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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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herunter goß, und denen übrigen assistenten die Mühe machte,
solches wieder heraus zu lesen. Von dem solchergestalt praeparir-
ten Waßer wurden zuvorderst etliche große Krüge heraus ge-
schöpfet, u. zum Weih-Waßer bey Seit gesetzet, denn der Tauf-
Stein hat die Größe einer kleinen Bade-Wanne. Darauf
traten die beyden Täuflinge herzu, u. wurden lateinisch zuvör-
derst über das Symbolum apostolicum gewöhnlr maßen befraget,
und nachdem sie iedweden Articul mit credo beantwortet,
waren die weitern Fragen an iedweden, quid petis? Vis
baptizari? Die Antworten waren so sachte, daß wir sie nicht
verstehen konten; ob aber die guten Täuflinge alles recht
verstanden, muß man dahin gestellet seyn laßen, wenigstens
sahe sich der Jude auf die Frage quid petis? fast mit eini-
gem emportement um, und rief seinem Pathen, welcher
hinter ihn treten, und, wie wir nicht anders sehen konten,
ihm die Antwort einblasen muste, worüber sich auch andre
Catholicken wunderten, und uns erzehleten, daß dergl: Leute
in einer gewißen hiesigen Anstalt 6 gantze Monathe in
der christl: Lehre unterrichet, und, was den Taufactum betreffe,
darauf in specie praepariret und exerciret würden. Die
Taufe selbst verrichtete der Praelat vermittelst einer silber-
nen Kelle, mit welcher er aus dem Tauf-Stein schöpfte,
und das Geschöpfte in 3 Ausgüßen einem ieden + weise
über den Kopf lauffen ließ. Worauf iedweder Pathe seinen
Täufling mit einer Serviette und mit Baum-Wolle ab-
trocknete. Die neu getaufften wurden von hier in eine
Neben-Capelle geführet, und empfingen daselbst die
Firmelung durch eben den praelaten, welcher sie getaufft,
als welcher, vor dem Altar sitzend, die 3 längsten Finger
der rechten Hand in den Chrisam tauchete, und solche ihnen
vor die Stirn legete. Die Abtrocknung geschahe von denen
Pathen abermal mit Baum-wolle, und solchergestalt waren
die 2 neuen Christen, wenigstens dem äusern Schemate nach, fertig.
Die Geistligkeit zog darauf wieder in procession nach der
Lateran-Kirche zurück, legete sich zuvörderst vor denen in

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herunter goß, und denen übrigen assistenten die Mühe machte,
solches wieder heraus zu lesen. Von dem solchergestalt praeparir-
ten Waßer wurden zuvorderst etliche große Krüge heraus ge-
schöpfet, u. zum Weih-Waßer bey Seit gesetzet, denn der Tauf-
Stein hat die Größe einer kleinen Bade-Wanne. Darauf
traten die beyden Täuflinge herzu, u. wurden lateinisch zuvör-
derst über das Symbolum apostolicum gewöhnlr maßen befraget,
und nachdem sie iedweden Articul mit credo beantwortet,
waren die weitern Fragen an iedweden, quid petis? Vis
baptizari? Die Antworten waren so sachte, daß wir sie nicht
verstehen konten; ob aber die guten Täuflinge alles recht
verstanden, muß man dahin gestellet seyn laßen, wenigstens
sahe sich der Jude auf die Frage quid petis? fast mit eini-
gem emportement um, und rief seinem Pathen, welcher
hinter ihn treten, und, wie wir nicht anders sehen konten,
ihm die Antwort einblasen muste, worüber sich auch andre
Catholicken wunderten, und uns erzehleten, daß dergl: Leute
in einer gewißen hiesigen Anstalt 6 gantze Monathe in
der christl: Lehre unterrichet, und, was den Taufactum betreffe,
darauf in specie praepariret und exerciret würden. Die
Taufe selbst verrichtete der Praelat vermittelst einer silber-
nen Kelle, mit welcher er aus dem Tauf-Stein schöpfte,
und das Geschöpfte in 3 Ausgüßen einem ieden † weise
über den Kopf lauffen ließ. Worauf iedweder Pathe seinen
Täufling mit einer Serviette und mit Baum-Wolle ab-
trocknete. Die neu getaufften wurden von hier in eine
Neben-Capelle geführet, und empfingen daselbst die
Firmelung durch eben den praelaten, welcher sie getaufft,
als welcher, vor dem Altar sitzend, die 3 längsten Finger
der rechten Hand in den Chrisam tauchete, und solche ihnen
vor die Stirn legete. Die Abtrocknung geschahe von denen
Pathen abermal mit Baum-wolle, und solchergestalt waren
die 2 neuen Christen, wenigstens dem äusern Schemate nach, fertig.
Die Geistligkeit zog darauf wieder in procession nach der
Lateran-Kirche zurück, legete sich zuvörderst vor denen in

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[0718] 352 herunter goß, und denen übrigen assistenten die Mühe machte, solches wieder heraus zu lesen. Von dem solchergestalt praeparir- ten Waßer wurden zuvorderst etliche große Krüge heraus ge- schöpfet, u. zum Weih-Waßer bey Seit gesetzet, denn der Tauf- Stein hat die Größe einer kleinen Bade-Wanne. Darauf traten die beyden Täuflinge herzu, u. wurden lateinisch zuvör- derst über das Symbolum apostolicum gewöhnlr maßen befraget, und nachdem sie iedweden Articul mit credo beantwortet, waren die weitern Fragen an iedweden, quid petis? Vis baptizari? Die Antworten waren so sachte, daß wir sie nicht verstehen konten; ob aber die guten Täuflinge alles recht verstanden, muß man dahin gestellet seyn laßen, wenigstens sahe sich der Jude auf die Frage quid petis? fast mit eini- gem emportement um, und rief seinem Pathen, welcher hinter ihn treten, und, wie wir nicht anders sehen konten, ihm die Antwort einblasen muste, worüber sich auch andre Catholicken wunderten, und uns erzehleten, daß dergl: Leute in einer gewißen hiesigen Anstalt 6 gantze Monathe in der christl: Lehre unterrichet, und, was den Taufactum betreffe, darauf in specie praepariret und exerciret würden. Die Taufe selbst verrichtete der Praelat vermittelst einer silber- nen Kelle, mit welcher er aus dem Tauf-Stein schöpfte, und das Geschöpfte in 3 Ausgüßen einem ieden † weise über den Kopf lauffen ließ. Worauf iedweder Pathe seinen Täufling mit einer Serviette und mit Baum-Wolle ab- trocknete. Die neu getaufften wurden von hier in eine Neben-Capelle geführet, und empfingen daselbst die Firmelung durch eben den praelaten, welcher sie getaufft, als welcher, vor dem Altar sitzend, die 3 längsten Finger der rechten Hand in den Chrisam tauchete, und solche ihnen vor die Stirn legete. Die Abtrocknung geschahe von denen Pathen abermal mit Baum-wolle, und solchergestalt waren die 2 neuen Christen, wenigstens dem äusern Schemate nach, fertig. Die Geistligkeit zog darauf wieder in procession nach der Lateran-Kirche zurück, legete sich zuvörderst vor denen in

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/718>, abgerufen am 03.12.2024.