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Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 2. Amsterdam, 1647.

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Philosophischer Oefen.

lich etliche tröpfflein davon eingenommen/ erhalten kön-
nen/ welche sonsten auß mangel deß humidi radicalis
das Leben für den Todt geben müssen.

Möchte jemand fragen/ ob dann nun diese Medicin für
ein wahre Tinctur auri anzunehmen/ oder noch ein bes-
sere zu finden sey? darauff ich antworte/ daß zwar solches
von vielen dafür gehalten/ vnd auch alhier von mir also
genennet wird/ kan aber nit dafür bestehen/ dann ob schon
dem Gold durch solche weiß etwas von seiner krafft ent-
zogen wird/ so behält gleichwol dasselbe noch sein Leben/ ob
es schon schwach vnd bleich worden ist/ weilen es seine
vorige gesunde farb/ von einem vnachtsamen Mineral
leichtlich wieder erlangen kan/ so sein wahre Tinctur oder
Anima von jhme gewichen wehre/ fürwar ein geringes
Mineral würde dasselbe nicht wieder lebendig machen
können/ sondern müste durch etwas geschehen/ welches
nicht allein nur so viel Leben bey sich hat/ als es selbsten
vonnöthen/ sondern müste vberflüssige macht haben an-
dern todten dingen das Leben zugeben. Wie zusehen ist
bey einem Menschen oder andern empfindlichen Thier/
wann solches durch widerwertigkeit von seinen kräfften
gebracht/ also daß schier kein Leben mehr darin zu spüren
ist/ so kan dasselbe durch dienliche Medicamenten wiede-
rumb gelabet/ vnd zu voriger Gesundheit gebracht wer-
den/ also daß an jhme seine vorige Kranckheit nicht mehr
kan gespürt werden. So aber sein Seele davon gewichen/
so ist dem Leib/ als einem todten cadaver nimmermer durch
Medicamenten zu helffen/ daß er wiederumb leben kön-
ne/ sondern muß so lang todt bleiben/ biß daß der jenige/
in dessen macht vnd gewalt es stehet/ zu geben oder zu neh-
men/ sich vber jhn erbarmet. Also kan es auch mit dem

Gold

K ij

Philoſophiſcher Oefen.

lich etliche troͤpfflein davon eingenommen/ erhalten koͤn-
nen/ welche ſonſten auß mangel deß humidi radicalis
das Leben fuͤr den Todt geben muͤſſen.

Moͤchte jemand fragen/ ob dann nun dieſe Medicin fuͤr
ein wahre Tinctur auri anzunehmen/ oder noch ein beſ-
ſere zu finden ſey? darauff ich antworte/ daß zwar ſolches
von vielen dafuͤr gehalten/ vnd auch alhier von mir alſo
genennet wird/ kan aber nit dafuͤr beſtehen/ dann ob ſchon
dem Gold durch ſolche weiß etwas von ſeiner krafft ent-
zogen wird/ ſo behaͤlt gleichwol daſſelbe noch ſein Leben/ ob
es ſchon ſchwach vnd bleich worden iſt/ weilen es ſeine
vorige geſunde farb/ von einem vnachtſamen Mineral
leichtlich wieder erlangen kan/ ſo ſein wahre Tinctur oder
Anima von jhme gewichen wehre/ fuͤrwar ein geringes
Mineral wuͤrde daſſelbe nicht wieder lebendig machen
koͤnnen/ ſondern muͤſte durch etwas geſchehen/ welches
nicht allein nur ſo viel Leben bey ſich hat/ als es ſelbſten
vonnoͤthen/ ſondern muͤſte vberfluͤſſige macht haben an-
dern todten dingen das Leben zugeben. Wie zuſehen iſt
bey einem Menſchen oder andern empfindlichen Thier/
wann ſolches durch widerwertigkeit von ſeinen kraͤfften
gebracht/ alſo daß ſchier kein Leben mehr darin zu ſpuͤren
iſt/ ſo kan daſſelbe durch dienliche Medicamenten wiede-
rumb gelabet/ vnd zu voriger Geſundheit gebracht wer-
den/ alſo daß an jhme ſeine vorige Kranckheit nicht mehr
kan geſpuͤrt werden. So aber ſein Seele davon gewichen/
ſo iſt dem Leib/ als einem todten cadaver nim̃ermer durch
Medicamenten zu helffen/ daß er wiederumb leben koͤn-
ne/ ſondern muß ſo lang todt bleiben/ biß daß der jenige/
in deſſen macht vnd gewalt es ſtehet/ zu geben oder zu neh-
men/ ſich vber jhn erbarmet. Alſo kan es auch mit dem

Gold

K ij

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[147/0151] Philoſophiſcher Oefen. lich etliche troͤpfflein davon eingenommen/ erhalten koͤn- nen/ welche ſonſten auß mangel deß humidi radicalis das Leben fuͤr den Todt geben muͤſſen. Moͤchte jemand fragen/ ob dann nun dieſe Medicin fuͤr ein wahre Tinctur auri anzunehmen/ oder noch ein beſ- ſere zu finden ſey? darauff ich antworte/ daß zwar ſolches von vielen dafuͤr gehalten/ vnd auch alhier von mir alſo genennet wird/ kan aber nit dafuͤr beſtehen/ dann ob ſchon dem Gold durch ſolche weiß etwas von ſeiner krafft ent- zogen wird/ ſo behaͤlt gleichwol daſſelbe noch ſein Leben/ ob es ſchon ſchwach vnd bleich worden iſt/ weilen es ſeine vorige geſunde farb/ von einem vnachtſamen Mineral leichtlich wieder erlangen kan/ ſo ſein wahre Tinctur oder Anima von jhme gewichen wehre/ fuͤrwar ein geringes Mineral wuͤrde daſſelbe nicht wieder lebendig machen koͤnnen/ ſondern muͤſte durch etwas geſchehen/ welches nicht allein nur ſo viel Leben bey ſich hat/ als es ſelbſten vonnoͤthen/ ſondern muͤſte vberfluͤſſige macht haben an- dern todten dingen das Leben zugeben. Wie zuſehen iſt bey einem Menſchen oder andern empfindlichen Thier/ wann ſolches durch widerwertigkeit von ſeinen kraͤfften gebracht/ alſo daß ſchier kein Leben mehr darin zu ſpuͤren iſt/ ſo kan daſſelbe durch dienliche Medicamenten wiede- rumb gelabet/ vnd zu voriger Geſundheit gebracht wer- den/ alſo daß an jhme ſeine vorige Kranckheit nicht mehr kan geſpuͤrt werden. So aber ſein Seele davon gewichen/ ſo iſt dem Leib/ als einem todten cadaver nim̃ermer durch Medicamenten zu helffen/ daß er wiederumb leben koͤn- ne/ ſondern muß ſo lang todt bleiben/ biß daß der jenige/ in deſſen macht vnd gewalt es ſtehet/ zu geben oder zu neh- men/ ſich vber jhn erbarmet. Alſo kan es auch mit dem Gold K ij

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Zitationshilfe:	Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 2. Amsterdam, 1647, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni02_1647/151>, abgerufen am 28.04.2024.

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