Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].daß er nur einen Arm, nehmlich den rechten, den lincken aber in einer daß er nur einen Arm, nehmlich den rechten, den lincken aber in einer <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0057"/> daß er nur einen Arm, nehmlich den rechten, den lincken aber in einer<lb/> Belagerung verlohren habe, wie er denn deswegen seinen Hut allzeit<lb/> unter dem rechten Arm führet, den licken ausgestopften Ermel<lb/> aber dergestalt in die Seiten-Falten des Rocks fest genähet hat,<lb/> daß es aus siehet, als ob er die Hand in den Schub-Sack steckte.<lb/> Übrigens ist er von gutem Ansehen, und hat viel presence d’espri<lb/> welche ihn iedoch bey der Anrede an den <persName xml:id="TidB9468" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10089" ref="http://d-nb.info/gnd/118729438">König</persName>, auf wenige momente<lb/> zu verlaßen schiene, und er sich deswegen, zu Sammlung der<lb/> Gedancken, eines kleinen Hustens bediente. Endlich verfügte sich<lb/> der <persName xml:id="TidB9469" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10422">Gesandte</persName> mit denen <persName xml:id="TidB9470" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Introducteurs</persName>, iedoch ohne gewöhnliche<lb/> Procession, in die Zimmer des <persName xml:id="TidB9471" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10303">Cardinals</persName>, welcher ihm bis an die<lb/> Thür seiner antichambre entgegen kam, sich auch daselbst<lb/> gleich auf der Stelle von ihm beurlaubte, und so fort mit<lb/><choice><abbr><persName xml:id="TidB9472" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12092" ref="http://d-nb.info/gnd/104254254">Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mo</hi></hi></persName></abbr><expan>Illustrissimo</expan></choice> nostro und seinen übrigen Gästen, zu Tische setzte. Itzo<lb/> gedachte Gäste sind gewesen: der Holländische und Malthesische<lb/><persName xml:id="TidB9474" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Ambassadeur</persName>, der <choice><abbr>Päbstl:</abbr><expan>Päbstliche</expan></choice> <persName xml:id="TidB9572" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10036" ref="http://d-nb.info/gnd/116725982">Nuntius</persName>, der Sardinische <persName xml:id="TidB9479" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Minister</persName><lb/> und noch ein paar <persName xml:id="TidB9477" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Chevaliers</persName> <name type="subjectIndexTerm" xml:id="TidB9480" corresp="register.xml#regID_502.lemID_11842" ref="http://d-nb.info/gnd/4439265-5">du <choice><abbr>St.</abbr><expan>Saint</expan></choice> Esprit</name>. Wir hingegen be-<lb/> gaben uns auf vorhergegangene sehr höfliche Einladung des<lb/><choice><abbr>Hl:</abbr><expan>Herrn</expan></choice> <persName xml:id="TidB9482" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10422">von Cammasch</persName>, mit zu dem großen Repas, welches der<lb/><persName xml:id="TidB9483" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10089" ref="http://d-nb.info/gnd/118729438">König</persName> bey dergleichen Audienzien, denen Gesandten aus zurichten<lb/> pfleget. Unser übrigen Mit-Gäste, außer dem <persName xml:id="TidB9484" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10422">Gesandten</persName> und<lb/> denen beyden <persName xml:id="TidB9485" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Introducteurs</persName>, waren: der Schwedische, Dähnische,<lb/> Pohlnische, Preußisch ordinair hier residirende, der Darmstädtische<lb/> und Lüttigische <persName xml:id="TidB9486" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Minister</persName>, ferner der Preußischen Gesandtschafts<lb/> Cavaliers nehmlich: <persName xml:id="TidB9487" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12111">Graf Finck</persName>, <choice><abbr>H.</abbr><expan>Herr</expan></choice> <persName xml:id="TidB9488" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12112"><choice><abbr>v.</abbr><expan>von</expan></choice> Blumenthal</persName>, <choice><abbr>Hl.</abbr><expan>Herr</expan></choice> <choice><abbr>v.