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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Austheilung durch die 2 vornehmsten Inspectores der Stifftung,
welche vor der schon gedachten untersten Stufe des Päbstln
Thrones stehen, und die Beutel in 2 großen Schüßeln
parat liegen haben; mithin iedwedes paar Mägdgens
in einem Moment abfertigen können. Wie indeßen
das Empfangene denen Mägdgens die Freyheit nicht be-
nimmt, ihre Resolution wegen des Heirathens sowohl, als
wegen des Closters zu ändern; also wird hingegen
auch das Geld auf den Zettel nicht eher bezahlet, bis eins
von beyden geschiehet. Es sind dieser Stifftungen hier
bey vielen andern Kirchen noch mehrere, und vor man-
cherley Nationen, welche aber leider den Effect zu Wege
bringen, daß die Leute sich auf die faule Seite legen,
und mit Arbeit etwas zu erwerben, nicht nötig fin-
den. Wie denn überhaupt die allzu vielen milden
Stifftungen hier in Rom als eine Haupt-Ursach des
fast allgemeinen Müßigangs und alles daher fließen-
den Land verderblichen Wesens mit an zu sehen sind.
Übrigens hat man bey dem großen pomp und Auf-
heben, womit solche Dinge geschehen, vollkommene
Veranlaßung, an die Lehre unsers Heylandes von dem
Allmosen derer Pharisäer zu gedencken.

4.) Die Beatification Camilli de Lellis, der aus dem Nea-
politanischen gebürtig und ein Stiffter gewißer Ordens-
Leute, die sich ministrantes infirmis nennen, gewe-
sen ist. Sie tragen schwartze lange Mäntel u. Röcke,
fast wie die Jesuiten, und haben ein + von hell-
braunem Tuch auf die lincke Brust genehet. Diese
Function geschahe in der Peters-Kirche vor dem Altar,
welcher unter der cathedra Petri stehet, in Beyseyn
der Cardinäle u. übriger praelaten, welche zu der
Congregatione rituum gehören, denn der Pabst selbst ist
dabey nicht gegenwärtig. Auswendig an der Kirche unter

Austheilung durch die 2 vornehmsten Inspectores der Stifftung,
welche vor der schon gedachten untersten Stufe des Päbstln
Thrones stehen, und die Beutel in 2 großen Schüßeln
parat liegen haben; mithin iedwedes paar Mägdgens
in einem Moment abfertigen können. Wie indeßen
das Empfangene denen Mägdgens die Freyheit nicht be-
nimmt, ihre Resolution wegen des Heirathens sowohl, als
wegen des Closters zu ändern; also wird hingegen
auch das Geld auf den Zettel nicht eher bezahlet, bis eins
von beyden geschiehet. Es sind dieser Stifftungen hier
bey vielen andern Kirchen noch mehrere, und vor man-
cherley Nationen, welche aber leider den Effect zu Wege
bringen, daß die Leute sich auf die faule Seite legen,
und mit Arbeit etwas zu erwerben, nicht nötig fin-
den. Wie denn überhaupt die allzu vielen milden
Stifftungen hier in Rom als eine Haupt-Ursach des
fast allgemeinen Müßigangs und alles daher fließen-
den Land verderblichen Wesens mit an zu sehen sind.
Übrigens hat man bey dem großen pomp und Auf-
heben, womit solche Dinge geschehen, vollkommene
Veranlaßung, an die Lehre unsers Heylandes von dem
Allmosen derer Pharisäer zu gedencken.

4.) Die Beatification Camilli de Lellis, der aus dem Nea-
politanischen gebürtig und ein Stiffter gewißer Ordens-
Leute, die sich ministrantes infirmis nennen, gewe-
sen ist. Sie tragen schwartze lange Mäntel u. Röcke,
fast wie die Jesuiten, und haben ein † von hell-
braunem Tuch auf die lincke Brust genehet. Diese
Function geschahe in der Peters-Kirche vor dem Altar,
welcher unter der cathedra Petri stehet, in Beyseyn
der Cardinäle u. übriger praelaten, welche zu der
Congregatione rituum gehören, denn der Pabst selbst ist
dabey nicht gegenwärtig. Auswendig an der Kirche unter

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[0725] Austheilung durch die 2 vornehmsten Inspectores der Stifftung, welche vor der schon gedachten untersten Stufe des Päbstln Thrones stehen, und die Beutel in 2 großen Schüßeln parat liegen haben; mithin iedwedes paar Mägdgens in einem Moment abfertigen können. Wie indeßen das Empfangene denen Mägdgens die Freyheit nicht be- nimmt, ihre Resolution wegen des Heirathens sowohl, als wegen des Closters zu ändern; also wird hingegen auch das Geld auf den Zettel nicht eher bezahlet, bis eins von beyden geschiehet. Es sind dieser Stifftungen hier bey vielen andern Kirchen noch mehrere, und vor man- cherley Nationen, welche aber leider den Effect zu Wege bringen, daß die Leute sich auf die faule Seite legen, und mit Arbeit etwas zu erwerben, nicht nötig fin- den. Wie denn überhaupt die allzu vielen milden Stifftungen hier in Rom als eine Haupt-Ursach des fast allgemeinen Müßigangs und alles daher fließen- den Land verderblichen Wesens mit an zu sehen sind. Übrigens hat man bey dem großen pomp und Auf- heben, womit solche Dinge geschehen, vollkommene Veranlaßung, an die Lehre unsers Heylandes von dem Allmosen derer Pharisäer zu gedencken. 4.) Die Beatification Camilli de Lellis, der aus dem Nea- politanischen gebürtig und ein Stiffter gewißer Ordens- Leute, die sich ministrantes infirmis nennen, gewe- sen ist. Sie tragen schwartze lange Mäntel u. Röcke, fast wie die Jesuiten, und haben ein † von hell- braunem Tuch auf die lincke Brust genehet. Diese Function geschahe in der Peters-Kirche vor dem Altar, welcher unter der cathedra Petri stehet, in Beyseyn der Cardinäle u. übriger praelaten, welche zu der Congregatione rituum gehören, denn der Pabst selbst ist dabey nicht gegenwärtig. Auswendig an der Kirche unter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/725>, abgerufen am 27.11.2024.