Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].bekannt ist, daß besagter Kayser alles, was damals in 11.) Der kleine See, auf welchem eine ziemliche bekannt ist, daß besagter Kayser alles, was damals in 11.) Der kleine See, auf welchem eine ziemliche <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0699"/> bekannt ist, daß besagter Kayser alles, was damals in<lb/> der Römischen Welt von kostbaren Gebäuden und Gär-<lb/> ten vorhanden gewesen, auf dieser seiner Villa mit<lb/> anbringen laßen. Unzähliche Gewölber und gantze<lb/> Corridors sind noch gantz vorhanden, durch die Curiositaet<lb/> derer antiquarien aber mit Schutt und aufgewühlter<lb/> Erde starck angefüllet. Eine sehr hohe Mauer mit 2<lb/> Thoren scheinet die Separation zweyer Plätze zum Zweck<lb/> gehabt zu haben. Alles noch übrige Gemäuer, so viel<lb/> wir bey dem starcken Regen davon besichtigen können,<lb/> ist von Back-Steinen, lieget aber, da die Connexion derer<lb/> Gebäude durch die Länge der Zeit und mannigfaltiger<lb/> Verwüstungen schrecklich getrennet worden, dermaßen<lb/> zerstr<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">e</add></subst>uet, daß man sich von der alten Gestalt des<lb/> gantzen Wercks, welches mit seinen Gärten 8 millien<lb/> im Umkreiß gehabt, keinen Begriff mehr machen<lb/> kan. Auf dem Wege zwischen Tivoli u. Rom sind<lb/> noch folgende 2 Merckwürdigkeiten in Augenschein<lb/> genommen worden.</p><lb/> <p> 11.) D<hi rendition="#u">er kleine See</hi>, auf welchem eine ziemliche<lb/> Anzahl schwimmender Insuln sich befinden. Das Waßer<lb/> dieses Sees und des heraus fließenden Baches ist weiß-<lb/> bläuligt und hat einen starcken Schwefel-Geruch. Ohn-<lb/> erachtet es kaum lau ist, so siehet man es in dem<lb/> See doch beständig kochen und häuffige große Blasen<lb/> in die Höhe stoßen, höret auch ein eben solches Rauschen<lb/> oder Brausen als wenn ein großer Topf am Feuer<lb/> kocht. Wirft man Steine in diesen See, so steiget<lb/> an demselben Orte ein dünner blasigter Schaum<lb/> mit großer Gewalt in die Höhe und treibet die Ober-<lb/> Fläche des Waßers etliche Spannen weit herum nicht<lb/> anders auf, als wenn ein Topf überkochen will.<lb/> Die Insuln sind mit Gras und Schilf bewachsen, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0699]
bekannt ist, daß besagter Kayser alles, was damals in
der Römischen Welt von kostbaren Gebäuden und Gär-
ten vorhanden gewesen, auf dieser seiner Villa mit
anbringen laßen. Unzähliche Gewölber und gantze
Corridors sind noch gantz vorhanden, durch die Curiositaet
derer antiquarien aber mit Schutt und aufgewühlter
Erde starck angefüllet. Eine sehr hohe Mauer mit 2
Thoren scheinet die Separation zweyer Plätze zum Zweck
gehabt zu haben. Alles noch übrige Gemäuer, so viel
wir bey dem starcken Regen davon besichtigen können,
ist von Back-Steinen, lieget aber, da die Connexion derer
Gebäude durch die Länge der Zeit und mannigfaltiger
Verwüstungen schrecklich getrennet worden, dermaßen
zerstreuet, daß man sich von der alten Gestalt des
gantzen Wercks, welches mit seinen Gärten 8 millien
im Umkreiß gehabt, keinen Begriff mehr machen
kan. Auf dem Wege zwischen Tivoli u. Rom sind
noch folgende 2 Merckwürdigkeiten in Augenschein
genommen worden.
11.) Der kleine See, auf welchem eine ziemliche
Anzahl schwimmender Insuln sich befinden. Das Waßer
dieses Sees und des heraus fließenden Baches ist weiß-
bläuligt und hat einen starcken Schwefel-Geruch. Ohn-
erachtet es kaum lau ist, so siehet man es in dem
See doch beständig kochen und häuffige große Blasen
in die Höhe stoßen, höret auch ein eben solches Rauschen
oder Brausen als wenn ein großer Topf am Feuer
kocht. Wirft man Steine in diesen See, so steiget
an demselben Orte ein dünner blasigter Schaum
mit großer Gewalt in die Höhe und treibet die Ober-
Fläche des Waßers etliche Spannen weit herum nicht
anders auf, als wenn ein Topf überkochen will.
Die Insuln sind mit Gras und Schilf bewachsen,
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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