</abbr><expan>von</expan></choice> <persName xml:id="TidB9493" corresp="register.xml#regID_37.lemID_12113">Schmettau</persName><lb/> und der <persName xml:id="TidB9494" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Legations-Secretarius</persName>, sodann ein <persName xml:id="TidB9495" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Cavalier</persName> des Por-<lb/> tugiesischen <persName xml:id="TidB9496" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10116">Ambassadeurs</persName>, welcher den Christ-Orden mit einem<lb/> rothen Bande auf der Brust hängen, und einen golldenen<lb/> Stern auf dem Rock gestickt hatte, und endlich der Sohn des Sous-<lb/> Introducteurs, <choice><abbr>Mr.</abbr><expan>Monsieur</expan></choice> <persName xml:id="TidB9498" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10183">de la Tourmelle</persName>. .So frugal, <choice><abbr><persName xml:id="TidB9499" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10000" ref="http://d-nb.info/gnd/129906689">Ill<hi rendition="#sup"><hi rendition="#u">mi</hi></hi></persName></abbr><expan>Illustrissimi</expan></choice> Erzehlung<lb/> nach, des <persName xml:id="TidB9501" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10303">Cardinals</persName> Tafel gewesen, wobey er iedoch sich sehr<lb/> gesprächig und munter erwiesen, auch verschiedentlich selbst<lb/> vorgeleget, so reichlich war hingegen die unsrige auf Silber<lb/> angerichtet. Die Mitte der Tafel bedeckte ein starck ver-<lb/> goldetes Plat de menage, um welches, in zwey Abhüben, 60<lb/> Schüßeln herumgesetzet, und nach dem andern Abhub, 22 Con-<lb/> fect-Schaalen, mit sehr vielen Ent<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible"/></del><add place="across">re</add></subst>ments von crême und<lb/> andern à la glace zubereiteten Confituren, aufgetischet wurden </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0057]
daß er nur einen Arm, nehmlich den rechten, den lincken aber in einer
Belagerung verlohren habe, wie er denn deswegen seinen Hut allzeit
unter dem rechten Arm führet, den licken ausgestopften Ermel
aber dergestalt in die Seiten-Falten des Rocks fest genähet hat,
daß es aus siehet, als ob er die Hand in den Schub-Sack steckte.
Übrigens ist er von gutem Ansehen, und hat viel presence d’espri
welche ihn iedoch bey der Anrede an den König, auf wenige momente
zu verlaßen schiene, und er sich deswegen, zu Sammlung der
Gedancken, eines kleinen Hustens bediente. Endlich verfügte sich
der Gesandte mit denen Introducteurs, iedoch ohne gewöhnliche
Procession, in die Zimmer des Cardinals, welcher ihm bis an die
Thür seiner antichambre entgegen kam, sich auch daselbst
gleich auf der Stelle von ihm beurlaubte, und so fort mit
Illmo nostro und seinen übrigen Gästen, zu Tische setzte. Itzo
gedachte Gäste sind gewesen: der Holländische und Malthesische
Ambassadeur, der Päbstl: Nuntius, der Sardinische Minister
und noch ein paar Chevaliers du St. Esprit. Wir hingegen be-
gaben uns auf vorhergegangene sehr höfliche Einladung des
Hl: von Cammasch, mit zu dem großen Repas, welches der
König bey dergleichen Audienzien, denen Gesandten aus zurichten
pfleget. Unser übrigen Mit-Gäste, außer dem Gesandten und
denen beyden Introducteurs, waren: der Schwedische, Dähnische,
Pohlnische, Preußisch ordinair hier residirende, der Darmstädtische
und Lüttigische Minister, ferner der Preußischen Gesandtschafts
Cavaliers nehmlich: Graf Finck, H. v. Blumenthal, Hl. v. Schmettau
und der Legations-Secretarius, sodann ein Cavalier des Por-
tugiesischen Ambassadeurs, welcher den Christ-Orden mit einem
rothen Bande auf der Brust hängen, und einen golldenen
Stern auf dem Rock gestickt hatte, und endlich der Sohn des Sous-
Introducteurs, Mr. de la Tourmelle. .So frugal, Illmi Erzehlung
nach, des Cardinals Tafel gewesen, wobey er iedoch sich sehr
gesprächig und munter erwiesen, auch verschiedentlich selbst
vorgeleget, so reichlich war hingegen die unsrige auf Silber
angerichtet. Die Mitte der Tafel bedeckte ein starck ver-
goldetes Plat de menage, um welches, in zwey Abhüben, 60
Schüßeln herumgesetzet, und nach dem andern Abhub, 22 Con-
fect-Schaalen, mit sehr vielen Entrements von crême und
andern à la glace zubereiteten Confituren, aufgetischet wurden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |