Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].2.) Die sogenannte Grotta del Cane. Es ist diese grotta in 3.) Die Schwitz-Bäder Saint Germani. Es sind etliche Gewölber, und 2.) Die sogenannte Grotta del Cane. Es ist diese grotta in 3.) Die Schwitz-Bäder Saint Germani. Es sind etliche Gewölber, und <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <pb facs="#f0655"/> <p> 2.) Die sogenannte <hi rendition="#u">Grotta del Cane</hi>. Es ist diese grotta in<lb/> einem am Ufer des Sees gelegenen Felsen, iedoch nur einen<lb/> Schritt breit und ohngefähr 2 bis 3 Schritte lang. Die Experimenta,<lb/> welche hier mit einem Hunde und mit Fackeln gemacht werden,<lb/> sind bekannt. Die Exhalationes aber, welche die bewusten Effecte<lb/> zu Wege bringen, und die man als einen subtilen Rauch<lb/> sehen kan, steigen niemals höher hinauf, als eine starcke<lb/> quere Hand über dem Fuß-boden, welcher letztere gantz warm,<lb/> aber doch nicht heiß an zu fühlen ist.</p><lb/> <p> 3.) <hi rendition="#u">Die Schwitz-Bäder <choice><abbr>S.</abbr><expan>Saint</expan></choice> Germani</hi>. Es sind etliche Gewölber, und<lb/> in zweyen dererselben ist eine Oeffnung, aus welcher eine<lb/> sehr heiße Exhalation dergestalt heraus dringet, daß die Ge-<lb/> wölber damit angefüllet und die hinein gehenden zum Schwitzen<lb/> genötiget werden. In denen Behältnißen, welche gedachten<lb/> Dunst-Löchern am nächsten sind, ist es am heißesten, und<lb/> kan man also den Schweiß temperiren, nachdem man sich<lb/> ein Behältniß aussuchet. Um die Dunst-Löcher setzet sich<lb/> Schwefel und Salpeter häuffig an, und hält man die Hand<lb/> davor, so wird solche durch den heißen Prodel über und über<lb/> naß. Daß Luft-Löcher vorhanden, durch welche dieser Dampf<lb/> aus denen Gewölben wieder heraus ziehen kan, verstehet<lb/> sich von selbst. Auswendig vor diesem Gebäude riechet<lb/> es von Schwefel noch weit stärcker und wiederlicher, als<lb/> in denen Gewölbern selbst. Man gebrauchet hier zu Lande<lb/> diese Schwitz-Cur in Gicht und andern Contracturen, son-<lb/> derlich auch in der garstigen Kranckheit, welche durch die Spa-<lb/> nier zuerst nach Neapolis gebracht worden, und sich von<lb/> da weiter in Europa ausgebreitet. Wir kehrten von hier<lb/> wieder auf die Straße nach Puzzuolo, und nahmen in<lb/> dem auf der Höhe<add place="superlinear"> vor dieser Stadt</add> gelegenen <hi rendition="#u">Capuziner Closter</hi> unsern<lb/> Abtritt. Die Kirche dieses Closters schließet den Platz mit<lb/> in sich, auf welchem der <choice><abbr>H.</abbr><expan>Heilige</expan></choice> Januarius soll seyn enthauptet<lb/> worden, und ist ein mit seinem Blut befleckter Stein vor-<lb/> handen, welche Flecke, so oft das praetendirte miracul in<lb/> Neapolis geschiehet, in eben dem moment viel röther und<lb/> feuriger werden sollen. Das Brust-Bild dieses Heiligen von<lb/> weißem Marmor ist sonderlich der Nase wegen merckwürdig. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0655]
2.) Die sogenannte Grotta del Cane. Es ist diese grotta in
einem am Ufer des Sees gelegenen Felsen, iedoch nur einen
Schritt breit und ohngefähr 2 bis 3 Schritte lang. Die Experimenta,
welche hier mit einem Hunde und mit Fackeln gemacht werden,
sind bekannt. Die Exhalationes aber, welche die bewusten Effecte
zu Wege bringen, und die man als einen subtilen Rauch
sehen kan, steigen niemals höher hinauf, als eine starcke
quere Hand über dem Fuß-boden, welcher letztere gantz warm,
aber doch nicht heiß an zu fühlen ist.
3.) Die Schwitz-Bäder S. Germani. Es sind etliche Gewölber, und
in zweyen dererselben ist eine Oeffnung, aus welcher eine
sehr heiße Exhalation dergestalt heraus dringet, daß die Ge-
wölber damit angefüllet und die hinein gehenden zum Schwitzen
genötiget werden. In denen Behältnißen, welche gedachten
Dunst-Löchern am nächsten sind, ist es am heißesten, und
kan man also den Schweiß temperiren, nachdem man sich
ein Behältniß aussuchet. Um die Dunst-Löcher setzet sich
Schwefel und Salpeter häuffig an, und hält man die Hand
davor, so wird solche durch den heißen Prodel über und über
naß. Daß Luft-Löcher vorhanden, durch welche dieser Dampf
aus denen Gewölben wieder heraus ziehen kan, verstehet
sich von selbst. Auswendig vor diesem Gebäude riechet
es von Schwefel noch weit stärcker und wiederlicher, als
in denen Gewölbern selbst. Man gebrauchet hier zu Lande
diese Schwitz-Cur in Gicht und andern Contracturen, son-
derlich auch in der garstigen Kranckheit, welche durch die Spa-
nier zuerst nach Neapolis gebracht worden, und sich von
da weiter in Europa ausgebreitet. Wir kehrten von hier
wieder auf die Straße nach Puzzuolo, und nahmen in
dem auf der Höhe vor dieser Stadt gelegenen Capuziner Closter unsern
Abtritt. Die Kirche dieses Closters schließet den Platz mit
in sich, auf welchem der H. Januarius soll seyn enthauptet
worden, und ist ein mit seinem Blut befleckter Stein vor-
handen, welche Flecke, so oft das praetendirte miracul in
Neapolis geschiehet, in eben dem moment viel röther und
feuriger werden sollen. Das Brust-Bild dieses Heiligen von
weißem Marmor ist sonderlich der Nase wegen merckwürdig.
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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