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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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beyde auf rothsamtnen Faute[unleserliches Material]uils, einem Bet=Pult vor sich habend. Nach
geendeter Meße, welche mit einer großen und schönen Music accom
pagniret war, verfügte sich der Doye mit schon bemeldete[unleserliches Material]n beyden
ministr[unleserliches Material]is an das in die Kirche gehende eiserne Gitter des Sprach=
Zimmers derer Nonnen, welche en parade auf ihn warteten,
und machte ihnen ein freundlich compliment, welches sich in ein
kurtzes familiaire[unleserliches Material]s Gespräch resolvirete. Da denn die beyden
ältesten Nonnen gegen ihren Serenissimo aufs beste entschuldigten,
daß sie das Fest diesmal nicht beßer hätten zieren und solennisi-
ren können. Sie sind überhaupt ziemlich frey und gesprächig, und ließ
die älteste von ihnen, welche der krancken Äbtißin Stelle vertrat,
sich auch mit uns in discours ein; als wir kurtz vor der Ankunfft
des Doye uns an ihr Gitter postiret hatten. Unter andern nen-
nete sie bey Gelegenheit ihren Nonnen=Schleyer la mia mas[unleserliches Material]=
chera. Der ietzige Doye, aus dem Hause Grimani, ein alter Jung-
geselle, welchen wir bey dieser Gelegenheit recht genau in der Nähe
besichtigen konnten, ist ein großer starcker Herr, etwas pocken
grübig, und eben nicht von prevenanten Aussehen. Er soll
bey dem Volck nicht beliebt seyn, weil er nicht große depensen
machet, und ihm dazu die privat Mittel fehlen, die jährlichen
hertzogl. intraden aber an 12000 ducati di Venezia nicht
weit reichen können. 3.) Den 2ten May Nachmittags war
wegen des morgenden Himmel-Fahrt=Festes vespera ducale; wo-
zu der Doye mit der Signoria auf die schon am Marcus Tage
beschriebene Weise in die Kirche dieses Heiligen zog. Weil aber den
3ten May, als am Himmel Fahrts Tage, das Wetter ohngefähr
eine Stunde vorher, ehe der Aufbruch geschehen sollte, sehr win-
dig wurde; so waren alle diesfals schon gemachten Anstalten ver-
derblich; und wurde nur solenne Capella ducale gehalten, auch das da-
rauf folgende publique tract[unleserliches Material]ement gegeben, die bekannte Haupt
Cere[unleserliches Material]monie der Vermählung mit dem Meer
aber bis auf den 6ten
May verschoben, da denn dieselbe auch ihren ungehinderten Fort-
gang hatte. Alles ist aus Büchern und sonst viel zu bekannt, als daß
wir davon eine umständliche Beschreibung machen sollten. Nur
eines und des andern zu gedencken, so wird der Bucentoro, über
seine eigne Ruder, mit 3 Vorgespanneten peotten gezogen, und
auf beyden Seiten so wohl, als hinten und vorne mit ver-

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beyde auf rothsamtnen Faute[unleserliches Material]uils, einem Bet=Pult vor sich habend. Nach
geendeter Meße, welche mit einer großen und schönen Music accom
pagniret war, verfügte sich der Doye mit schon bemeldete[unleserliches Material]n beyden
ministr[unleserliches Material]is an das in die Kirche gehende eiserne Gitter des Sprach=
Zimmers derer Nonnen, welche en parade auf ihn warteten,
und machte ihnen ein freundlich compliment, welches sich in ein
kurtzes familiaire[unleserliches Material]s Gespräch resolvirete. Da denn die beyden
ältesten Nonnen gegen ihren Serenissimo aufs beste entschuldigten,
daß sie das Fest diesmal nicht beßer hätten zieren und solennisi-
ren können. Sie sind überhaupt ziemlich frey und gesprächig, und ließ
die älteste von ihnen, welche der krancken Äbtißin Stelle vertrat,
sich auch mit uns in discours ein; als wir kurtz vor der Ankunfft
des Doye uns an ihr Gitter postiret hatten. Unter andern nen-
nete sie bey Gelegenheit ihren Nonnen=Schleyer la mia mas[unleserliches Material]=
chera. Der ietzige Doye, aus dem Hause Grimani, ein alter Jung-
geselle, welchen wir bey dieser Gelegenheit recht genau in der Nähe
