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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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einem inea hausto indulgentiarum thesauro perpetuo bereichert
worden, wie die Inscription über der Kirch=Thür es ausdrücket, und
die in der Kirche hengende Bulle solches mit mehrern besaget. Das
große Dominicaner=Kloster
hat in seinem Refectorio ein sehr schönes
großes Gemählde von Paolo Veronese, die Mahlzeit unsers Hey-
landes in des Pharisaeers Hause vorstellend. Es ist aber etwas
schadhafft, weil man selbiges bey einer entstandenen Feuers=
Brunst retten wollen, und deswegen in 4 Stücke geschnitten.
Die Bibliothec dieses Closters ist ebenermaaßen nicht zahlreich,
hat aber trefflich geschnitzte und mit Drat Thüren verwahrte
repositoria. Zwischen denen Thüren praesentiren sich an stat
derer Säulen etliche und zwantzig Statuen solcher Heresi-
archen oder auch andrer in denen Glaubens principiis der
Römischen Kirche nicht richtig gewesenen Personen, welche von
jemanden aus dem Dominicaner Orden in Schrifften ex pro-
fesso wiederleget worden, wie die an denen piedestalen
stehende Schrifften solches anweisen. Diese Statuen sind
alle in Lebensgröße vorgestellet, mit großen Ketten gefeßelt,
und sehen theils desparat, theils liederlich, zerlumpet, und zer-
rißen aus, so, daß sie bey einem Anschauenden theils Furcht,
theils Verachtung erwecken können, welchen Zweck auch ein
gewißer mit uns zugleich gegenwärtiger Geistlicher zu haben
schiene, in dem er einen bey sich habenden Knaben von Condition
von einer Statue zu der anderen führete, und ih[unleserliches Material]n die Gestalt
einer iedweden sorgfältig betrachten ließ. Erasmum Rotero
damum, Lutherum, Melancht[unleserliches Material]honem, Calvinum, Mornaeum,
Mennonem Simonis und Ochinum wollen wir hier nur zur Probe an-
führen, um von dieser geschnitzten Ketzer=assamblee unsern
Lesern einigen Begriff zugeben. Die Jesuiten Kirche ist
inwendig mit weißem marmor incrustiret, in den weißen mar-
mor aber sind Blumen von grünem marmor dergestalt eingeleget,
daß alles einer tapete von grün und weißen Damast ähnlich
siehet. Die marmornen Stufen vor dem Haupt Altar sehen nach einer
eben dergleichen invention aus, als ob sie mit einem gelb und grünen

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einem inea hausto indulgentiarum thesauro perpetuo bereichert
worden, wie die Inscription über der Kirch=Thür es ausdrücket, und
die in der Kirche hengende Bulle solches mit mehrern besaget. Das
große Dominicaner=Kloster
hat in seinem Refectorio ein sehr schönes
großes Gemählde von Paolo Veronese, die Mahlzeit unsers Hey-
landes in des Pharisaeers Hause vorstellend. Es ist aber etwas
schadhafft, weil man selbiges bey einer entstandenen Feuers=
Brunst retten wollen, und deswegen in 4 Stücke geschnitten.
Die Bibliothec dieses Closters ist ebenermaaßen nicht zahlreich,
hat aber trefflich geschnitzte und mit Drat Thüren verwahrte
repositoria. Zwischen denen Thüren praesentiren sich an stat
derer Säulen etliche und zwantzig Statuen solcher Heresi-
archen oder auch andrer in denen Glaubens principiis der
Römischen Kirche nicht richtig gewesenen Personen, welche von
jemanden aus dem Dominicaner Orden in Schrifften ex pro-
fesso wiederleget worden, wie die an denen piedestalen
stehende Schrifften solches anweisen. Diese Statuen sind
alle in Lebensgröße vorgestellet, mit großen Ketten gefeßelt,
und sehen theils desparat, theils liederlich, zerlumpet, und zer-
rißen aus, so, daß sie bey einem Anschauenden theils Furcht,
theils Verachtung erwecken können, welchen Zweck auch ein
gewißer mit uns zugleich gegenwärtiger Geistlicher zu haben
schiene, in dem er einen bey sich habenden Knaben von Condition
von einer Statue zu der anderen führete, und ih[unleserliches Material]n die Gestalt
einer iedweden sorgfältig betrachten ließ. Erasmum Rotero
damum, Lutherum, Melancht[unleserliches Material]honem, Calvinum, Mornaeum,
Mennonem Simonis und Ochinum wollen wir hier nur zur Probe an-
führen, um von dieser geschnitzten Ketzer=assamblée unsern
Lesern einigen Begriff zugeben. Die Jesuiten Kirche ist
inwendig mit weißem marmor incrustiret, in den weißen mar-
mor aber sind Blumen von grünem marmor dergestalt eingeleget,
daß alles einer tapete von grün und weißen Damast ähnlich
siehet. Die marmornen Stufen vor dem Haupt Altar sehen nach einer
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/760>, abgerufen am 27.11.2024.