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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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eben dieses Maffei ein gantz neuer portique angeleget, von dem
erst 2 Seiten fertig sind, an denen übrigen zweyen aber gebauet
wird. Was man von vielen Jahren her an Etruscischen, Grichischen,
und Lateinischen antiquen inscriptionen und monumenten hier zusammen
gebracht, und was sonderlich Maffei selbst colligiret, das alles ist, zu
desto beßerer conservation, in die Mauer dieses portique eingesetzt.
Und da das Gebäude nicht höher ist, als man gantz beqwem und genau die
Schrifften lesen, und die Figuren betrachten kan; so verdienet diese
Anstalt vor der auf dem Capitolio zu Rom in so ferne den Vorzug,
weil dort manches in denen Sälen so hoch eingemauert ist, daß man Mühe
hat, es zu erkennen. Noch eine Römische antiquitaet, welche man in
der Stadt siehet, sind 2 neben ein ander stehende Thore von QuaderStücken,
mit einem darauf ruhenden Gemäuer, welches 6 bis sieben, länglich
4 eckete Öffnungen oder Fenster hat. Insgemein wirds es vor ei-
nen triumphs-Bogen ausgegeben. Es weiset aber die Gestalt des Ge-
bäudes so wohl, als die daran stehende, iedoch kaum mehr leserliche
Schrifft, daß es ein Stadt=Thor gewesen. Der Marckt auf dem
Campo Martio ist ins gevierte, gleich einer kleinen Stadt, mit
4 Thoren dergestalt angeleget, daß man von dem Mittelsten Platz
nach allen Thoren hinaus sehen kan, und wird jährl. 2 mal darin
Marckt gehalten. Wie haben in mehreren Italianischen Städten
dergleichen besonders aptirte Märckte angetroffen, und sind -
vielleicht auf diese Weise die Kauffleute mit ihren Waren in meh-
rerer Sicherheit, es kan auch alles in einem engeren Umfang
in beßerer Ordnung gehalten werden, als wenn sie frey in der
Stadt auskramen müßen. Eine von den schönsten Kirchen ist
S. Giorgio, denen Benedictiner=Nonnen zugehörig. Das Rück=Stück
des Haupt Altars ist von Paolo Veronese, und stellet die Marter
des H. Georgii vor, auch sind mehrere Stücke von guten Meistern vor-
handen. Die große Dominicaner Kirche S. Anasta[unleserliches Material]siae berüh-
ren wir nur deswegen, weil eine neue Reise=Beschreibung vor-
giebt, ob würden die bey dem Eingange stehende Weih=Keßel von
zwey gebückten Harlequins gehalten. Denn wir haben befunden,
daß die 2 Statuen von weißem Marmor, auf deren Nacken
oder Rücken diese Gefäße ruhen, keinesweges harlequins, son-
dern etwa Bettler bedeuten sollen, wie die an dem einen zerrißen
vorgestellte Kleidung ausweiset, von Schellen und Narren Kappen
aber ist dabey nichts wahr zu nehmen. Unsre hiesige Be=
Bekantschaften betreffend, so haben wir zuförderst den oben schon

