit außzurichten/ auff daß der Jr-
rende eine Richtschnur habe/ ob sein Alkahest der meinig sey oder nicht.

Betreffende nun dieses vnvergleichliche Subjectum, so mag es wol
vnd mit Recht ein Solvens Universale genennet werden/ dann vnglaubliche
Dinge in Bereitung guter Medicamenten vnd Verbesserung der Metal-
len damit zu verrichten. Daß ihm aber mancher einbilden wolte/ als wann
es die Metallen schnell vnd mit Gewalt (einem aqua fortis, aqua regis,
oder anderem corrosivischen Menstruo gleich) solviren solte/ gantz nicht/
sondern es verrichtet seine operation auff ein andere Weis. Die Vegeta-
bili
en vnd Animalien werden in digestione solvirt durch den nassen Weg/
vnd gibt solche solution eine Scheidung deß reinern von dem vnreinern
Theil desselbigen. Die Mineralien vnd Metallen aber können zwar auch
durch den nassen Weg darmit solviret/ vnd entweder in gute Medicamen-
ten gebracht/ oder in bessere Metallen darmit gewaschen/ gereiniget vnd ge-
zeitiget werden/ aber so wol vnd geschwind nicht/ als durch den truckenen
Weg/ durch welche viel wunderbarliche vnd den Vnerfahrnen vnglaublicht
Veränderungen der Metallen zu wege gebracht/ davon hernach ein mehrers
gedacht wird.

Vber diese beyderley Weis zu solviren (welche ich etlichen communi-
c
iret/ vnd die Müglichkeit seiner Krafft gezeiget) befindet sich noch ein viel
anderer modus solvendi, dadurch gantz geschwind die Metallen vnd andere
Subjecta augenscheinlich verbessert/ vnd in herrliche Medicamenten vnd
reinere Cörper (also daß man sich nicht genug darüber verwundern kan) kön-
nen gezeitiget/ gereiniget vnd verwandelt werden. Wie aber diese solutiones
hergehen/ ist nicht nöhtig bey jedermann gemein zu machen/ sonderlich weil
ein solche Arbeit einen erfahrnen Chymicum erfordert/ vnd wenig gefunden
werden/ welche der Natur Heimlichkeit zu erforschen sich befleissen/ sondern

der

Vorrede.
mir haͤtten/ vnd eben dasjenige waͤre/ deſſen in meinem Oper. Miner. erweh-
net worden. Vnd es auch ſo weit darmit kommen iſt/ daß immer einer dem
andern ein ſolches vermeintes Solvens Univerſale theuer verkauffet/ da
doch dem Verkauffer im geringſten ſelber deſſen Vrſprung vnd Bereitung
noch nicht bekand/ alſo/ daß hier vnd dort ein Blinder den andern geleitet/
vnd in Jrꝛwege gefuͤhret/ welches/ da ichs erfahren/ nicht darbey habe laſſen
koͤnnen/ ſondern dem Liebhaber muͤſſen zu erkeñen geben/ was eigentlich mein
Alkaheſt fuͤr ein Weſen/ vnd was darmit außzurichten/ auff daß der Jr-
rende eine Richtſchnur habe/ ob ſein Alkaheſt der meinig ſey oder nicht.

Betreffende nun dieſes vnvergleichliche Subjectum, ſo mag es wol
vnd mit Recht ein Solvens Univerſale genennet werden/ dann vnglaubliche
Dinge in Bereitung guter Medicamenten vnd Verbeſſerung der Metal-
len damit zu verrichten. Daß ihm aber mancher einbilden wolte/ als wann
es die Metallen ſchnell vnd mit Gewalt (einem aqua fortis, aqua regis,
oder anderem corroſiviſchen Menſtruo gleich) ſolviren ſolte/ gantz nicht/
ſondern es verrichtet ſeine operation auff ein andere Weis. Die Vegeta-
bili
en vnd Animalien werden in digeſtione ſolvirt durch den naſſen Weg/
vnd gibt ſolche ſolution eine Scheidung deß reinern von dem vnreinern
Theil deſſelbigen. Die Mineralien vnd Metallen aber koͤnnen zwar auch
durch den naſſen Weg darmit ſolviret/ vnd entweder in gute Medicamen-
ten gebracht/ oder in beſſere Metallen darmit gewaſchen/ gereiniget vnd ge-
zeitiget werden/ aber ſo wol vnd geſchwind nicht/ als durch den truckenen
Weg/ durch welche viel wunderbarliche vnd den Vnerfahrnen vnglaublicht
Veraͤnderungen der Metallen zu wege gebracht/ davon hernach ein mehrers
gedacht wird.

Vber dieſe beyderley Weis zu ſolviren (welche ich etlichen communi-
c
iret/ vnd die Muͤglichkeit ſeiner Krafft gezeiget) befindet ſich noch ein viel
anderer modus ſolvendi, dadurch gantz geſchwind die Metallen vnd andere
Subjecta augenſcheinlich verbeſſert/ vnd in herꝛliche Medicamenten vnd
reinere Coͤrper (alſo daß man ſich nicht genug daruͤber verwundern kan) koͤn-
nen gezeitiget/ gereiniget vnd verwandelt werden. Wie aber dieſe ſolutiones
hergehen/ iſt nicht noͤhtig bey jedermann gemein zu machen/ ſonderlich weil
ein ſolche Arbeit einen erfahrnen Chymicum erfordert/ vnd wenig gefunden
werden/ welche der Natur Heimlichkeit zu erforſchen ſich befleiſſen/ ſondern

der
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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Frankfurt (Main), 1658, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_opera01_1658/158>, abgerufen am 22.11.2024.