Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].284 Brust-Bild, mit der Umschrifft: Benedikt XIV. Pontifex Maximus A. I: auf derandern Seite, aber ist die Weisheit in weiblicher Gestalt und Kleidung vorgestellet. Uber sich hat sie ein offenes mit Strahlen umgebenes Auge, neben sich aber eine Welt-Kugel, über welche sie die rechte Hand ausstrecket, und in der lincken Hand führet sie ein Ruder. Die Beyschrifft ist: vt mecum sit et mecum laboret. 1741. In der großen anticamera, dahin wir uns von hier aus wieder ver- fügeten, warteten wir bis der Cardinal auch vom Pabst heraus kam, und bedanckten uns aufs beste, machten ihm auch bis an den Wagen die cour. Er war so extraordinair vergnügt und freundlich, als wir ihn noch niemals gesehen, ließ sich auch bey dieser guten Laune von uns die Hand küßen, welches er sonst allezeit bisher refusiret hat. Im herunter gehen erzehlete er, daß der Pabst zu ihm gesagt: que donnerai je a ces Messieurs? des chapelets ne leur Servent de rien. je leur donnerai mon portrait en medaille, ils ne le refuseront pas. Von dem Zimmer des Pabst, darinnen wir audi- entz gehabt, ist noch zu gedencken, daß solches zwar mit rothem Damast ausgeschlagen, im übrigen aber gantz simple, und weder mit Spiegeln, kostbaren Tischen und andern dergleichen Dingen embelli- ret sey. Ja wir haben, außer einem schlechten braunen Schreib- Tisch, worauf etliche Folianten und mancherley Scripturen lagen, und einem mit dem Päbstlichen Wapen bemahlten höltzernen Seßel, gar keine mobilien darinn wahrgenommen. Von denen in diesen Tagen besichtigten Merckwürdigkeiten Der Triumphs-Bogen, welchen die Ochsen-Händler und Wechsler 284 Brust-Bild, mit der Umschrifft: Benedikt XIV. Pontifex Maximus A. I: auf derandern Seite, aber ist die Weisheit in weiblicher Gestalt und Kleidung vorgestellet. Uber sich hat sie ein offenes mit Strahlen umgebenes Auge, neben sich aber eine Welt-Kugel, über welche sie die rechte Hand ausstrecket, und in der lincken Hand führet sie ein Ruder. Die Beyschrifft ist: vt mecum sit et mecum laboret. 1741. In der großen anticamera, dahin wir uns von hier aus wieder ver- fügeten, warteten wir bis der Cardinal auch vom Pabst heraus kam, und bedanckten uns aufs beste, machten ihm auch bis an den Wagen die cour. Er war so extraordinair vergnügt und freundlich, als wir ihn noch niemals gesehen, ließ sich auch bey dieser guten Laune von uns die Hand küßen, welches er sonst allezeit bisher refusiret hat. Im herunter gehen erzehlete er, daß der Pabst zu ihm gesagt: que donnerai je à ces Messieurs? des chapelets ne leur Servent de rien. je leur donnerai mon portrait en medaille, ils ne le refuseront pas. Von dem Zimmer des Pabst, darinnen wir audi- entz gehabt, ist noch zu gedencken, daß solches zwar mit rothem Damast ausgeschlagen, im übrigen aber gantz simple, und weder mit Spiegeln, kostbaren Tischen und andern dergleichen Dingen embelli- ret sey. Ja wir haben, außer einem schlechten braunen Schreib- Tisch, worauf etliche Folianten und mancherley Scripturen lagen, und einem mit dem Päbstlichen Wapen bemahlten höltzernen Seßel, gar keine mobilien darinn wahrgenommen. Von denen in diesen Tagen besichtigten Merckwürdigkeiten Der Triumphs-Bogen, welchen die Ochsen-Händler und Wechsler <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0582"/><fw type="folNum" place="top">284</fw><lb/> Brust-Bild, mit der Umschrifft: <persName xml:id="TidB10476" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10402" ref="http://d-nb.info/gnd/118655434"><choice><abbr>Bened:</abbr><expan>Benedikt</expan></choice> XIV.</persName> <choice><abbr>Pont. 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Brust-Bild, mit der Umschrifft: Bened: XIV. Pont. Max. A. I: auf der
andern Seite, aber ist die Weisheit in weiblicher Gestalt und Kleidung
vorgestellet. Uber sich hat sie ein offenes mit Strahlen umgebenes
Auge, neben sich aber eine Welt-Kugel, über welche sie die rechte
Hand ausstrecket, und in der lincken Hand führet sie ein Ruder.
Die Beyschrifft ist: vt mecum sit et mecum laboret. 1741. In der
großen anticamera, dahin wir uns von hier aus wieder ver-
fügeten, warteten wir bis der Cardinal auch vom Pabst heraus
kam, und bedanckten uns aufs beste, machten ihm auch bis an den
Wagen die cour. Er war so extraordinair vergnügt und freundlich,
als wir ihn noch niemals gesehen, ließ sich auch bey dieser guten
Laune von uns die Hand küßen, welches er sonst allezeit bisher
refusiret hat. Im herunter gehen erzehlete er, daß der Pabst zu
ihm gesagt: que donnerai je à ces Messieurs? des chapelets ne leur
Servent de rien. je leur donnerai mon portrait en medaille, ils ne
le refuseront pas. Von dem Zimmer des Pabst, darinnen wir audi-
entz gehabt, ist noch zu gedencken, daß solches zwar mit rothem
Damast ausgeschlagen, im übrigen aber gantz simple, und weder
mit Spiegeln, kostbaren Tischen und andern dergl: Dingen embelli-
ret sey. Ja wir haben, außer einem schlechten braunen Schreib-
Tisch, worauf etliche Folianten und mancherley Scripturen lagen,
und einem mit dem Päbstl: Wapen bemahlten höltzernen Seßel,
gar keine mobilien darinn wahrgenommen.
Von denen in diesen Tagen besichtigten Merckwürdigkeiten
Specificiren wir hier nur folgendes:
Theatrum Marcelli, welches Kayser Augustus auf den Nahmen
dieses seines Nevens erbauen laßen. An dem noch stehenden
sind die Säulen-Ordnungen Dorisch und Ionisch, und wird ins-
gemein davor gehalten, daß Vitruvius selbst der BauMeister gewe-
sen. Bey Einweihung dieses Theatri, ist das geschehen, was Sueto-
nius schreibet: vt, laxatis Sellae curalis compagibus, Augustus
caderet Supinus. Das Haus Orsini hat den Uberrest dieses Theatri
sich zu einem Palais aptiret, und ist also das alte durch das neue,
und das neue durch das alte gantz verstellet.
Der Triumphs-Bogen, welchen die Ochsen-Händler und Wechsler
dem Kayser Septimio Seuero und seiner Gemahlin Juliae Piae
zu Ehren aufgerichtet, wie die daran stehende Inscription weiset.
Der arcus ist klein, auch oben nicht gewölbet, sondern platt
zugelegt und mit sehr vielem bas relief gezieret. Inwendig
im Durchgang praesentiret sich auf einer Seite gedachter Kayser
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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