besichtigen konnten, ist ein großer starcker Herr, etwas pocken
grübig, und eben nicht von prevenanten Aussehen. Er soll
bey dem Volck nicht beliebt seyn, weil er nicht große depensen
machet, und ihm dazu die privat Mittel fehlen, die jährlichen
hertzogl. intraden aber an 12000 ducati di Venezia nicht
weit reichen können. 3.) Den 2ten May Nachmittags war
wegen des morgenden Himmel-Fahrt=Festes vespera ducale; wo-
zu der Doye mit der Signoria auf die schon am Marcus Tage
beschriebene Weise in die Kirche dieses Heiligen zog. Weil aber den
3ten May, als am Himmel Fahrts Tage, das Wetter ohngefähr
eine Stunde vorher, ehe der Aufbruch geschehen sollte, sehr win-
dig wurde; so waren alle diesfals schon gemachten Anstalten ver-
derblich; und wurde nur solenne Capella ducale gehalten, auch das da-
rauf folgende publique tract[unleserliches Material]ement gegeben, die bekannte Haupt
Cere[unleserliches Material]monie der Vermählung mit dem Meer
aber bis auf den 6ten
May verschoben, da denn dieselbe auch ihren ungehinderten Fort-
gang hatte. Alles ist aus Büchern und sonst viel zu bekannt, als daß
wir davon eine umständliche Beschreibung machen sollten. Nur
eines und des andern zu gedencken, so wird der Bucentoro, über
seine eigne Ruder, mit 3 Vorgespanneten peotten gezogen, und
auf beyden Seiten so wohl, als hinten und vorne mit ver-

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[0764] 375 beyde auf rothsamtnen Fauteuils, einem Bet=Pult vor sich habend. Nach geendeter Meße, welche mit einer großen und schönen Music accom pagniret war, verfügte sich der Doye mit schon bemeldeten beyden ministris an das in die Kirche gehende eiserne Gitter des Sprach= Zimmers derer Nonnen, welche en parade auf ihn warteten, und machte ihnen ein freundlich compliment, welches sich in ein kurtzes familiaires Gespräch resolvirete. Da denn die beyden ältesten Nonnen gegen ihren Serenissimo aufs beste entschuldigten, daß sie das Fest diesmal nicht beßer hätten zieren und solennisi- ren können. Sie sind überhaupt ziemlich frey und gesprächig, und ließ die älteste von ihnen, welche der krancken Äbtißin Stelle vertrat, sich auch mit uns in discours ein; als wir kurtz vor der Ankunfft des Doye uns an ihr Gitter postiret hatten. Unter andern nen- nete sie bey Gelegenheit ihren Nonnen=Schleyer la mia mas= chera. Der ietzige Doye, aus dem Hause Grimani, ein alter Jung- geselle, welchen wir bey dieser Gelegenheit recht genau in der Nähe besichtigen konnten, ist ein großer starcker Herr, etwas pocken grübig, und eben nicht von prevenanten Aussehen. Er soll bey dem Volck nicht beliebt seyn, weil er nicht große depensen machet, und ihm dazu die privat Mittel fehlen, die jährlichen hertzogl. intraden aber an 12000 ducati di Venezia nicht weit reichen können. 3.) Den 2ten May Nachmittags war wegen des morgenden Himmel-Fahrt=Festes vespera ducale; wo- zu der Doye mit der Signoria auf die schon am Marcus Tage beschriebene Weise in die Kirche dieses Heiligen zog. Weil aber den 3ten May, als am Himmel Fahrts Tage, das Wetter ohngefähr eine Stunde vorher, ehe der Aufbruch geschehen sollte, sehr win- dig wurde; so waren alle diesfals schon gemachten Anstalten ver- derblich; und wurde nur solenne Capella ducale gehalten, auch das da- rauf folgende publique tractement gegeben, die bekannte Haupt Ceremonie der Vermählung mit dem Meer aber bis auf den 6ten May verschoben, da denn dieselbe auch ihren ungehinderten Fort- gang hatte. Alles ist aus Büchern und sonst viel zu bekannt, als daß wir davon eine umständliche Beschreibung machen sollten. Nur eines und des andern zu gedencken, so wird der Bucentoro, über seine eigne Ruder, mit 3 Vorgespanneten peotten gezogen, und auf beyden Seiten so wohl, als hinten und vorne mit ver-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/764>, abgerufen am 24.11.2024.