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Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg, 1727.

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Rol
vor Zeiten gehalten wor-
den. Jn Polen ist es erst
unter dem König Ludo-
vico Anno
1380. auf-
kommen. Es bedeutet aber
daselbst ein allgemeines
Aufgebot des Adels, seine
Freyheit und Rechte wi-
der den König und die, so
es mit ihm halten, zu ver-
theidigen, wann demsel-
ben öffentlich oder heim-
lich Einbruch geschehen
wollen, daher es von den
Polnischen Geschicht-
Schreibern ein dem Kö-
nig und Senat erschröck-
licher Name genennet
wird.
Rolandinae Statuae, Ruh-
oder Rolands-Säulen.
it. Weichbilde, derglei-
chen man noch heutiges
Tages auf den Märckten
etlicher Sächsischen Städ-
te findet.
Role, eine Rolle, Liste, In-
dex,
die Muster-Solda-
ten-oder Bürger-Rolle,
das Verzeichnus desjeni-
gen, was eine Person in
der Comödie oder Opera
auf dem Theatro zu prae-
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Rom
sentiren, zu spielen, oder
zu reden hat. Daher man
auch per ironiam, und
in sensu politico zu sa-
gen pfleget: Der hat seine
Role oder Rolle sehr wol
gespielet. it. Rotulus te-
stium,
die Zeugen-Rolle,
oder Verzeichnus, was
die Zeugen bey dem ge-
richtlichen Verhör in die-
ser oder jener Sache aus-
gesaget haben.
Romanen, Romans, heiset
man in jetzigem Verstan-
de dergleichen Bücher, in
denen erdichtete, auch
manchmal warhaftige
Helden- oder Liebes-Ge-
schichte aufgezeichnet ste-
hen. Von dem Nutzen
oder Schaden, so aus Le-
sung der Romanen zu ge-
warten, sind die Meinun-
gen sehr unterschiedlich.
Das müsige Frauenzim-
mer und junge vorwitzige
Leute würden ihrer schwer-
lich entrathen wollen.
Verständige Leute geben
ihnen ein schlechtes Zeug-
nus, wann sie sagen, daß
das Lesen solcher Bücher
zum
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Rol
vor Zeiten gehalten wor-
den. Jn Polen iſt es erſt
unter dem Koͤnig Ludo-
vico Anno
1380. auf-
kommen. Es bedeutet aber
daſelbſt ein allgemeines
Aufgebot des Adels, ſeine
Freyheit und Rechte wi-
der den Koͤnig und die, ſo
es mit ihm halten, zu ver-
theidigen, wann demſel-
ben oͤffentlich oder heim-
lich Einbruch geſchehen
wollen, daher es von den
Polniſchen Geſchicht-
Schreibern ein dem Koͤ-
nig und Senat erſchroͤck-
licher Name genennet
wird.
Rolandinæ Statuæ, Ruh-
oder Rolands-Saͤulen.
it. Weichbilde, derglei-
chen man noch heutiges
Tages auf den Maͤrckten
etlicher Saͤchſiſchẽ Staͤd-
te findet.
Róle, eine Rolle, Liſte, In-
dex,
die Muſter-Solda-
ten-oder Buͤrger-Rolle,
das Verzeichnus desjeni-
gen, was eine Perſon in
der Comoͤdie oder Opera
auf dem Theatro zu præ-
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Rom
ſentiren, zu ſpielen, oder
zu reden hat. Daher man
auch per ironiam, und
in ſenſu politico zu ſa-
gen pfleget: Der hat ſeine
Róle oder Rolle ſehr wol
geſpielet. it. Rotulus te-
ſtium,
die Zeugen-Rolle,
oder Verzeichnus, was
die Zeugen bey dem ge-
richtlichen Verhoͤr in die-
ſer oder jener Sache aus-
geſaget haben.
Romanen, Romans, heiſet
man in jetzigem Verſtan-
de dergleichen Buͤcher, in
denen erdichtete, auch
manchmal warhaftige
Helden- oder Liebes-Ge-
ſchichte aufgezeichnet ſte-
hen. Von dem Nutzen
oder Schaden, ſo aus Le-
ſung der Romanen zu ge-
warten, ſind die Meinun-
gen ſehr unterſchiedlich.
Das muͤſige Frauenzim-
mer und junge vorwitzige
Leute wuͤꝛden ihrer ſchweꝛ-
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ihnen ein ſchlechtes Zeug-
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[601/0619] Rol Rom vor Zeiten gehalten wor- den. Jn Polen iſt es erſt unter dem Koͤnig Ludo- vico Anno 1380. auf- kommen. Es bedeutet aber daſelbſt ein allgemeines Aufgebot des Adels, ſeine Freyheit und Rechte wi- der den Koͤnig und die, ſo es mit ihm halten, zu ver- theidigen, wann demſel- ben oͤffentlich oder heim- lich Einbruch geſchehen wollen, daher es von den Polniſchen Geſchicht- Schreibern ein dem Koͤ- nig und Senat erſchroͤck- licher Name genennet wird. Rolandinæ Statuæ, Ruh- oder Rolands-Saͤulen. it. Weichbilde, derglei- chen man noch heutiges Tages auf den Maͤrckten etlicher Saͤchſiſchẽ Staͤd- te findet. Róle, eine Rolle, Liſte, In- dex, die Muſter-Solda- ten-oder Buͤrger-Rolle, das Verzeichnus desjeni- gen, was eine Perſon in der Comoͤdie oder Opera auf dem Theatro zu præ- ſentiren, zu ſpielen, oder zu reden hat. Daher man auch per ironiam, und in ſenſu politico zu ſa- gen pfleget: Der hat ſeine Róle oder Rolle ſehr wol geſpielet. it. Rotulus te- ſtium, die Zeugen-Rolle, oder Verzeichnus, was die Zeugen bey dem ge- richtlichen Verhoͤr in die- ſer oder jener Sache aus- geſaget haben. Romanen, Romans, heiſet man in jetzigem Verſtan- de dergleichen Buͤcher, in denen erdichtete, auch manchmal warhaftige Helden- oder Liebes-Ge- ſchichte aufgezeichnet ſte- hen. Von dem Nutzen oder Schaden, ſo aus Le- ſung der Romanen zu ge- warten, ſind die Meinun- gen ſehr unterſchiedlich. Das muͤſige Frauenzim- mer und junge vorwitzige Leute wuͤꝛden ihrer ſchweꝛ- lich entrathen wollen. Verſtaͤndige Leute geben ihnen ein ſchlechtes Zeug- nus, wann ſie ſagen, daß das Leſen ſolcher Buͤcher zum P p 5

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Zitationshilfe: Gladov, Friedrich: A la Mode-Sprach der Teutschen Oder Compendieuses Hand-Lexicon. Nürnberg, 1727, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gladov_modesprach_1727/619>, abgerufen am 28.09.2024.