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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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hier angemercket, daß der Ziegen=Hirthe des Morgens und A-
bends seine Ziegen über die Straßen treibe, da denn die Leute aus
denen Häusern herbey kommen, und sich ein gewißes Maaß, wel-
ches seine taxe hat, so viel mal sie wollen, voll melcken laßen,
mithin die Milch zu einer Frühlings=Cur gleich warm von der
Ziege weg trincken. Je näher man Mayland kommt, je
schöner wird das Land an Wiese=Wachs, als welcher durch
die allenthalben geführten Waßer=Leitungen mercklich beför-
dert wird. Doch siehet man nicht viel Wein=Wachs, auch wenig
andre Bäume, als Pappel= und gemeine Weiden Bäume, maaßen
denn einige diese obere Gegend, in Vergleichung derer environs
um Cremona, il paese magro nennen. Wie es uns nun in
diesem so genannten magern Lande gehen werdeund gefallen mögte, das
wird aus dem künfftigen Diario zu vernehmen seyn.


Zu Erfüllung des Raums wird hier noch
die Abschrifft der Antwort beygefüget,
welche Illmus auf dero an den Cardinal
Tencin abgelaßenes Dancksagungs-Schreiben
in Venedig erhalten.

Rome 27 Avril 1742.
Vous ne me deves point de remercimens, Monsieur.
Ce que j'ai fait pour vous, n'est pas la centieme
partie de ce que j'aurois voulau faire. C'est
a moi a m'applandir de l'avantage de vous avoir
connau, mais en meme tems a regreter de Vous avoir
perdau si tot. Les sentimens que j'ai concus pour
Vous, dureront autant que ma vie, et je ne cesserai
jamais de Vous honores, Monsieur, tres parfaitement,
A Monsieur Le Card. de Tencin
Mons. Le Comte de Reuss
a Venize

hier angemercket, daß der Ziegen=Hirthe des Morgens und A-
bends seine Ziegen über die Straßen treibe, da denn die Leute aus
denen Häusern herbey kommen, und sich ein gewißes Maaß, wel-
ches seine taxe hat, so viel mal sie wollen, voll melcken laßen,
mithin die Milch zu einer Frühlings=Cur gleich warm von der
Ziege weg trincken. Je näher man Mayland kommt, je
schöner wird das Land an Wiese=Wachs, als welcher durch
die allenthalben geführten Waßer=Leitungen mercklich beför-
dert wird. Doch siehet man nicht viel Wein=Wachs, auch wenig
andre Bäume, als Pappel= und gemeine Weiden Bäume, maaßen
denn einige diese obere Gegend, in Vergleichung derer environs
um Cremona, il paëse magro nennen. Wie es uns nun in
diesem so genannten magern Lande gehen werdeund gefallen mögte, das
wird aus dem künfftigen Diario zu vernehmen seyn.


Zu Erfüllung des Raums wird hier noch
die Abschrifft der Antwort beygefüget,
welche Illmus auf dero an den Cardinal  
Tencin abgelaßenes Dancksagungs-Schreiben
in Venedig erhalten.

Rome 27 Avril 1742.
Vous ne me devés point de remercimens, Monsieur.
Ce que j’ai fait pour vous, n’est pas la centieme
partie de ce que j’aurois voulû faire. C’est
à moi à m’applandir de l’avantage de vous avoir
connû, mais en même tems à regreter de Vous avoir
perdû si tôt. Les sentimens que j’ai conçus pour
Vous, dureront autant que ma vie, et je ne cesserai
jamais de Vous honores, Monsieur, très parfaitement,
A Monsieur Le Card. de Tencin
Mons. Le Comte de Reuss
à Venize

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[0781] hier angemercket, daß der Ziegen=Hirthe des Morgens und A- bends seine Ziegen über die Straßen treibe, da denn die Leute aus denen Häusern herbey kommen, und sich ein gewißes Maaß, wel- ches seine taxe hat, so viel mal sie wollen, voll melcken laßen, mithin die Milch zu einer Frühlings=Cur gleich warm von der Ziege weg trincken. Je näher man Mayland kommt, je schöner wird das Land an Wiese=Wachs, als welcher durch die allenthalben geführten Waßer=Leitungen mercklich beför- dert wird. Doch siehet man nicht viel Wein=Wachs, auch wenig andre Bäume, als Pappel= und gemeine Weiden Bäume, maaßen denn einige diese obere Gegend, in Vergleichung derer environs um Cremona, il paëse magro nennen. Wie es uns nun in diesem so genannten magern Lande gehen und gefallen mögte, das wird aus dem künfftigen Diario zu vernehmen seyn. Zu Erfüllung des Raums wird hier noch die Abschrifft der Antwort beygefüget, welche Illmus auf dero an den Cardinal   Tencin abgelaßenes Dancksagungs-Schreiben in Venedig erhalten. Rome 27 Avril 1742. Vous ne me devés point de remercimens, Monsieur. Ce que j’ai fait pour vous, n’est pas la centieme partie de ce que j’aurois voulû faire. C’est à moi à m’applandir de l’avantage de vous avoir connû, mais en même tems à regreter de Vous avoir perdû si tôt. Les sentimens que j’ai conçus pour Vous, dureront autant que ma vie, et je ne cesserai jamais de Vous honores, Monsieur, très parfaitement, A Monsieur Le Card. de Tencin Mons. Le Comte de Reuss à Venize

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/781>, abgerufen am 17.09.2024.