Glaßbrenner, Adolf: Der Weihnachtsmarkt. Aus: Berliner Volksleben. Band 1, S. 233–272. Leipzig, 1847. Baron. Gott bewahre, ich mische mich niemals in fremde Haubenangelegenheiten! Stud. med. Fräulein, ich werde wirklich böse, wenn Sie die Haube nicht behalten. Morgen ganz früh, ehe Sie nach den Markt gehen, bin ich bei Ihnen - - und Ihrer lieben Mama, und dann will ich sehen, wie Sie das Häubchen kleidet. Ich muß wissen, wie Sie sich als Frau ausnehmen werden. Putzmacherin. Gut, das sei Ihnen erlaubt. Stud. med. So wollen wir gehen. (schelmisch drohend) Verlieben Sie sich aber nicht in die Blonden, denn Sie sehen: ich bin ein Schwarzer.... Putzmacherin (hinzufügend). ... Teufel! Ich werde mit meiner Liebe jedenfalls bis morgen Vormittag warten. Stud. med. Gute Nacht, Sie Engel! Putzmacherin (freundlich). Gute Nacht! Stud. med. (dreht sich um und drückt dem Baron die Hand) Sobald ich mein Staatsexamen gemacht habe, wird Die mein Weib! Baron. Au! Drück' mich doch nicht so! Sobald Du Dein Staatsex...? Na, bis dahin hast Du hinreichend Zeit zur Reue. - Uebrigens ist es ein allerliebstes Mädchen, das ist wahr, und tugendhaft scheint sie auch zu sein, das ist schade. Man findet diese Eigenschaft sonst selten bei Putzmacherinnen; so wie aber eine ausnahmsweise sehr hübsch ist, so macht sie gleich Prätensionen. Stud. med. Das Mädchen hat übrigens Geist. Baron. Ja, das mag sein, aber wozu ist das? 'Ne Putzmacherin ohne Geist ist mir eigentlich viel lieber, denn da....
Baron. Gott bewahre, ich mische mich niemals in fremde Haubenangelegenheiten! Stud. med. Fräulein, ich werde wirklich böse, wenn Sie die Haube nicht behalten. Morgen ganz früh, ehe Sie nach den Markt gehen, bin ich bei Ihnen – – und Ihrer lieben Mama, und dann will ich sehen, wie Sie das Häubchen kleidet. Ich muß wissen, wie Sie sich als Frau ausnehmen werden. Putzmacherin. Gut, das sei Ihnen erlaubt. Stud. med. So wollen wir gehen. (schelmisch drohend) Verlieben Sie sich aber nicht in die Blonden, denn Sie sehen: ich bin ein Schwarzer.... Putzmacherin (hinzufügend). ... Teufel! Ich werde mit meiner Liebe jedenfalls bis morgen Vormittag warten. Stud. med. Gute Nacht, Sie Engel! Putzmacherin (freundlich). Gute Nacht! Stud. med. (dreht sich um und drückt dem Baron die Hand) Sobald ich mein Staatsexamen gemacht habe, wird Die mein Weib! Baron. Au! Drück’ mich doch nicht so! Sobald Du Dein Staatsex...? Na, bis dahin hast Du hinreichend Zeit zur Reue. – Uebrigens ist es ein allerliebstes Mädchen, das ist wahr, und tugendhaft scheint sie auch zu sein, das ist schade. Man findet diese Eigenschaft sonst selten bei Putzmacherinnen; so wie aber eine ausnahmsweise sehr hübsch ist, so macht sie gleich Prätensionen. Stud. med. Das Mädchen hat übrigens Geist. Baron. Ja, das mag sein, aber wozu ist das? ’Ne Putzmacherin ohne Geist ist mir eigentlich viel lieber, denn da....