eben dieses Maffei ein gantz neuer portique angeleget, von dem
erst 2 Seiten fertig sind, an denen übrigen zweyen aber gebauet
wird. Was man von vielen Jahren her an Etruscischen, Grichischen,
und Lateinischen antiquen inscriptionen und monumenten hier zusammen
gebracht, und was sonderlich Maffei selbst colligiret, das alles ist, zu
desto beßerer conservation, in die Mauer dieses portique eingesetzt.
Und da das Gebäude nicht höher ist, als man gantz beqwem und genau die
Schrifften lesen, und die Figuren betrachten kan; so verdienet diese
Anstalt vor der auf dem Capitolio zu Rom in so ferne den Vorzug,
weil dort manches in denen Sälen so hoch eingemauert ist, daß man Mühe
hat, es zu erkennen. Noch eine Römische antiquitaet, welche man in
der Stadt siehet, sind 2 neben ein ander stehende Thore von QuaderStücken,
mit einem darauf ruhenden Gemäuer, welches 6 bis sieben, länglich
4 eckete Öffnungen oder Fenster hat. Insgemein wirds es vor ei-
nen triumphs-Bogen ausgegeben. Es weiset aber die Gestalt des Ge-
bäudes so wohl, als die daran stehende, iedoch kaum mehr leserliche
Schrifft, daß es ein Stadt=Thor gewesen. Der Marckt auf dem 
Campo Martio ist ins gevierte, gleich einer kleinen Stadt, mit
4 Thoren dergestalt angeleget, daß man von dem Mittelsten Platz
nach allen Thoren hinaus sehen kan, und wird jährl. 2 mal darin
Marckt gehalten. Wie haben in mehreren Italianischen Städten
dergleichen besonders aptirte Märckte angetroffen, und sind -
vielleicht auf diese Weise die Kauffleute mit ihren Waren in meh-
rerer Sicherheit, es kan auch alles in einem engeren Umfang
in beßerer Ordnung gehalten werden, als wenn sie frey in der
Stadt auskramen müßen. Eine von den schönsten Kirchen ist
S. Giorgio, denen Benedictiner=Nonnen zugehörig. Das Rück=Stück
des Haupt Altars ist von Paolo Veronese, und stellet die Marter
des H. Georgii vor, auch sind mehrere Stücke von guten Meistern vor-
handen. Die große Dominicaner Kirche S. Anasta[unleserliches Material]siae berüh-
ren wir nur deswegen, weil eine neue Reise=Beschreibung vor-
giebt, ob würden die bey dem Eingange stehende Weih=Keßel von
zwey gebückten Harlequins gehalten. Denn wir haben befunden,
daß die 2 Statuen von weißem Marmor, auf deren Nacken
oder Rücken diese Gefäße ruhen, keinesweges harlequins, son-
dern etwa Bettler bedeuten sollen, wie die an dem einen zerrißen
vorgestellte Kleidung ausweiset, von Schellen und Narren Kappen
aber ist dabey nichts wahr zu nehmen. Unsre hiesige Be=
Bekantschaften betreffend, so haben wir zuförderst den oben schon

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[0775] eben dieses Maffei ein gantz neuer portique angeleget, von dem erst 2 Seiten fertig sind, an denen übrigen zweyen aber gebauet wird. Was man von vielen Jahren her an Etruscischen, Grichischen, und Lateinischen antiquen inscriptionen und monumenten hier zusammen gebracht, und was sonderlich Maffei selbst colligiret, das alles ist, zu desto beßerer conservation, in die Mauer dieses portique eingesetzt. Und da das Gebäude nicht höher ist, als man gantz beqwem und genau die Schrifften lesen, und die Figuren betrachten kan; so verdienet diese Anstalt vor der auf dem Capitolio zu Rom in so ferne den Vorzug, weil dort manches in denen Sälen so hoch eingemauert ist, daß man Mühe hat, es zu erkennen. Noch eine Römische antiquitaet, welche man in der Stadt siehet, sind 2 neben ein ander stehende Thore von QuaderStücken, mit einem darauf ruhenden Gemäuer, welches 6 bis sieben, länglich 4 eckete Öffnungen oder Fenster hat. Insgemein wirds es vor ei- nen triumphs-Bogen ausgegeben. Es weiset aber die Gestalt des Ge- bäudes so wohl, als die daran stehende, iedoch kaum mehr leserliche Schrifft, daß es ein Stadt=Thor gewesen. Der Marckt auf dem  Campo Martio ist ins gevierte, gleich einer kleinen Stadt, mit 4 Thoren dergestalt angeleget, daß man von dem Mittelsten Platz nach allen Thoren hinaus sehen kan, und wird jährl. 2 mal darin Marckt gehalten. Wie haben in mehreren Italianischen Städten dergleichen besonders aptirte Märckte angetroffen, und sind - vielleicht auf diese Weise die Kauffleute mit ihren Waren in meh- rerer Sicherheit, es kan auch alles in einem engeren Umfang in beßerer Ordnung gehalten werden, als wenn sie frey in der Stadt auskramen müßen. Eine von den schönsten Kirchen ist S. Giorgio, denen Benedictiner=Nonnen zugehörig. Das Rück=Stück des Haupt Altars ist von Paolo Veronese, und stellet die Marter des H. Georgii vor, auch sind mehrere Stücke von guten Meistern vor- handen. Die große Dominicaner Kirche S. Anastasiae berüh- ren wir nur deswegen, weil eine neue Reise=Beschreibung vor- giebt, ob würden die bey dem Eingange stehende Weih=Keßel von zwey gebückten Harlequins gehalten. Denn wir haben befunden, daß die 2 Statuen von weißem Marmor, auf deren Nacken oder Rücken diese Gefäße ruhen, keinesweges harlequins, son- dern etwa Bettler bedeuten sollen, wie die an dem einen zerrißen vorgestellte Kleidung ausweiset, von Schellen und Narren Kappen aber ist dabey nichts wahr zu nehmen. Unsre hiesige Be= Bekantschaften betreffend, so haben wir zuförderst den oben schon

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/775>, abgerufen am 22.11.2024.