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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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dieser Nerischen congregation. 2.) Fratres Laici eben derselben
congregation. 3.) Verheyrathete Weiber. 4.) Jungfern und kleine
Kinder. 5.) Männer aus der parochie, oder auch fremde Manns=
Personen, die etwa in diese Kirche begraben zu werden verlangen
mögten. Die anderwerts beliebte Eintheilung der Grab=Städten
nach gewißen rubriquen hat also hier ihres gleichen. Auf dem Palaz
zo della ragione
wie hier zu Lande die Rath-Häuser genennet werden,
ist der sehr große, aber auch wüste und unreinliche Saal bloß seiner
monumente wegen merckwürdig. Über denen 4 Thüren deßelben
siehet man auswendig die Bildniße 4 berühmter Paduaner in Stein gehauen,
nehml. Alberti Patavini, Petris Aponi, Pauli Patavini und vornehmlich
des großen Titi Livii. Ob dieser letztere würklich ein hiesiges Stadt=Kind,
oder von dem 4 millien vor der Stadt gelegenen Apona bürtig gewesen,
oder ob sein Geburths-Ort wohl gar das jenige Patavium sey, welches
Antenor zwischen Aquileja und Trieste erbauet, das läßt man da-
hin gestellet seyn. Die gemeine Opinion ist vor Padua, und die Padua-
ner haben gewiße Gebeine, welche ao. 1413 hier gefunden worden,
mit gröster Solennitaet auf diesem Saal gebracht, und unter
d[unleserliches Material]er Inscription: Ossa T. Livii pp. über der einen Thür eingemauert,
iedoch dem gelehrten König Alphonso von Arragonien einen Arm
dieses Gerippes, auf sein Begehren, geschencket, wie eine besondere In-
scription anzeiget. Es ist noch auf einer andern Stelle des Saals
eine alt Römische Inscription mit einem darüber stehenden gleich-
fals antiquen buste in die Mauer gesetzet, welches letztere vor
Livium ausgegeben wird. Man hat aber davon keinen Grund, und
die Inscription, welche die Errichtung eines Sepulcri familiaris
andeutet, ist nicht von Livio selbst, sondern von einem Liberto
seiner Tochter zu verstehen, wie der Augenschein giebet, und auch
einige gelehrte schon dargethan haben, daß also diese Liviani
sche Reliquien eben so ungewiß sind, als die aus denen Rö-
mischen catacomben hervorkommende. Das Grab des
Antenoris
, welches man hier zeiget, ist nun vollend eine pure chi-
mere. Denn man hat einen ao. 1273 gefundenen alten bleyernen
Sarg 10 Jahre nachher mit einem großen Gehäuse von röthlichem Mar-
mor überzogen, und diese machine auf 4 dergleichen Säulen un-
ter ein dazu erbauetes Gewölbe vor der S. Laurentii Kirche auf-
gerichtet. Die Lateinische Verse mit Gothischen Buchstaben, welche

dieser Nerischen congregation. 2.) Fratres Laici eben derselben
congregation. 3.) Verheyrathete Weiber. 4.) Jungfern und kleine
Kinder. 5.) Männer aus der parochie, oder auch fremde Manns=
Personen, die etwa in diese Kirche begraben zu werden verlangen
mögten. Die anderwerts beliebte Eintheilung der Grab=Städten
nach gewißen rubriquen hat also hier ihres gleichen. Auf dem Palaz
zo della ragione
wie hier zu Lande die Rath-Häuser genennet werden,
ist der sehr große, aber auch wüste und unreinliche Saal bloß seiner
monumente wegen merckwürdig. Über denen 4 Thüren deßelben
siehet man auswendig die Bildniße 4 berühmter Paduaner in Stein gehauen,
nehml. Alberti Patavini, Petris Aponi, Pauli Patavini und vornehmlich
des großen Titi Livii. Ob dieser letztere würklich ein hiesiges Stadt=Kind,
oder von dem 4 millien vor der Stadt gelegenen Apona bürtig gewesen,
oder ob sein Geburths-Ort wohl gar das jenige Patavium sey, welches
Antenor zwischen Aquileja und Trieste erbauet, das läßt man da-
hin gestellet seyn. Die gemeine Opinion ist vor Padua, und die Padua-
ner haben gewiße Gebeine, welche ao. 1413 hier gefunden worden,
mit gröster Solennitaet auf diesem Saal gebracht, und unter
d[unleserliches Material]er Inscription: Ossa T. Livii pp. über der einen Thür eingemauert,
iedoch dem gelehrten König Alphonso von Arragonien einen Arm
dieses Gerippes, auf sein Begehren, geschencket, wie eine besondere In-
scription anzeiget. Es ist noch auf einer andern Stelle des Saals
eine alt Römische Inscription mit einem darüber stehenden gleich-
fals antiquen buste in die Mauer gesetzet, welches letztere vor
Livium ausgegeben wird. Man hat aber davon keinen Grund, und
die Inscription, welche die Errichtung eines Sepulcri familiaris
andeutet, ist nicht von Livio selbst, sondern von einem Liberto
seiner Tochter zu verstehen, wie der Augenschein giebet, und auch
einige gelehrte schon dargethan haben, daß also diese Liviani
sche Reliquien eben so ungewiß sind, als die aus denen Rö-
mischen catacomben hervorkommende. Das Grab des
Antenoris
, welches man hier zeiget, ist nun vollend eine pure chi-
mere. Denn man hat einen ao. 1273 gefundenen alten bleyernen
Sarg 10 Jahre nachher mit einem großen Gehäuse von röthlichem Mar-
mor überzogen, und diese machine auf 4 dergleichen Säulen un-
ter ein dazu erbauetes Gewölbe vor der S. Laurentii Kirche auf-
gerichtet. Die Lateinische Verse mit Gothischen Buchstaben, welche

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[0771] dieser Nerischen congregation. 2.) Fratres Laici eben derselben congregation. 3.) Verheyrathete Weiber. 4.) Jungfern und kleine Kinder. 5.) Männer aus der parochie, oder auch fremde Manns= Personen, die etwa in diese Kirche begraben zu werden verlangen mögten. Die anderwerts beliebte Eintheilung der Grab=Stäten nach gewißen rubriquen hat also hier ihres gleichen. Auf dem Palaz zo della ragione wie hier zu Lande die Rath-Häuser genennet werden, ist der sehr große, aber auch wüste und unreinliche Saal bloß seiner monumente wegen merckwürdig. Über denen 4 Thüren deßelben siehet man auswendig die Bildniße 4 berühmter Paduaner in Stein gehauen, nehml. Alberti Patavini, Petris Aponi, Pauli Patavini und vornehmlich des großen Titi Livii. Ob dieser letztere würklich ein hiesiges Stadt=Kind, oder von dem 4 millien vor der Stadt gelegenen Apona bürtig gewesen, oder ob sein Geburths-Ort wohl gar das jenige Patavium sey, welches Antenor zwischen Aquileja und Trieste erbauet, das läßt man da- hin gestellet seyn. Die gemeine Opinion ist vor Padua, und die Padua- ner haben gewiße Gebeine, welche ao. 1413 hier gefunden worden, mit gröster Solennitaet auf diesem Saal gebracht, und unter der Inscription: Ossa T. Livii pp. über der einen Thür eingemauert, iedoch dem gelehrten König Alphonso von Arragonien einen Arm dieses Gerippes, auf sein Begehren, geschencket, wie eine besondere In- scription anzeiget. Es ist noch auf einer andern Stelle des Saals eine alt Römische Inscription mit einem darüber stehenden gleich- fals antiquen buste in die Mauer gesetzet, welches letztere vor Livium ausgegeben wird. Man hat aber davon keinen Grund, und die Inscription, welche die Errichtung eines Sepulcri familiaris andeutet, ist nicht von Livio selbst, sondern von einem Liberto seiner Tochter zu verstehen, wie der Augenschein giebet, und auch einige gelehrte schon dargethan haben, daß also diese Liviani sche Reliquien eben so ungewiß sind, als die aus denen Rö- mischen catacomben hervorkommende. Das Grab des Antenoris, welches man hier zeiget, ist nun vollend eine pure chi- mere. Denn man hat einen ao. 1273 gefundenen alten bleyernen Sarg 10 Jahre nachher mit einem großen Gehäuse von röthlichem Mar- mor überzogen, und diese machine auf 4 dergleichen Säulen un- ter ein dazu erbauetes Gewölbe vor der S. Laurentii Kirche auf- gerichtet. Die Lateinische Verse mit Gothischen Buchstaben, welche

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/771>, abgerufen am 22.11.2024.