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0022" n="252"/> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Baron</hi>.</speaker> <p>Gott bewahre, ich mische mich niemals in fremde Haubenangelegenheiten!</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Stud. med</hi>.</speaker> <p>Fräulein, ich werde wirklich böse, wenn Sie die Haube nicht behalten. Morgen ganz früh, ehe Sie nach den Markt gehen, bin ich bei Ihnen – – und Ihrer lieben Mama, und dann will ich sehen, wie Sie das Häubchen kleidet. Ich <hi rendition="#g">muß</hi> wissen, wie Sie sich als <hi rendition="#g">Frau</hi> ausnehmen werden.</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Putzmacherin</hi>.</speaker> <p>Gut, das sei Ihnen erlaubt.</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Stud. med</hi>.</speaker> <p>So wollen wir gehen. <stage>(schelmisch drohend)</stage> Verlieben Sie sich aber nicht in die <hi rendition="#g">Blonden</hi>, denn Sie sehen: ich bin ein <hi rendition="#g">Schwarzer</hi>....</p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Putzmacherin</hi> </speaker> <stage>(hinzufügend).</stage> <p>... <hi rendition="#g">Teufel</hi>! Ich werde mit meiner Liebe jedenfalls bis morgen Vormittag warten.</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Stud. med</hi>.</speaker> <p>Gute Nacht, Sie <hi rendition="#g">Engel</hi>!</p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Putzmacherin</hi> </speaker> <stage>(freundlich).</stage> <p>Gute Nacht!</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Stud. med</hi>.</speaker> <p><stage>(dreht sich um und drückt dem Baron die Hand)</stage> Sobald ich mein Staatsexamen gemacht habe, wird Die mein Weib!</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Baron</hi>.</speaker> <p>Au! Drück’ mich doch nicht so! Sobald Du Dein Staatsex...? Na, <hi rendition="#g">bis dahin</hi> hast Du hinreichend Zeit zur Reue. – Uebrigens ist es ein allerliebstes Mädchen, das ist wahr, und tugendhaft scheint sie auch zu sein, das ist schade. Man findet diese Eigenschaft sonst selten bei Putzmacherinnen; so wie aber eine ausnahmsweise sehr hübsch ist, so macht sie gleich Prätensionen.</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Stud. med</hi>.</speaker> <p>Das Mädchen hat übrigens Geist.</p> </sp> <sp> <speaker><hi rendition="#g">Baron</hi>.</speaker> <p>Ja, das mag sein, aber wozu ist das? ’Ne Putzmacherin ohne Geist ist mir eigentlich viel lieber, denn da....</p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [252/0022]
Baron. Gott bewahre, ich mische mich niemals in fremde Haubenangelegenheiten!
Stud. med. Fräulein, ich werde wirklich böse, wenn Sie die Haube nicht behalten. Morgen ganz früh, ehe Sie nach den Markt gehen, bin ich bei Ihnen – – und Ihrer lieben Mama, und dann will ich sehen, wie Sie das Häubchen kleidet. Ich muß wissen, wie Sie sich als Frau ausnehmen werden.
Putzmacherin. Gut, das sei Ihnen erlaubt.
Stud. med. So wollen wir gehen. (schelmisch drohend) Verlieben Sie sich aber nicht in die Blonden, denn Sie sehen: ich bin ein Schwarzer....
Putzmacherin (hinzufügend). ... Teufel! Ich werde mit meiner Liebe jedenfalls bis morgen Vormittag warten.
Stud. med. Gute Nacht, Sie Engel!
Putzmacherin (freundlich). Gute Nacht!
Stud. med. (dreht sich um und drückt dem Baron die Hand) Sobald ich mein Staatsexamen gemacht habe, wird Die mein Weib!
Baron. Au! Drück’ mich doch nicht so! Sobald Du Dein Staatsex...? Na, bis dahin hast Du hinreichend Zeit zur Reue. – Uebrigens ist es ein allerliebstes Mädchen, das ist wahr, und tugendhaft scheint sie auch zu sein, das ist schade. Man findet diese Eigenschaft sonst selten bei Putzmacherinnen; so wie aber eine ausnahmsweise sehr hübsch ist, so macht sie gleich Prätensionen.
Stud. med. Das Mädchen hat übrigens Geist.
Baron. Ja, das mag sein, aber wozu ist das? ’Ne Putzmacherin ohne Geist ist mir eigentlich viel lieber, denn da....
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-12-17T12:18:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-12-17T12:18:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-12-17T12:18:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |