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Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 5. Amsterdam, 1649.

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Philosophischer Oefen.
nicht beschämen wil/ die sich rühmen/ vnd ein Titel füh-
ren etwas in der Natur zu verstehen; solten billig besser
vrsach vom wachstumb aller Dingen zu geben wissen/
als sie thun/ welches fürwahr ein schande ist/ daß die
Bauren in solchen Dingen mehr verstehen als die Ge-
lehrten; jederman kan das wol sagen/ der Mist dünget
vnd macht wachsen/ aber wie er wachsen macht/ wird
geschwiegen; wan kein Sal-nitrosum in dem Mist were/
gewißlich würde er nicht fruchtbar machen/ dann ge-
nugsamb bewust ist/ daß auß allen Excrementis anima-
lium,
ein guter Salpeter kan gemacht werden/ bestehet
also die gutthat des Mists nur allein im Sale urinoso,
welches darin ist/ vnd nicht in dem Strohe oder Hülsen.

Möchte jemand sagen/ muß dann eben ein solches
Saltz dem wachstumb der vegetabilien dienen vnnd
helffen/ das in dem Mist der Animalien ist/ warumb
thut es nicht auch ein ander Saltz; darauf ist albereit
schon oben geantwortet/ daß gleich seinem gleichen helf-
sen kan vnd muß/ vnnd ein contrarium das ander ver-
derbe: Dann die erfahrung bezeuget/ daß ein jedweder
Sahmen nicht in eim Sale acido, sondern in einem Sale
urinoso
mit Sulphure vermischt bestehet/ darumb er
auch seines gleichen suchet vnnd liebet; der solches nun
nicht weiß oder glauben wil/ der kan es versuchen/ vnd
distilliren per Retortam, ein pfund Sahmen eines
Krauts/ welches er wil/ so wird er befinden/ daß kein
spiritus acidus, sondern ein phlegma mit vielem Oel
vnd Sale volatili vbergehet; also/ daß der gantze Reci-
pient davon weiß vberzogen wird/ welches kein Wurtzel
oder Stiel des Krauts thun wird; dann die edleste
Kraft/ Geruch vnd Geschmack der wachsenden Din-

gen/

Philoſophiſcher Oefen.
nicht beſchaͤmen wil/ die ſich ruͤhmen/ vnd ein Titel fuͤh-
ren etwas in der Natur zu verſtehen; ſolten billig beſſer
vrſach vom wachſtumb aller Dingen zu geben wiſſen/
als ſie thun/ welches fuͤrwahr ein ſchande iſt/ daß die
Bauren in ſolchen Dingen mehr verſtehen als die Ge-
lehrten; jederman kan das wol ſagen/ der Miſt duͤnget
vnd macht wachſen/ aber wie er wachſen macht/ wird
geſchwiegen; wan kein Sal-nitroſum in dem Miſt were/
gewißlich wuͤrde er nicht fruchtbar machen/ dann ge-
nugſamb bewuſt iſt/ daß auß allen Excrementis anima-
lium,
ein guter Salpeter kan gemacht werden/ beſtehet
alſo die gutthat des Miſts nur allein im Sale urinoſo,
welches darin iſt/ vnd nicht in dem Strohe oder Huͤlſen.

Moͤchte jemand ſagen/ muß dann eben ein ſolches
Saltz dem wachſtumb der vegetabilien dienen vnnd
helffen/ das in dem Miſt der Animalien iſt/ warumb
thut es nicht auch ein ander Saltz; darauf iſt albereit
ſchon oben geantwortet/ daß gleich ſeinem gleichen helf-
ſen kan vnd muß/ vnnd ein contrarium das ander ver-
derbe: Dann die erfahrung bezeuget/ daß ein jedweder
Sahmen nicht in eim Sale acido, ſondern in einem Sale
urinoſo
mit Sulphure vermiſcht beſtehet/ darumb er
auch ſeines gleichen ſuchet vnnd liebet; der ſolches nun
nicht weiß oder glauben wil/ der kan es verſuchen/ vnd
diſtilliren per Retortam, ein pfund Sahmen eines
Krauts/ welches er wil/ ſo wird er befinden/ daß kein
ſpiritus acidus, ſondern ein phlegma mit vielem Oel
vnd Sale volatili vbergehet; alſo/ daß der gantze Reci-
pient davon weiß vberzogen wird/ welches kein Wurtzel
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gen/
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[31/0035] Philoſophiſcher Oefen. nicht beſchaͤmen wil/ die ſich ruͤhmen/ vnd ein Titel fuͤh- ren etwas in der Natur zu verſtehen; ſolten billig beſſer vrſach vom wachſtumb aller Dingen zu geben wiſſen/ als ſie thun/ welches fuͤrwahr ein ſchande iſt/ daß die Bauren in ſolchen Dingen mehr verſtehen als die Ge- lehrten; jederman kan das wol ſagen/ der Miſt duͤnget vnd macht wachſen/ aber wie er wachſen macht/ wird geſchwiegen; wan kein Sal-nitroſum in dem Miſt were/ gewißlich wuͤrde er nicht fruchtbar machen/ dann ge- nugſamb bewuſt iſt/ daß auß allen Excrementis anima- lium, ein guter Salpeter kan gemacht werden/ beſtehet alſo die gutthat des Miſts nur allein im Sale urinoſo, welches darin iſt/ vnd nicht in dem Strohe oder Huͤlſen. Moͤchte jemand ſagen/ muß dann eben ein ſolches Saltz dem wachſtumb der vegetabilien dienen vnnd helffen/ das in dem Miſt der Animalien iſt/ warumb thut es nicht auch ein ander Saltz; darauf iſt albereit ſchon oben geantwortet/ daß gleich ſeinem gleichen helf- ſen kan vnd muß/ vnnd ein contrarium das ander ver- derbe: Dann die erfahrung bezeuget/ daß ein jedweder Sahmen nicht in eim Sale acido, ſondern in einem Sale urinoſo mit Sulphure vermiſcht beſtehet/ darumb er auch ſeines gleichen ſuchet vnnd liebet; der ſolches nun nicht weiß oder glauben wil/ der kan es verſuchen/ vnd diſtilliren per Retortam, ein pfund Sahmen eines Krauts/ welches er wil/ ſo wird er befinden/ daß kein ſpiritus acidus, ſondern ein phlegma mit vielem Oel vnd Sale volatili vbergehet; alſo/ daß der gantze Reci- pient davon weiß vberzogen wird/ welches kein Wurtzel oder Stiel des Krauts thun wird; dann die edleſte Kraft/ Geruch vnd Geſchmack der wachſenden Din- gen/

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 5. Amsterdam, 1649, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni05_1649/35>, abgerufen am 19.04.2024.